Königin und Zigeunerin
Die Renaissancestadt Úbeda in der andalusischen Provinz Jaén ist für historisch Interessierte ein Muss
Ingrid Lechner
Wenn Sie sich für historische Städte interessieren, dann ist der Besuch der Renaissancestadt Úbeda fast schon ein Muss. Úbeda liegt im geographischen Mittelpunkt der Provinz Jaén in Andalusien und ist von der Costa Blanca aus gut über Albacete und die N-322 zu erreichen. Am rechten Ufer des Guadalquivir, eingebettet zwischen Olivenhainen, der Sierra de Cazorla und der Sierra de Mágina ruht sie auf einem 748 Meter hohen Hügel.
Schon von weitem machen die stolzen Türme auf sich aufmerksam. Mit 35.000 Einwohnern wäre es eigentlich eine ganz normale ruhige Kleinstadt, wären da nicht die vielen Ausflügler, die sich tagtäglich aufmachen, diesem Juwel einen Besuch abzustatten.
Aber auch ihre acht Kilometer entfernte, kleinere Schwesternstadt Baeza lockt mit Kunstschätzen und schönen Bauwerken die Besucher an und ist einen Anschlussbesuch wert. Der bekannte spanische Lyriker Antonio Machado, Freund und Zeitgenosse von García Lorca, charakterisierte diese beiden Städte folgendermaßen: „Baeza: die Arme und Dame, Úbeda: Königin und Zigeunerin.“
Musterstadt der Renaissance
Wenden wir uns also der „Königin und Zigeunerin“zu. Römische Architektur, Renaissance und der prachtvolle Barock haben hier ein reiches Erbe hinterlassen. Auch der kulturelle Einfluss der Eroberer aus Nordafrika ist bis heute spürbar geblieben und formte Úbeda zu einer der interessantesten Städte Europas. Im Jahre 1955 wurde sie zur kunsthistorischen Stadt und 1975 vom Europarat zur Musterstadt der Renaissance erklärt. Gemeinsam mit Baeza wurden diese Städte 2003 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
Das Auto lässt man am besten in der Tiefgarage an der zentralen Plaza de Andalucía. Von da aus ist der Weg nicht weit zur Touristeninformation, wo Sie sich mit Stadtplan und Prospekten (auch auf
Deutsch) versorgen können. Die freundliche Señorita klärt Sie sicher auf Wunsch auch ein wenig über die interessante Historie der Stadt auf.
Denn jeder Winkel und jede
Gasse erzählt eine eigene Geschichte. Und diese Geschichte reicht weit zurück. Die Historiker sprechen sogar davon, dass die ersten Einwohner gar Enkel des Noah gewesen sein könnten. Kaum zu glauben, aber jede Stadt hat wohl ihre eigene Version und auch ihre eigenen Geschichtsschreiber… nur Überreste dieser antiken Bewohner hat man niemals gefunden.
Die ersten nachgewiesenen Siedlungen in dieser Gegend entstanden in der Kupfer- und Bronzezeit, auch fand man viele Spuren der Römer und Westgoten. Dennoch waren es die Araber, welche diese Stadt ab dem 8. Jahrhundert am deutlichsten prägten. Sie brachten ihre Bräuche, ihre Wissenschaften und ihre vielfältige Handwerkskunst mit. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte Úbeda dann ein häufiges und langwieriges Hin und Her von maurischen Eroberungen, bis das Christentum im Jahre 1233 unter König Fernando III. zurückschlug.