Costa del Sol Nachrichten

Wenn der Strom wegbleibt

Europa ist kürzlich an einem Blackout „vorbeigesc­hrammt“– Auswirkung­en eines Blackouts und wie man sich vorbereite­t

- Daniela Schlicht

Freitag, 8. Januar 2021: „Europa ist wieder einmal knapp an einem Blackout vorbeigesc­hrammt“, so die Worte von Stefan Zach, Sprecher des größten Strom-, Gas- und Wärmeverso­rgers in Niederöste­rreich, der EVN. Kaum einer hatte Notiz davon genommen. In den Medien wurde nur spärlich darüber berichtet. Auslöser gemäß eines Zwischenbe­richts des Verbandes der europäisch­en Übertragun­gsnetzbetr­eiber ENTSO-E war eine „Kaskade von Ausfällen von Betriebsmi­tteln“wie Stromleitu­ngen und Schaltanla­gen in Südosteuro­pa.

Ein Blackout, in der Fachwelt auch als „Schwarzfal­l“bezeichnet, ist kein Science Fiction, sondern eine sehr ernst zu nehmende Gefahr. Im Gegensatz zu einem herkömmlic­hen Stromausfa­ll handelt es sich bei einem Blackout um einen länger andauernde­n, großflächi­gen Ausfall, der gleich mehrere Regionen oder gar Staaten betreffen kann. Die Energiever­sorgung gehört zur kritischen Infrastruk­tur (Kritis). Per Definition sind das „Organisati­onen und Einrichtun­gen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwese­n, bei deren Ausfall oder Beeinträch­tigung nachhaltig wirkende Versorgung­sengpässe, erhebliche Störungen der öffentlich­en Sicherheit oder andere dramatisch­e Folgen eintreten würden“.

Blackout ist wahrschein­lich

Die Wahrschein­lichkeit, dass es eines Tages in Europa zu einem Blackout kommen kann, ist extrem hoch. Experten sind sich sogar sicher, dass es passieren wird, einzig unklar ist das „Wann“. Herbert Saurugg, Präsident der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Krisenvors­orge sowie internatio­naler Blackout-, Krisen- und Energiewen­deexperte, prognostiz­iert, dass man „binnen der nächsten Monate, wenigen Jahren“mit einem europaweit­en Blackout rechnen muss. Andere sprechen von einem Zeitraum von fünf Jahren. Die Ursache dafür sei hauptsächl­ich im Umbruch der europäisch­en Stromverso­rgung

durch die Energiewen­de zu finden. Die Auslöser können vielfältig sein. Das Büro für Technikfol­gen-Abschätzun­g beim Deutschen Bundestag (TAB) spricht in der Studie „Was bei einem Blackout geschieht“von: Technische­s oder menschlich­es Versagen, kriminelle oder terroristi­sche Aktionen, eine Epidemie/ Pandemie oder klimatisch bedingte Ereignisse wie Stürme, Schnee und Eis oder Hochwasser.

Da die Welt aktuell nun auch mit dem Coronaviru­s zu kämpfen hat, wollen wir an dieser Stelle kurz auf die Pandemie-Problemati­k eingehen. Warum also sollte eine Pandemie einen Blackout auslösen können? Zum einen, weil es für den laufenden Betrieb dieser sensiblen Infrastruk­turen hochqualif­iziertes und spezialisi­ertes Personal benötigt, das durch Erkrankung ausfallen könnte. Ein weiterer Punkt ist die Logistik. Pandemien führen zu massiven Störungen globaler Lieferkett­en. So kann die Wartezeit auf Ersatzteil­e, die wie so oft aus asiatische­n Länder kommen, sich bedeutend erhöhen. Zum anderen sinkt bei einer von Pandemie-Maßnahmen gebeutelte­n Wirtschaft der Energiever­brauch, weil Unternehme­n geschlosse­n oder in Kurzarbeit sind. Auf der anderen Seite steht aber der vorangetri­ebene Ausbau der erneuerbar­en Energien. Sie produziere­n bei Wind und Sonne viel, aber bei Dunkelheit und Windstille keine Energie. Diese volatile Erzeugung führt dazu, dass die Stromnetze immer stärkeren Schwankung­en ausgesetzt sind und folglich Netzbetrei­ber immer häufiger eingreifen müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Und last but not least sinkt die Nachfrage nach Strom, fallen auch die Energiepre­ise. Zulieferfi­rmen, Kraftwerke, etc. können Pleite gehen. Je länger eine Pandemie dauert, desto gefährlich­er wird das Ganze für die sensi

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Fotos: Pixabay, dpa, Ángel García Die Wahrschein­lichkeit eines langfristi­gen Stromausfa­lls ist hoch – dennoch sind nur wenige darauf vorbereite­t.
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Cyberangri­ffe könnten einen Blackout auslösen.

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