Wege aus der Sucht
Direktor der Suchtberatungsstelle Horizonte Proyecto Hombre Marbella im Interview
Marbella – lk. Seit 1983 bietet der Drogenhilfsverein Horizonte Proyecto Hombre Marbella Kurse zu den Themen Prävention und Lebenshilfe. Im Interview mit den CN spricht sein Direktor Jaime Álvarez García-Silván über die Arbeit der Organisation.
CN: Welchen Schwerpunkt hat die Arbeit des Drogenhilfsvereins im Moment?
Jaime Álvarez: Wir bieten Aufklärungsarbeit in Schulen, wobei es hier nicht nur um das Thema Drogenkonsum geht, sondern im Fokus steht auch die Frage, welche Faktoren und Emotionen zu einer Abhängigkeit führen können. Auch in Unternehmen klären wir darüber auf, dass Angestellte, die Drogen konsumieren, nicht diskriminiert werden sollen, sondern dass diese Hilfe benötigen. Das Programm Pivesport richtet sich an Trainer, Lehrer und Eltern, die ihren Kindern ethische Werte und den Sport als gesunde Freizeitbeschäftigung vermitteln sollen. Im Programm Concilia steht die emotionale Intelligenz im Mittelpunkt. Das Programm „Base“ist in drei Schritte aufgeteilt und richtet sich an Erwachsene, die von einer Substanz abhängig sind oder unter Spielsucht, Bulimie oder Magersucht leiden.
Inwiefern hat sich Ihre Arbeit durch die Coronavirus-Krise verändert?
Im März 2020 mussten wir unsere Einrichtungen schließen und boten die Kurse telematisch an. Diese Umstellung fiel uns schwer, da wir als Therapeuten auf die Nähe zu den Personen angewiesen sind und nun auf ermunternde Umarmungen verzichten mussten. Seit Juni 2020 sind unsere Büros wieder geöffnet. Wir halten alle Normen samt Temperaturmessen, dem Lüften der Räume, dem Tragen von Atemmasken und Desinfizieren der Räume penibel ein. Wenn die Gruppen zu groß sind, teilen wir sie in kleinere auf.
Hat die Zahl der Personen, die ein Suchtproblem haben, seit dem Beginn der CoronavirusKrise zugenommen?
Zu uns kommen auch Menschen, die noch nie Kontakt mit Drogen hatten, sondern für die emotionale Probleme Risikofaktoren darstellen. Viele assoziieren Horizonte Proyecto Hombre mit Drogenproblemen. Wir haben ein wirksames Therapiemodell und gut ausgebildete Therapeuten, die Menschen auch bei anderen Arten von Lebenskrisen helfen können. Ich denke, dass wir die Konsequenzen des
Lockdowns erst noch merken werden. Bis jetzt habe ich beobachtet, dass viele unserer Klienten rückfällig geworden sind. Besonders hart war diese Situation für Personen mit psychischen Problemen oder Familien, in denen sich die Ehepartner untereinander oder Kinder und Eltern nicht verstehen.
Durch die Pandemie hat Horizonte Proyecto Hombre Marbella starke Einbußen erlitten. Der Verein verfügt über zwei Geschäfte und veranstaltet Flohmärkte in Marbella. Auch über Wallapop und Vinted bietet der Verein Second-Hand-Artikel an. Weitere Informationen unter: https://horizontepro yectohombremarbella.org/
952 775 353
Welche Suchtformen sind angestiegen?
Ich denke, dass der Konsum in etwa gleichgeblieben ist. Besonders Alkohol, Kokain und THC wurden in der Zeit des Lockdowns konsumiert. Durch die Quarantäne sind viele spielsüchtige Personen rückfällig geworden.