Ein Jahr mit Corona
Bilanz der Wirtschaftskrise – Zahlen offenbaren Ausmaß des Einschnitts
Madrid – tl. Niemand ahnte, dass die Corona-Pandemie über ein Jahr das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben bestimmen würde. Bisher ist kaum Besserung eingetreten – und auch nicht in Sicht. So schätzt die OECD, dass Spanien nicht vor 2023 vollständig aus der Corona-Krise kommt.
Die Wirtschaft schrumpfte im Corona-Jahr nach Daten des Nationalen Statistikinstituts (INE) um elf Prozent. OECD, Internationaler Währungsfonds (IWF) sowie EUKommission sehen Spanien zwar wieder auf Wachstumskurs, doch werde das Plus mit um die 5,7 Prozent geringer ausfallen als von der Regierung erwartet.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) geriet bereits zu Beginn 2020 ins Minus. Obwohl ins erste
DAX 30
Quartal nur zwei Wochen Ausnahmezustand fielen, sank die Wirtschaftskraft um 5,3 Prozent. Während des Lockdowns zwischen April und Juni brach das BIP um 17,9 gegenüber dem ersten Quartal ein, im Jahresvergleich sogar um 21,6 Prozent. Die Regierung aktivierte 200 Milliarden Euro an Hilfe für die Wirtschaft, in erster Linie für Staatsbürgschaften sowie für das Kurzarbeit-Programm.
Im Sommer sprang der Wirtschaftsmotor wieder an. Das BIP legte im dritten Quartal um 16,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Im Jahresvergleich war allerdings immer noch ein Minus von neun Prozent zu verzeichnen. Im September rollte dann die zweite Corona-Welle über Spanien hinweg. Die Folge: Im vierten Quartal schlug nur ein Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu Buche. Im Jahresvergleich wurde ein Minus von 9,1 Prozent gemessen. Laut INE wurde 2020 mit einem BIP in Höhe von 1,12 Billionen Euro abgeschlossen.
Staatsverschuldung erstmals seit 100 Jahren über Bruttoinlandsprodukt
Erstmals seit 100 Jahren überstieg die Staatsverschuldung, die auf die Rekordhöhe von 1,17 Billionen Euro anwuchs, das Bruttoinlandsprodukt. Auch das Haushaltsdefizit machte einen Satz nach oben. Das Defizit wird 2020 wohl um die 11,3 Prozent liegen. Ebenso wurden in der Handelsbilanz
DOW JONES
Rückgänge im zweistelligen Bereich gemessen. So sanken die Exporte auf 261,17 Milliarden Euro (minus zehn Prozent), die Importe fielen mit 274,6 Milliarden Euro um 14 Prozent niedriger aus.
Für 2021 hatten OECD und EU für Spanien noch das stärkste Wirtschaftswachstum der EU vorhergesagt. Doch nach dem schlechten Jahresstart müssen die Prognosen wohl relativiert werden. Die Arbeitslosigkeit liegt erstmals wieder über der Vier-Millionen-Marke. Die Zahl der Kurzarbeiter stieg auf 900.000 Personen. So geht die Unabhängige Finanzautorität (Airef) inzwischen davon aus, dass im ersten Quartal die Wirtschaft um 1,4 Prozent schrumpft. Und die vierte Corona-Welle mit der britischen Mutante kündigt sich an.
EURO STOXX