100 Jahre auf drei Etagen: Altea erinnert an deutschen Maler und Grafiker Eberhard Schlotter
Künstlerstädtchen Altea erinnert an deutschen Maler und Grafiker Eberhard Schlotter
Er malte, druckte, zeichnete und schrieb. Er diskutierte über Politik und Gesellschaft, stets umgeben von interessanten Menschen. Er schuf und schuf und schuf, brachte seinen Blick auf die Dinge, seine Ideen und Gedanken auf Leinwand – erst in Deutschland, ab 1956 dann in Altea an der Costa Blanca. Eberhard Schlotter war ein Ausnahmekünstler, so talentiert, so vielseitig, so schwer festzunageln. Am 3. Juni wäre der Deutsche 100 Jahre alt geworden. Seine zweite Heimat Altea läutet deshalb ab Juni das Schlotter-Jahr ein.
Die Fundación Eberhard Schlotter zeigt ab 8. Juni im Stiftungshaus am Eingang zu Alteas berühmter Altstadt auf allen drei Etagen Werke des deutschen Künstlers. Kommissarin ist Schlotters Tochter Sibylle Schorlemmer, die vor der fast unmöglichen Aufgabe stand, das künstlerische Erbe ihres 2014 verstorbenen Vaters in einer einzigen Ausstellung zusammenzufassen. Allein im Besitz der Stiftung in Altea befinden sich mehr als 1.200 Werke, Radierungen, Ölbilder, Aquarelle, weitere verwaltet die Stiftung in Celle.
Rundgang durch ein Leben
60 Werke hat Schorlemmer schließlich ausgewählt, ein Rundgang durch Eberhard Schlotters Leben und Schaffen. „Es gibt verschiedene Formate, Stilrichtungen und Techniken. Manche Werke wurden noch nie ausgestellt, andere – die bekanntesten – wiederholen sich“, sagt Schorlemmer. Im Erdgeschoss zeigt sie das erste Ölbild, die erste Radierung und die erste Zeichnung ihres Vaters, die im Elternhaus in Hildesheim entstanden, als Eberhard Schlotter gerade einmal elf, zwölf Jahre alt war. Dazu kommen Werke ab den 30er Jahren aus Deutschland.
Die erste Etage beginnt mit den 60er Jahren, als Familie Schlotter schon nach Altea umgesiedelt war, das Obergeschoss ist den letzten Schaffensjahren des Künstlers gewidmet. „Mein Vater hat bis kurz vor seinem Tod am 8. September 2014 gearbeitet. Zum Schluss schrieb er vor allem oder fertigte kleine Zeichnungen an, weil er es sehr zu seinem Leidwesen nicht
mehr in sein Atelier schaffte“, sagt Schorlemmer.
Schlotters Arbeitsplatz befand sich in dem wunderbaren Haus der Familie in Altea, mitten in der Altstadt, aber mit einem großem Garten. Hier entstanden die meisten Werke Schlotters, in der Ruhe der kleinen Stadt, durch die heute täglich Touristen spazieren. In den 50er Jahren war das anders, Schlotter war einer der ersten Ausländer, die sich hier niederließen,
und einer der ersten Künstler, der weitere anlockte, die sich in das kleine weiße Fischerdorf mit seinen einfachen Leuten verliebten.
Seine Sichtweise auf Alteas Altstadtgassen hat Schlotter ein ums andere Mal auf die Leinwand
gebracht, ebenso wie unzählige weitere Motive. Seien es ein Maure von den Moros-y-CristianosFeiern in Altea, Landschaften, Gegenstände, Alltagsszenen. „Die Motive waren ebenso vielseitig wie die Techniken und die Stilrichtungen. Mein Vater hatte stets seine Ideen im Kopf. Er sog alles auf, was er sah, verarbeitete es und gab es als Kunst wieder“, sagt Schorlemmer.
Dabei experimentierte Schlotter, erfand sich immer wieder neu.
In seinen frühen Jahren in Altea begann er etwa, Sand in die Ölfarben zu mischen, danach folgte Lasurmalerei. Hier, in Altea, entstanden auch die berühmten Don-Quijote-Radierungen, Schlotters Meisterwerk, sein grafisches Hauptwerk. Manch ein spanischer Kritiker hält sie gar für die besten Quijote-Illustrationen, die jemals angefertigt wurden.
Wichtigste Stütze
Stets an Schlotters Seite: Ehefrau Dorothea. „Meine Mutter war seine größte Stütze und seine größte Kritikerin. Sie war die wichtigste Person in seinem Leben“, sagt Schorlemmer. Als Dorothea Schlotter Anfang der 90er Jahre erkrankte und schließlich 1993 starb, malte ihr Ehemann eine Zeitlang nur noch Gegenstände, bei denen die Hälfte fehlte.
Eberhard Schlotter liebte Altea, das Mittelmeer, Spanien – hier arbeitete er mit deutscher Disziplin und spanischem Tagesablauf. „Mein Vater war keiner dieser Künstler, die bis tief in die Nacht arbeiteten. Er zog sich morgens um 9 Uhr ins Atelier zurück und begann zu arbeiten. Zwischen 13 und 14 Uhr gab es Mittagessen, danach die Siesta und ab 17 Uhr wurde weiter gearbeitet. Abends hat mein Vater dann gelesen oder geschrieben“, sagt Schorlemmer.
Mit über 70 Jahren entdeckte Schlotter eine neue Liebe – Peru. Er bereiste das Land mehrfach, blieb mehrere Monate, schloss enge Freundschaft mit einer Familie in Lima, lernte den Archäologen Federico Kaufmann Doig kennen. Natürlich findet sich auch diese neue Liebe in Schlotters Werken wieder, es sind bunte Bilder von Alltagsszenen aus Peru.
Der Künstler verfolgte das tägliche Leben in der Welt und genoss es, mit Freunden und Gleichgesinnten zusammen zu sein. „In dem Haus in der Altstadt war immer etwas los. Es gab viele interessante Gespräche, viele Diskussionen“, so Schorlemmer. Eberhard Schlotter hatte gern interessante Menschen um sich, und so heißt der zweite Teil des Schlotter-Jahres in Altea denn auch „Recordando Eberhard Schlotter“(Erinnern an Eberhard Schlotter). Dann stellen 36 Künstler aus, Freunde, Zeitgenossen und Kollegen Schlotters.
Schlotter arbeitete mit deutscher Disziplin und spanischen Zeiten