In Cádiz wie am Rhein
Die Leidenschaft, mit der im andalusischen Cádiz der Karneval gefeiert wird, lässt sich vermutlich nur mit jener Inbrunst vergleichen, mit der die Rheinländer die fünfte Jahreszeit erleben. Das kann ihnen nicht einmal das Coronavirus völlig nehmen. Auch wenn ein karnevalistischer Gesangswettbewerb im Fernsehen oder alte Videos aus früheren Jahren in den Sozialen Medien die Live-Auftritte im Gran Teatro Falla nicht und das närrische Treiben auf den Straßen noch weniger ersetzen können.
Als eingefleischter Karnevalist ist auch der zurzeit oberste Gaditano bekannt, der Bürgermeister José María González alias „Kichi“. Und zwar schon lange bevor der ehemalige Lehrer in Cádiz erst als sozialer Aktivist von sich Reden machte, um im Frühjahr 2015 schließlich in der Lokalpolitik das Ruder zu übernehmen, das er auch nach den Kommunalwahlen vier Jahre später weiter in der Hand behalten sollte. Kichi gehörte nämlich einst der stadtbekannten Karnevalsgruppe Tino Tovar an, die er sogar mitbegründete.
Und der Karneval geht für Kichi noch immer vor. Als jüngst in Cádiz ein Hospital in Flammen aufging (siehe Seite 16), standen dort umgehend mehrere lokale Funktionsträger auf der Matte, unter denen der Bürgermeister vermisst wurde. Ein Tweet, in dem er eine Karnevalssendung auf dem Regionalsender Canal Sur kommentierte, entlarvte, was er gerade Besseres zu tun hatte.