Spanien braucht mehr Stoff
Regionen beginnen mit Impfung der Ü80-Gruppe – Studien belegen Wirksamkeit und Sicherheit von Pfizer-Vakzin
Madrid – mar. Gute und schlechte Nachrichten gibt es von der Impffront: Am Montag bekam der millionste Spanier seine zweite Impfdosis verabreicht, 2,6 Millionen haben ihre erste intus. Es fehlen also „nur“noch rund 37 Millionen Menschen, um die erwünschte Mindestdurchimpfung zu erreichen. Doch nach Pfizer hat nun auch Moderna Produktionsund damit Lieferengpässe gemeldet, die nicht vor März gelöst sein werden. Auch die ersten Dosen von AstraZeneca sind eingetroffen, diese werden aber wegen geringerer Wirksamkeit bei älteren Menschen nur Personen bis 55 Jahre verabreicht. Spanien hofft auf die baldige Zulassung der Präparate von Janssen und Sanofi, um so den gordischen Knoten der Impfungen durchschlagen zu können.
Viele Regionen und Städte, vor allem die großen Tourismusgebiete, scharren regelrecht mit den Hufen und bereiten sich auf mögliche Massenimpfungen vor, sobald ausreichend Impfstoff verfügbar sein sollte. Es werden dabei auch Drive-in- und Open-Air-Impfungen vorgesehen, in Sportanlagen, auf Marktplätzen und in allen verfügbaren und geeigneten öffentlichen Gebäuden.
Sieben Autonome Gemeinschaften beginnen dieser Tage, nach dem Gesundheitspersonal, den Bewohnern von Altersheimen und einigen spezifischen Risikogruppen mit der Impfung aller „normalen“Über-80-Jährigen, in anderen ist man noch mit der Gruppe der Ü90 befasst. Wichtig für in Spanien lebende Ausländer ist, ihren Meldestatus (empadronamiento) auf dem aktuellen Stand zu halten, denn die Impfbenachrichtigung sollte – wenn die entsprechende Gruppe an der Reihe ist – per Post an die Meldeadresse kommen. Der Versicherungsstatus ist dabei irrelevant, denn die Impfung ist keine Kassen- sondern eine staatliche Leistung und für alle kostenlos.
Gute Nachrichten gibt es hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit des Pfizer-Impfstoffes. Laut einer Studie aus Israel, das
Weltspitze bei der Impfrate ist, sinken die symptomatischen Fälle bei Geimpften um 94 Prozent. Das bedeutet, die Covid-19-Krankheit bricht kaum noch aus. Bei den bisher bekannten Mutationen wirke der Impfstoff ebenfalls im Rahmen der ermittelten Spanne, hier liegen aber noch keine gesonderten Studien vor. Es gibt allerdings erste Anzeichen, dass das Vakzin von AstraZeneca bei der südafrikanischen Variante versagt. In Spanien wurde zudem festgestellt, dass die Zahl der neuen positiven Fälle in Altersheimen (bei Personal und Bewohnern) bereits nach der Gabe der ersten Pfizer-Dosis um 50 Prozent gesunken sei. Das Wirkmaximum wird laut Entwicklern ab der dritten Woche nach der zweiten Dosis erreicht.
Hinsichtlich der Nebenwirkungen des Pfizer-Impfstoffes gibt es immer mehr Daten aus Großbritannien, wo bereits rund 13 Millionen Menschen geimpft werden konnten, sowie von einer ersten Studie des AEMPS, der spanischen Behörde für Medikamentensicherheit.
In Spanien werden 70 Prozent der bisher Geimpften von Frauen gestellt, 73 Prozent sind zwischen 18 und 64 Jahre alt, 27 Prozent über 65. Von den 1,05 Millionen protokollierten Impfungen wurden bei 1.537 Personen unerwünschte Nebeneffekte festgestellt, das sind 138 pro 100.000 Probanden. Die meisten davon betrafen: leichtes Fieber, Erschöpfung und Schlappheit, leichter Druckschmerz im Arm oder an der Impfstelle, Schwindelgefühl, verdickte Lymphknoten, Erkältungssymptome, Durchfall, Schlaflosigkeit, Hautrötung um die Impfstelle. In fast allen Fällen verschwanden diese Symptome binnen weniger Tage von selbst, in wenigen Fällen wurde mit Medikamenten nachgeholfen.
In Spanien gab es laut Aemps bisher nur vier Fälle schwerer Unverträglichkeit, sprich eine allergische Reaktion auf den Impfstoff. Großbritannien quantifiziert diese schweren Abweisungerscheinungen aus seinen Studien auf drei bis vier Fälle pro 100.000 Einwohner. Das heißt, laienhaft übersetzt und pointiert ausgedrückt: Ein Glas Milch würde häufigere und auffälligere Nebenwirkungen hervorrufen als der Covid-Impfstoff.
In den „Expertennetzwerken“wie Facebook oder YouTube kursierende Horrormeldungen, wonach der Impfstoff Unfruchtbarkeit verursacht oder einen Nano-Chip von Bill Gates implantiert, bestätigten sich bis dato nicht.
In Spanien lebende Ausländer sollten ihren Meldestatus prüfen