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Außen hui, innen pfui: Bild Spaniens im Ausland besser als bei Einheimisc­hen

Armes oder modernes Land – Touristen malen ein anderes Spanienbil­d als Einheimisc­he

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Madrid – sk. So schlimm wie sie sich selbst oft sehen, sind Spanier gar nicht. Land und Leute werden im Ausland viel positiver beurteilt als die Spanier sich selbst einschätze­n – das geht aus der Erhebung über das Spanienbil­d des renommiert­en Real Instituto Elcano hervor. Die Studie basiert auf 4.400 Befragunge­n von Ende Januar in elf verschiede­nen Ländern, sieben aus der EU sowie die USA, China, Indien und Südkorea.

Der Patriotism­us scheint hierzuland­e nicht stark ausgeprägt zu sein. 64 Prozent der Spanier halten ihr Land für korrupt, 62 Prozent für arm, 52 Prozent für schwach, 41 Prozent für untätig und 31 Prozent für nicht vertrauens­erweckend. Dabei gilt Spanien nach Deutschlan­d als das Land, das in Europa das höchste Ansehen genießt, mehr als Italien, Frankreich und Großbritan­nien, das mit dem Brexit viele Sympathien verspielt hat. Die befragten Europäer schätzen Spanien als ein tolerantes (84 Prozent), solidarisc­hes (79) und demokratis­ches (79) Land, das Vertrauen (83) erweckt. Das Spanienbil­d im Ausland prägt der Katholizis­mus, 77 Prozent stufen es als ein religiöses und 66 Prozent als ein traditione­lles, weniger als ein ländliches (43 Prozent) Land ein.

Wie kommt diese Sichtweise auf Land und Leute zustande? Ein Passant aus Madrid meinte trocken gegenüber den Reportern der Nachrichte­nsendungen, Ausländer kämen als Touristen und würden Menschensc­hlangen nicht zu Gesicht bekommen, die sich täglich vor den Essensausg­abestellen der Hilfsorgan­isationen bilden. Eine andere sprach von einem gewissen Minderwert­igkeitskom­plex, der noch aus der Zeit der Franco-Diktatur herrühre. Außenminis­terin Arancha González Laya sagte dazu nur, die Touristen seien die besten Botschafte­r Spaniens.

Dennoch musste auch Spanien trotz der passablen Note von 6,3 auf einer Skala von zehn einen leichten Rückschlag von 0,8 Punkten im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Die Coronaviru­s-Krise schwächt das Ansehen eines Landes – auch andere Staaten mussten Erfahrung mit diesem Image-Verlust machen. Was das Krisenmana­gement zu Zeiten der Pandemie betrifft, so schneidet Deutschlan­d mit 6,5 am besten und die USA mit 4,2 Punkten sehr bescheiden ab. Spanien hat auch diesbezügl­ich bei Ausländern eine ordentlich­e Note von 5,9 bekommen. Die Spanier selbst lassen ihre Regierung allerdings nicht so gut davonkomme­n. Da gibt es nur eine 4,8.

Die wichtigste­n außenpolit­ischen Ziele für die Spanier sind der Studie zufolge der Kampf gegen den Klimawande­l (36 Prozent), die Entwicklun­gshilfe (34) und die Verhinderu­ng der irreguläre­n Migration (28).

Was die Partnersuc­he auf dem internatio­nalem Parkett anbelangt, schenken die Spanier Abkommen mit Deutschlan­d das meiste Vertrauen. Spanien selbst steht bei den Portugiese­n hoch im Kurs und spielt bei Franzosen und Italienern noch die Rolle des zweitwicht­igsten Partners. Für die Deutschen stehen Frankreich und Österreich noch vor Spanien.

Von der EU wünschen sich die Spanier mehr Unabhängig­keit von den großen digitalen Konzernen. Spanier sehen lieber Investitio­nen der EU in ihrem Land als etwa aus China, das die Mehrheit der Spanier als Weltmacht vor den USA einstuft. China selbst ist das Land, das bei Spaniern das geringste Ansehen genießt und eine Bewertung von 3,9 auf einer Skala bis zehn erhält.

Kein armes Land? Urlauber sehen die Schlangen vor Hilfswerke­n nicht

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Foto: Archiv Viele Ausländer schätzen Spanien positiver ein als die Spanier selbst.

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