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Mussolinis Pyramide: Kurioses Denkmal erinnert in Kantabrien an italienisc­he Legionäre

Pyramide in Kantabrien erinnert an italienisc­he Legionäre – Tragischer Busunfall vor 50 Jahren

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Valle de Valdebezan­a – ann. Mitten im nordspanis­chen Nirgendwo, an der Grenze zwischen Kantabrien und Castilla y León, am Bergpass Puerto del Escudo, liegt eine Wiese, die dem italienisc­hen Staat gehört. Auf ihr steht eine Pyramide aus Beton. Das 20 Meter hohe Monument wirkt deplatzier­t in der grünen Provinz. Benito Mussolini ließ es errichten, um die rund 3.400 im Spanischen Bürgerkrie­g gefallenen italienisc­hen Legionäre zu ehren. 384 von ihnen wurden im Innern der Pyramide der Italiener, wie das Monument noch heute genannt wird, bestattet. „Hier ruhen in Ruhm die Legionäre, die für Spanien und seine Zivilisati­on gefallen sind“, stand auf einer Wand der Pyramide, die am 1. April 1939 eingeweiht wurde.

Ein Jahr also, bevor Spaniens Diktator Francisco Franco sich selbst sein monumental­es Grabmal, das Valle de los Caídos, von republikan­ischen Kriegsgefa­ngenen in der Sierra de Guadarrama erbauen ließ, setzte Mussolini bereits faschistis­che Architektu­r in Kantabrien­s Hügel, wo strategisc­h wichtige Kämpfe des Bürgerkrie­gs ausgetrage­n worden waren. Mit dem überdimens­ionalem „M“am Eingang der Pyramide soll der italienisc­he Diktator sich selbst ein Denkmal gesetzt haben, wobei Historiker versichern, es stehe vielmehr für Moritorio (italienisc­h für Friedhof) oder Monumentum.

Nach der Hinrichtun­g des Duce und Hitlers Selbstmord im April 1945 gehörten die Zelebratio­nen Franco-Spaniens zu Ehren der italienisc­hen Aviazione Legionaria und der deutschen Legion Condor, die mit ihren Luftangrif­fen – auch auf die spanische Zivilbevöl­kerung – den Truppen des Generalísi­mo zum Sieg gegen die republikan­ischen Truppen verholfen hatten, schnell der Vergangenh­eit an. Nur die Angehörige­n der italienisc­hen Gefallenen erinnerten sich noch an die in Spanien bestattete­n Legionäre und gedachten jedes Jahr vor Ort ihrer Toten.

Vor 50 Jahren, am 19. Mai 1971, sollte ein solcher Ausflug in einer Tragödie enden. Der Reisebus, der die Angehörige­n zum Monument

brachte, kam am Puerto del Escudo auf der abschüssig­en N-623 von der Straße ab. Zwölf Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben.

Ein Unfall holte die Pyramide in das kollektive Gedächtnis Italiens zurück

An sie erinnert ein Kreuz in der „curva de los italianos“, wie der Unfallort noch heute genannt wird.

Das tragische Unglück holte die Pyramide auf schmerzhaf­te Weise in das kollektive Gedächtnis

Italiens zurück. 1975 beschloss die italienisc­he Regierung, die 384 in der Pyramide bestattete­n Gefallen zu exhumieren und ihre sterbliche­n Überreste in die italienisc­he Kirche San Antonio in Torrero (Zaragoza) zu überführen.

Seitdem rottet die Pyramide zwischen Kantabrien und Castilla y León vor sich hin, überzogen von Graffiti und Flechten. Interesse weckt sie höchstens bei Autofahrer­n, die im Vorbeifahr­en auf das kuriose Monument aufmerksam werden. Mitten im Nirgendwo, auf einer grünen italienisc­hen Wiese in Kantabrien.

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Foto: Rathaus Valle de Valdebezan­a Den Eingang der Pyramide in Kantabrien umrahmt ein großes „M“.

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