Liebe Leser,
bereits vergangene Woche versuchten wir einen ersten vorsichtigen Rückblick auf die (hoffentlich bald endende) Pandemie. Nun nähern wir uns dem Juni, also dem Monat, in dem in Spanien das Schuljahr dem Ende entgegengeht. Üblicherweise wird bereits der Stundenplan ab dem 1. Juni kürzer, und das Unterrichtsgeschehen sommerlicher. Fragen wir also: Wie haben sich die Schulen hierzulande in der großen Corona-Krise geschlagen? Die Antwort lautet: großartig.
Anders kann man es nicht sagen. Erinnern wir uns an September 2020. Was wurden zum Schuljahresstart nicht alles für Schreckensszenarien an die Wand gemalt, als die Schulen nach fast sechs Monaten Auszeit wieder öffneten. „Ihr werdet sehen, in zwei Wochen ist alles wieder zu.“Solche Sätze hörte man überall. Aber sie wurden nicht wahr. Abgesehen von punktuellen Ausnahmen fand der Unterricht an öffentlichen Schulen unserer Küsten das ganze Schuljahr über statt. Anders also als in vielen Ländern Europas, die nicht selten von oben herab auf die Bildung in Südeuropa schauen. Doch Spanien hat signalisiert: Schulen sind uns wichtig. Wichtiger sogar als die Gastronomie, das große wirtschaftliche Standbein.
Zu loben sind die regionalen Schulministerien, die gründlich und transparent die Corona-Lage studierten und bei Bedarf schnell nach Protokoll einschritten. Aber vor allem auch die Schulgemeinschaften. Was Direktoren, Lehrer, Mitarbeiter, aber auch Kinder und Eltern leisteten, war bei den schwierigen Bedingungen bewundernswert. Sie alle haben bewiesen, wie diszipliniert und flexibel, aber auch mutig Spanien sein kann. Bravo!
Etwas weiter blickend, wünsche ich mir, dass es mit diesem Schwung im neuen Schuljahr mutig und kreativ weitergeht. Bald wieder Masken runter, bald wieder kooperatives Lernen, offene Schule, Projekte, Ausflüge. Damit junge Leute im digitalen Rausch dieser Tage wieder echte Alternativen entdecken. Damit die (zeitweilig nötige) Lehrerzentriertheit wieder zurückgeht. Damit auch die Gesellschaft und Politik von den Schulen lernen, dass Mut und Kreativität sich lohnen. Kommen Sie gut in den Juni!