Wenn der Strom wegbleibt
Europa ist kürzlich an einem Blackout „vorbeigeschrammt“– Auswirkungen eines Blackouts und wie man sich vorbereitet
Freitag, 8. Januar 2021: „Europa ist wieder einmal knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt“, so die Worte von Stefan Zach, Sprecher des größten Strom-, Gas- und Wärmeversorgers in Niederösterreich, der EVN. Kaum einer hatte Notiz davon genommen. In den Medien wurde nur spärlich darüber berichtet. Auslöser gemäß eines Zwischenberichts des Verbandes der europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E war eine „Kaskade von Ausfällen von Betriebsmitteln“wie Stromleitungen und Schaltanlagen in Südosteuropa.
Ein Blackout, in der Fachwelt auch als „Schwarzfall“bezeichnet, ist kein Science Fiction, sondern eine sehr ernst zu nehmende Gefahr. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Stromausfall handelt es sich bei einem Blackout um einen länger andauernden, großflächigen Ausfall, der gleich mehrere Regionen oder gar Staaten betreffen kann. Die Energieversorgung gehört zur kritischen Infrastruktur (Kritis). Per Definition sind das „Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden“.
Blackout ist wahrscheinlich
Die Wahrscheinlichkeit, dass es eines Tages in Europa zu einem Blackout kommen kann, ist extrem hoch. Experten sind sich sogar sicher, dass es passieren wird, einzig unklar ist das „Wann“. Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge sowie internationaler Blackout-, Krisen- und Energiewendeexperte, prognostiziert, dass man „binnen der nächsten Monate, wenigen Jahren“mit einem europaweiten Blackout rechnen muss. Andere sprechen von einem Zeitraum von fünf Jahren. Die Ursache dafür sei hauptsächlich im Umbruch der europäischen Stromversorgung
durch die Energiewende zu finden. Die Auslöser können vielfältig sein. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) spricht in der Studie „Was bei einem Blackout geschieht“von: Technisches oder menschliches Versagen, kriminelle oder terroristische Aktionen, eine Epidemie/ Pandemie oder klimatisch bedingte Ereignisse wie Stürme, Schnee und Eis oder Hochwasser.
Da die Welt aktuell nun auch mit dem Coronavirus zu kämpfen hat, wollen wir an dieser Stelle kurz auf die Pandemie-Problematik eingehen. Warum also sollte eine Pandemie einen Blackout auslösen können? Zum einen, weil es für den laufenden Betrieb dieser sensiblen Infrastrukturen hochqualifiziertes und spezialisiertes Personal benötigt, das durch Erkrankung ausfallen könnte. Ein weiterer Punkt ist die Logistik. Pandemien führen zu massiven Störungen globaler Lieferketten. So kann die Wartezeit auf Ersatzteile, die wie so oft aus asiatischen Länder kommen, sich bedeutend erhöhen. Zum anderen sinkt bei einer von Pandemie-Maßnahmen gebeutelten Wirtschaft der Energieverbrauch, weil Unternehmen geschlossen oder in Kurzarbeit sind. Auf der anderen Seite steht aber der vorangetriebene Ausbau der erneuerbaren Energien. Sie produzieren bei Wind und Sonne viel, aber bei Dunkelheit und Windstille keine Energie. Diese volatile Erzeugung führt dazu, dass die Stromnetze immer stärkeren Schwankungen ausgesetzt sind und folglich Netzbetreiber immer häufiger eingreifen müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Und last but not least sinkt die Nachfrage nach Strom, fallen auch die Energiepreise. Zulieferfirmen, Kraftwerke, etc. können Pleite gehen. Je länger eine Pandemie dauert, desto gefährlicher wird das Ganze für die sensi