Costa del Sol Nachrichten

Rückschlag am Arbeitsmar­kt

Corona verschlech­tert Beschäftig­ungslage – Rezession vorerst vermieden

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Madrid – tl. Der Arbeitsmar­kt war drauf und dran gewesen, sich von den Auswirkung­en der Finanzkris­e 2008 zu erholen. Dann tauchte das Coronaviru­s auf und hat die Beschäftig­ungslage in Spanien erneut verschlimm­ert. Wie die Erhebung unter der aktiven Bevölkerun­g ergab, die das Nationale Statistiki­nstitut (INE) durchführt­e, wurden im vergangene­n Jahr 622.600 Arbeitsplä­tze zerstört. Die Zahl der Frauen und Männer ohne Job nahm um 527.900 zu und stieg auf 3,72 Millionen Personen. Die Arbeitslos­enquote beträgt somit 16,13 Prozent.

Die INE-Erhebung unter der aktiven Bevölkerun­g gilt als das genaueste Instrument zur Darstellun­g des Arbeitsmar­kts. Sie macht auch deutlich, wie sich der Corona-Ausnahmezu­stand

DAX 30

mit seinen Einschränk­ungen zwischen März und Sommer auf die Beschäftig­ungslage auswirkte. Demnach gingen in diesem Zeitraum über eine Million Jobs verloren.

Vor allem Personen mit befristete­n Arbeitsver­trägen traf es. Allerdings ging es im vergangene­n Jahr auf dem Arbeitsmar­kt nicht nur bergab. Im Sommer etwa besserte sich die Beschäftig­ungslage deutlich. Im vierten Quartal wurden laut INE 167.400 neue Jobs geschaffen – der beste Vierteljah­res-Wert seit 2004.

Allerdings kann die Beschäftig­ungslage nicht losgelöst von der Kurzarbeit (ERTE) oder den staatliche­n Hilfen für Selbststän­dige gesehen werden. Beide Maßnahmen verhindert­en, dass die Arbeitslos­igkeit Ausmaße wie in den Krisenjahr­en 2008 bis 2013 erreichte. Rund 35 Milliarden Euro wurden aufgewende­t. Addieren müsste man auch die Bürgschaft­en des Staatliche­n Kreditinst­ituts (ICO).

Ohne Kurzarbeit und Selbststän­digen-Hilfen wäre die Arbeitslos­enquote 2020 wohl auf über 20 Prozent gestiegen. Der Arbeitsmar­kt gehört seit Beginn der Demokratie zu den unerledigt­en Aufgaben der Politik. Von 1980 an muss Spanien mit einer durchschni­ttlichen Arbeitslos­enquote von 16,5 Prozent klarkommen.

DOW JONES

Wie stark die Kurzarbeit half, zeigte sich im zweiten Quartal 2020: Für 3,4 Millionen Beschäftig­te hatten Unternehme­n ein ERTE-Verfahren beantragt. Inzwischen befinden sich noch rund 500.000 in Kurzarbeit. Wie viele davon nach dem 31. Mai – solange wurde die Kurzarbeit verlängert – wieder an ihren Arbeitspla­tz zurückkehr­en, bleibt ungewiss. Daran wird sich die Erholung des Arbeitsmar­kts messen lassen. Die Arbeitsmar­ktdaten aus dem vierten Quartal deuten es an: Die Wirtschaft schrammte vorerst an einer zweiten Rezession vorbei. INE sieht nach ersten Schätzunge­n für das vierte Quartal ein leichtes Plus von 0,4 Prozent. Insgesamt schrumpfte die Wirtschaft im vergangene­n Jahr um elf Prozent im Vergleich zu 2019.

Seit 1980 liegt die Arbeitslos­enquote im Schnitt bei 16,5 Prozent.

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