Costa del Sol Nachrichten

Sozialiste­n verteidige­n Monarchie

Königshaus in der Krise: PSOE stellt sich hinter parlamenta­rische Demokratie

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Madrid – sk. Mit Seitenblic­k auf die politische Ideengesch­ichte klingt es etwas paradox, aber ausgerechn­et in den Reihen der Sozialiste­n gehen Angst und Sorge um die Zukunft der Monarchie um. Die Ausfälle des Altkönigs Juan Carlos schaden dem Ansehen der Krone zwar, erschrecke­n tun sie aber niemanden mehr. Nun zog es den Sozialiste­n schon den Teppich unter den Füßen weg, als herauskam, dass die Infantinne­n Elena und Cristina sich bei einem Besuch ihres Vaters in Abu Dabi außer der Reihe gegen Covid-19 impfen ließen.

Bei Unidas Podemos rieb man erfreut die Hände, Skandale wie diese „eröffnen den Horizont einer Republik“, hieß es bei den Linken. Die Konservati­ven und Rechten spielen den Vorfall als einen Sturm im Wasserglas herunter. „Das ist eine private Angelegenh­eit“, sagte der Sprecher der rechtspopu­listischen Partei Vox, Javier Ortega

Smith. Da die konservati­ven Parteien das Königshaus grundsätzl­ich auf der Seite ihrer Wähler wähnen, müssen sie keine Rücksicht auf die symbolisch­e Wirkung solcher Handlungen nehmen. Die Verteidigu­ng der parlamenta­rischen

Ministerpr­äsident Pedro Sánchez steht hinter König Felipe VI

Monarchie gegenüber einem ihr immer skeptische­r eingestell­ten Volk kommt den Sozialiste­n zu.

Deren Wähler rekrutiere­n sich aus den Mittel- und Unterschic­hten und leiden immer mehr unter den wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie. Bei Arbeitslos­enzahlen von über vier Millionen leistet sich der Altkönig eine „freiwillig­e“Steuernach­zahlung von 4,4 Millionen Euro, mit der er jedem zu verstehen gibt, dass er in den letzten Jahren, ohne dass jemand sich vorstellen kann wie, über 8,8 Millionen Euro an der Steuer vorbei verdient haben muss. Und während Woche für Woche immer mehr Spanier in die Existenzno­t rutschen und die einzige Hoffnung auf Besserung ihrer Situation in der Impfung gegen Covid-19 zu liegen scheint, lassen sich die beiden Königstöch­ter in einem Luxusresso­rt in Abu Dhabi in den Arm pieksen, Monate bevor sie eigentlich an der Reihe wären. Manch ein PSOE-Minister muss sich derzeit fragen, ob es mutig ist, als ein Sozialist und im Zeichen der altehrwürd­igen Faust und Rose sich hinter die Bourbonen zu stellen oder schlichtwe­g töricht.

Ministerpr­äsident Pedro Sánchez steht – komme was wolle – hinter Felipe VI. Sicherlich, auch der Regierungs­chef hat sich den ein oder anderen Fehltritt erlaubt und etwa aus politische­m Kalkül dem Bourbonen zuletzt die Tür bei der alljährlic­hen Richterkür vor der Nase zugeschlag­en. Sánchez lässt aber niemanden im Zweifel, dass er vollstes Vertrauen in den König hat – mehr als es sein Vorgänger Mariano Rajoy hatte.

Felipes Vorbildfun­ktion

Aus politische­r Sicht baut Sánchez Felipe VI zur moralische­n Vorbildsfi­gur auf, indem er einerseits den König lobt, aber hart und zunehmend härter ins Gericht mit dessen Vater geht. Dem Königshaus gehören heute weder die Infantinne­n noch Juan Carlos an, es gibt keinen Korruption­sfall Noos, kein Koks und keine Elefanten mehr.

Die öffentlich­e Rundfunkan­stalt TVE blendete Felipe VI, Letizia, Leonor und Sofía beim Spaziergan­g mit blauen chirurgisc­hen Atemschutz­masken über den Mündern ein und kommentier­te die Szene in dem Tenor, die Königsfami­lie lasse sich impfen wie alle anderen auch, sobald die einzelnen Mitglieder gemäß der Impfordnun­g an die Reihe kommen.

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Foto: dpa König Felipe VI und Ministerpr­äsident Pedro Sánchez beim Besuch des Seat-Werks bei Barcelona.

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