Der Rapper und der Ruf nach Freiheit
Verhaftung des Skandal-Rappers Pablo Hasél löst soziale Proteste aus
Barcelona – sk. Die sozialen Proteste in Spanien nehmen zu. In mehreren Städten sind am Dienstag tausende Menschen wegen der Verhaftung des Rappers Pablo Hasél auf die Straßen gegangen. Die Bilder von Randalen glichen denen in Linares am Wochenende.
Gegen den Rapper Hasél lag bereits am Freitag ein Haftbefehl wegen Verherrlichung des Terrorismus und Schmähungen gegen die Krone vor. Der Aktivist verbarrikadierte sich daraufhin mit Studenten in der Universität Lleida und propagierte seinen Fall als ein Beispiel für die Unterdrückung von Meinungsfreihheit – was freilich nur teilweise stimmt. Denn der Musiker landet – mit Verlaub – nicht nur wegen seines losen Mundwerks im Knast, sondern weil er bereits einige Strafen auf dem Kerbholz hat – bezeichnenderweise einen Übergriff auf Journalisten – und deswegen die geringe Strafe von neuneinhalb Monaten in der Haftanstalt verbüßen sollte. Ein unbescholtener Bürger ist er nicht.
Andererseits stellten Politiker fest, dass sie schon schlimmere Kommentare in den Sozialen Netzwerken gegen ihre Person erdulden mussten als das Twitter-Gebell, für das der Rapper belangt wurde. Bei dem 32-Jährigen macht der Ton die Musik, für Hasél sind Polizisten „beschissene Söldner“und es ist ein „faschistischer Staat“, der ihn festnimmt.
Was aber auf viele verstörend wirkte: Die Polizei holte mit Spezialkräften einen linken Chaoten aus der Uni, aber am selben Tag unternahm sie nichts gegen den Aufmarsch von Neonazis in Madrid mit Hommage an die División Azul samt einer üblen antisemitischen Hetzrede einer jungen Neo-Nazi-Frau.
Der Fall Hasél löst eine Debatte über die Grenzen von Meinungsfreiheit aus
Der Fall Hasél hat in Spanien eine Debatte darüber ausgelöst, ob Beleidigungen gegen die Krone Teil freier Meinungsäußerung oder ein Fall für das Strafgesetz sind. Nun plädieren Politiker dafür, solche Angelegenheiten zivilrechtlich zu regeln. Nur die Anstachelung zum Hass müsse eine Grenze sein, die nie überschritten werden dürfe. Über 200 Künstler haben in einer Petition gegen die Verhaftung und Bestrafung des Künstlers protestiert. Spanien wird bisweilen von der EU gerügt, weil Gesetze der Meinungsfreiheit enge Fesseln anlegen – die aber, wie in diesem Fall, links meist fester geschnürt werden als rechts.
So zogen in Barcelona Menschen mit „Free Pablo“-Schildern durch die Straßen. Sein Antlitz erschien auf den Plakaten wie das bekannte Bild von Che Guevara. Als sich die Demonstration bereits begann aufzulösen, fingen Radikale an, Mülltonnen anzuzünden und Steine auf die Polizei zu werfen.
Polizeiroller angezündet
In Lleida fing das Fernsehteam des RTVE einen Polizisten auf einem Motorrad ein, wie er von einem Objekt getroffen wird, von der Maschine fällt und verletzt weggebracht wird. Minuten später brannte der Scooter. Auch in Girona und Valencia kam es vereinzelt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.