Anwohner sehr beunruhigt
Westlich von Granada bebt die Erde unentwegt – Experten erwarten kein großes Erdbeben
Granada – jan. Im Westen der Stadt Granada will die Erde noch immer nicht aufhören zu beben. Seit dem 23. Januar sind bereits fünf Erdbeben mit einer Stärke über 4, mehr als zwanzig weitere mit einer Stärke über 3 und unzählige kleinere Erdstöße registriert worden. Wobei das Epizentrum meist in den benachbarten Gemeinden Santa Fe oder Atarfe lag.
Erdplatten nähern sich an
Die Bebenserie mit bislang über 800 Erdstößen nahm sogar schon Anfang Dezember ihren Lauf, aber die wenigsten davon, gerade mal an die 100, sind für die Bevölkerung zu spüren gewesen. Verursacht werden sie durch das Zusammenrücken der Afrikanischen und der Eurasischen Erdplatte, die sich jedes Jahr zwischen vier und fünf Millimeter annähern.
Eine solche Serie an Beben ist in der Provinz Granada auch kein Novum. Schon 1983 kam es drei Monate lang immer wieder zu Erderschütterungen, 1979 sogar über sieben Monate lang. Seismologische Experten gehen davon aus, dass sich die Bebenserie auch diesmal wieder lange hinziehen könnte, ein stärkeres Beben aber erwarten sie nicht.
Denn viele kleine Erdstöße, so die Experten, tragen dazu bei, ein richtig großes Beben zu verhindern. Was die Einwohner der erwähnten Gemeinden allerdings kaum zu beruhigen vermag. Weil die Erdstöße in relativ geringen Tiefen, zwischen drei und 15 Kilometern erfolgen, werden sie stärker wahrgenommen, als sie in Wirklichkeit sind. Das versetzt viele Menschen in Panik. In den seismologisch besonders aktiven Nächten flüchten viele Anwohner aus ihren Häusern, um in ihren Autos auf weiten freien Flächen wie Parkplätzen und Fußballfeldern zu übernachten oder gar abseits ihrer Ortschaften. Vom Roten Kreuz werden sie mitunter mit Decken versorgt und zum Teil auch psychologisch betreut.
Die materiellen Schäden – personelle sind nicht zu beklagen gewesen – konnten noch nicht bilanziert werden, da mit weiteren Beben immer wieder neue hinzukommen. Im Rathaus von Atarfe haben bereits an die 500 Bürger Schäden an ihren Häusern gemeldet und in Santa Fe weitere 130. Hinzu kommen Schäden in Schulen, Geschäften und öffentlichen Gebäuden, zumeist aber nur oberflächliche und keine strukturellen.
Spuren haben die Erdbeben sogar in der Provinzhauptstadt Granada hinterlassen, nicht zuletzt auch an ihren bedeutendsten historischen Denkmälern. Zum Beispiel an der Kathedrale, wo ein Giebel abgefallen ist oder an der Alhambra, wo an den Zinnen eines für das Publikum nicht zugänglichen Turms Risse aufgetaucht sind.
Einige Geologen schließen jedoch nicht aus, dass auch strukturelle Schäden an Fundamenten entstanden sein könnten, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. In einem Erdbebengebiet wie Granada müssen Neubauten bei Beben einer maximalen Bodenbeschleunigung von 0,24 g standhalten können. Nur die Erschütterung am vergangenen Donnerstag in Santa Fe erreichte 0,20 g und näherte sich diesem Wert an.
Allerdings gibt den Geologen nicht nur die horizontale Krafteinwirkung auf die Fundamente bei einer Erschütterung zu bedenken, sondern eben auch die hohe Anzahl der Erdbewegungen und ihre Auswirkungen. Die Experten raten daher insbesondere bei historischen Bauten wie etwa der Alhambra, es nicht bei einer oberflächlichen Inspektion und der Registrierung von Rissen in der Fassade zu belassen, sondern die Gebäudesubstanz zu prüfen.
Bebenserie könnte sich noch über weitere Monate hinziehen