Farbtupfer der Pandemie
Ein Jahr Pandemie ist rum, und die Zeit beginnt, in der wir alles zum zweiten Mal erleben. Ein zweites Mal Fallas ohne Menschen, ein zweites Mal Ostern ohne Freunde, ein zweites Mal Kindergeburtstag ohne Einladungen. Wir scheinen auf der Stelle zu laufen. Es geht zwar mal rauf und mal runter, aber eben nicht so richtig weiter.
Das war anfangs anders, da tat sich was – meist Schlechtes, das stimmt, aber nicht nur. Die Masken sind so ein Beispiel des Ausbrechens aus der Tristesse. Neulich fand ich meine erste in einer Regalecke wieder. Notdürftig zusammengeschneidert, aus seltsam hartem Stoff. Benutzt habe ich sie nie, genauso wenig wie eine der letzten Handwerker-Schutzmasken, die die Schwiegermutter noch im Baumarkt ergatterte und die meine Tochter mit rosa Herzen verzierte.
Doch dann ging es so richtig los mit der Maskenproduktion. Die heimischen Nähmaschinen liefen heiß, die Industrie zog nach, es wurde bunter, schriller, mit Glitzer für Feste, die man nicht feiern durfte, mit Totenköpfen für Jungs und Einhörnern für Mädchen.
Bis irgendwann auch diese Masken-Euphorie von der Realität eingeholt wurde. Mittlerweile stechen immer weniger Farbtupfer aus dem blau-weißen FFP2- und Chirurgie-Einerlei hervor. Was soll ich mich auch ums Design einer Maske scheren, wenn ich nicht weiß, ob sie wirklich schützt? Wir haben viel gelernt in diesem Jahr. Leider auch, dass die Pandemie das Gegenteil von bunt und schrill ist, nämlich ernster und trauriger, als wir je gedacht hätten.