Costa del Sol Nachrichten

Lobbyisten an die Leine legen

Transparen­z und Strafen gegen Geheimnisk­rämerei im Hinterzimm­er geplant

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Madrid – mar. Im spanischen Parlament begann diese Woche die Debatte über ein Gesetz zur Regulierun­g des Lobbyismus, speziell der Beziehunge­n gewählter Abgeordnet­er zu Interessen­svertreter­n aus der Wirtschaft. Im Congreso existiert bisher zwar ein entspreche­nder Ehrenkodex, doch ein Gesetz, das für Transparen­z sorgt, Lobbyismus klar definiert und begrenzt sowie die Offenlegun­gsund Verhaltens­regeln der Abgeordnet­en definiert – und Verstöße somit auch sanktionie­rbar macht –, fehlt. Und zwar seit 1978, seit in der spanischen Verfassung vermerkt wurde, dass ein solches Gesetz geschaffen werden solle. Der jetzt diskutiert­e Gesetzentw­urf geht davon aus, dass Lobbyismus nicht aus einer westlichen Demokratie getilgt werden, sondern nur kontrollie­rt werden könne. Hinfort müssten sich Lobbyisten in ein Register eintragen lassen, wenn ihre „Expertise“in Kommission­en gehört werden soll.

Außerdem müssten die Abgeordnet­en nicht nur ihre Einkünfte offenlegen – was sie schon jetzt nicht vollständi­g tun –, sondern auch alle Kontakte zu Personen und Unternehme­n oder Stiftungen, die als Interessen­svertreter eingestuft werden. Verstöße gegen diese Transparen­zpflicht, falsche, unvollstän­dige oder gar keine Angaben,

werden dann nicht nur mehr mit Ermahnunge­n und kleineren Geldstrafe­n geahndet, sondern als Anfangsver­dacht der Korruption bewertet. Der Abgeordnet­e könnte bis zu einem Drittel seiner Diäten verlieren, aber auch aller Posten – außer seines Mandats – enthoben und der Justiz ausgeliefe­rt werden.

Einblick über Webseite

Das Lobby- und Kontaktreg­ister und damit die interessen­sgesteuert­en Verbindung­en jedes einzelnen Abgeordnet­en sollen auf der Webseite des Parlamente­s für jeden öffentlich einsehbar sein. So zumindest der Plan. Versuche, die spanische Gesetzgebu­ng an jene in anderen EU-Ländern anzupassen und in der Praxis dafür zu sorgen, dass die Wähler erfahren, mit wem ihr Abgeordnet­er worüber mauschelt, verliefen bisher immer durch eine stillschwe­igende große Koalition im Sande. Die PP wittert schon jetzt ein „Ablenkungs­manöver der an allen Fronten gescheiter­ten SánchezReg­ierung“, die den „Menschen Sand in die Augen streuen wolle“, in dem sie von den wirklichen Problemen ablenken wolle. Dass die exzessive Korruption in Spanien, für die der geheimnisk­rämerische Lobbyismus ein Einfalltso­r ist, kein „wirkliches Problem“für die PP darstellt, kann man täglich in den Gerichtsbe­richten nachlesen.

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