Warten auf Stoff
Corona-Welle flacht ab – Politiker zaghaft – Impfstoffe sicher, aber rar
Die Corona-Fallzahlen in Spanien haben sich binnen weniger Tage halbiert, doch noch immer sterben täglich Hunderte wegen Covid-19. Auch deshalb warnt das Gesundheitsministerium die Regionen davor, schlagartig Lockerungen umzusetzen, von Reisefreiheit spricht sie lieber gar nicht erst. Andalusien bleibt zunächst besonders vorsichtig, Murcia öffnet teils die Gastronomie und Valencia gibt die „Rote Laterne“der höchsten Inzidenz an Madrid ab, der Region mit den laschesten Restriktionen.
Sieben Regionen beginnen mit der Impfung der Ü80-Gruppe, und erste Studien belegen Wirksamkeit wie weitgehende Sicherheit des Pfizer-Impfstoffes, von dem Spanien aber viel zu wenig abbekommt.
Sevilla/Murcia/Valencia – mar. Die Zahl der neuen Coronavirusfälle in Spanien ist weiter stark im Sinken begriffen, am Dienstag, 16. Februar, meldete das Gesundheitsministerium eine 14Tage-Inzidenz von 386 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Die Inzidenz sinkt damit binnen zwei Wochen um mehr als die Hälfte, einige Regionen konnten sie binnen einer Woche nochmals halbieren. Über das vergangene Wochenende wurden 30.250 neue Fälle registriert, 35 Prozent weniger als am Wochenende zuvor. Allerdings gab es allein von Montag bis Dienstag binnen 24 Stunden nochmals 530 Covid-bedingte Todesfälle zu beklagen, am Dienstag vor einer Woche waren es noch 776.
Rote Laterne in Madrid
Die Region Valencia hat hinsichtlich der neuen Fälle die „Rote Laterne“mittlerweile an die Region Madrid abgegeben, wo die Inzidenz noch bei über 500 Fällen liegt, als einziger Autonomen Gemeinschaft in Spanien. In Madrid herrschten auch die laschesten Einschränkungen und es wurden bereits vorige Woche Lockerungen erlaubt, während die Gastronomie die gesamte Zeit geöffnet blieb. Dabei wurde durch die Viren-Verfolger ermittelt, dass mindestens die Hälfte der Corona-Cluster in der Hauptstadt im „öffentlich-sozialen“Umfeld entstanden, eine Umschreibung für die Gastronomie und das Shopping.
Die Auslastung der Intensivstationen in Spaniens Krankenhäusern sank bis Mittwoch dieser Woche auf unter 38 Prozent, fünf Punkte weniger als noch vor einer Woche. In Madrid, Castilla y León und der Comunidad Valenciana reicht sie knapp an die 50 Prozent heran, in La Rioja beträgt sie noch 55 Prozent. Doch auch in der Woche des Abflauens kamen nochmals 370 Menschen neu wegen Covid-19 auf eine UCI.
Der Anteil der positiven PCRTests schwankt regional stark. Mehrere Regionen sind hier bereits bei der Schwelle von um die fünf Prozent angekommen, ab der eine Pandemie als halbwegs kontrollierbar gilt, darunter Katalonien, Balearen, Kanaren, Kantabrien. Galicien liegt mit 3,6 Prozent sogar deutlich darunter. Andererseits meldet Valencia noch immer eine Positiv-Rate von über 17 Prozent, Andalusien 13, Murcia 9,6.
Auch deswegen forderte das Gesundheitsministerium die Autonomen Gemeinschaften auf, die Lockerung von Restriktionen „Schritt für Schritt und sehr gut überlegt“anzugehen, denn die Situation sei insgesamt immer noch als „sehr schlecht“zu bezeichnen. Zur Erinnerung: Bis zu einer 14Tage-Inzidenz von 250 gilt die Ansteckungslage als „extrem gefährlich“.
Grundsätzlich wird die Abschottung der Regionen untereinander aufrecht erhalten. Einige Regionen, darunter Andalusien und Kastilien und León, wollen kurzfristig auch nichts an ihren spezifischen Restriktionen ändern. Andalusiens Gesundheitsminister, Jesús Aguirre, sagte, „erst müssten die Zahlen vollständig konsolidiert sein“, das heißt stabil unter 250 bleiben.
Ansonsten gibt Spanien, wie auch beim Hochfahren, nun auch beim Abbau der Anti-Covid-Maßnahmen einen unübersichtlichen Flickenteppich ab. Katalonien wird einige Erleichterungen erlauben, bleibt in Summe aber strenger als Madrid mit einer doppelt so hohen Inzidenz. Murcia bedient sich einer Zahlenskala, um Gastronomen die Öffnung der Lokale zu erlauben oder zu verbieten. So dürfen die Bars auf den Terrassen in Murcia, Cartagena, Lorca, Molina de Segura und in 15 anderen Gemeinden wieder öffnen, – solange die Zahlen halten.
Nach Galicien versuchten nun auch Wirte in Valencia gerichtlich gegen die Schließung ihrer Betriebe vorzugehen. Das Verfahren dauert noch an. Wirte und Politik hoffen, dass zumindest die Terrassen der Lokale ab 1. März wieder freigegeben werden können, und sei es auch nur für das Tagesgeschäft.
Die für die spanische Binnenkonjunktur, also die Existenz der Spanier und das Wohlbefinden der Nordeuropäer entscheidende Frage, wann Reisen innerhalb Spaniens und auch internationaler Tourismus wieder möglich werden, ist im Moment nicht seriös zu beantworten, die Regierung vermeidet daher auch jede Andeutung von Terminen. Die Infektionslage ist dafür noch zu instabil und das Gesundheitswesen mit Covid-Fällen und Impfungen zu arg belastet. Doch auch die Ungewissheit über die destruktive Kraft der neuen Virusmutationen, die langsame Impfkampagne und das Fehlen einer einheitlichen Regelung innerhalb der EU – Stichwort Impfpass – machen derzeit die Erstellung eines Zeitplans obsolet. Die Semana Santa 2021 ist für Spanien bereits verloren und der Sommer wackelt bedenklich.
Regierung vermeidet jede Andeutung, ab wann Reisen in oder nach Spanien möglich werden