Abschaffung der Frau?
Feministinnen härteste Front gegen „Ley Trans“– Gender nicht gleich Geschlecht
Madrid – sw. Scharf attackiert wird das „Ley Trans“in Spanien wie erwartet von der rechtskatholischen Front. Jedoch etablierte sich eine Gruppe überraschend als härtester Gegner: Feministinnen. Über hundert Vereinigungen klagen in einer „Allianz gegen die Auslöschung der Frauen“Ministerin Irene Montero an, mit dem Trans-Gesetz Frauen zu übergehen und nur auf die LGTBILobby zu hören. Aber worum geht es? Erstens um Männer.
Die würden durch die enorme Liberalisierung der TransRechte freie Bahn in geschützte Sphären der Frauen haben, heißt es. Denn wenn niemand mehr seine Geschlechtswahl nachweisen muss, könnte jeder Mann, der als Frau behandelt werden will, nicht etwa nur das Damenklo betreten. Sondern auch von Frauenquoten profitieren, als Krimineller ins Frauengefängnis wollen oder im Frauensport Erfolge feiern.
Letzteres prangerte selbst Izaro Antxia an, Spaniens erste Trans-Fußballerin. Das „Ley
Trans“, so die Feministinnen, mache einen jahrzehntelangen Kampf um die Stellung der Frau zunichte. Doch die Kritik geht noch tiefer. Monteros Intimfeindin, Spaniens Vizepräsidentin Carmen Calvo, ließ sich gar zum Vorwurf hinreißen, dass das Gesetz „Kriterien der Identität des Restes von 47 Millionen Spaniern“gefährde.
Wie erbittert der Kulturkampf ist, erfahren wir von Genderforscherin Elena Fuentes (Name von Redaktion geändert) aus Valencia, die es auf Anfrage ablehnt, als Einzelperson in den Medien über das Trans-Gesetz zu sprechen. Als Kritikerin sei sie „Dynamiken der Verfolgung und Anschwärzung“ausgesetzt. Stattdessen empfiehlt sie uns die Texte von Alicia Miyares.
„Purer Relativismus“
Die Philosophin führte 2020 ein Manifest der älteren feministischen Garde Spaniens gegen das „Ley Trans“an. 2021 tobte Miyares, das Gesetz sei „noch schlimmer, als wir dachten.“Es treibe die „Veränderung der menschlichen Beschaffenheit“voran und sei „purer Relativismus“. Kern der Kritik: Die ideologische Ersetzung des Terminus „sexo“– also biologisches Geschlecht – durch „género“. Letzteres sei das rein durch soziale Konventionen definierte Geschlecht, also letztendlich völlig relativ. Kurioserweise liegen die Feministinnen
damit auf einmal auf der Linie ihrer Erzrivalin: Der katholischen Kirche. Auch die prangert die Ausklammerung der Biologie im Menschenbild als „Gender-Theorie“an.
Doch auch die Jugend sehen die Feministinnen in Gefahr. Durch die liberalisierte Geschlechtswahl würden Minderjährige verwirrt und zu schwerwiegenden Schritten verleitet. Dabei – so das Manifest von 2020 – würden „85 Prozent“der Jugendlichen nach der Pubertät sexuelle Identitätskrisen von selbst überwinden. „Sektiererisch“sei das Vorgehen des Trans-Kollektivs, das solche Einwände nicht hören wolle.
Eine weitere feministische Kritik am Trans-Gesetz hört man in Spanien eher im Alltag: Irene Montero konzentriere sich auf polemische Vorstöße wie das „Ley Trans“, lasse aber Millionen von Frauen allein. Gerade die Corona-Krise habe die Unvereinbarkeit von Job und Familie für viele Mütter verstärkt. Ein neues Gesetz zu ihrem Schutz? Fehlanzeige.