„Weihnachten“und Abschiede
Spanien bei French Open: Andújar besiegt Thiem – Suárez mit großem Kampf – Nadal im Rausch
Paris – sw. Mit spanischen Tops und Flops haben in Paris die French Open begonnen. Ersteres gelang Spaniens Routinier Pablo Andújar mit dem Sieg über Österreichs Tennisstar Dominic Thiem. Mit 4:6, 5:7 schien zwar das Match den erwarteten Lauf zu nehmen, doch da legte der 35-Jährige aus Cuenca los und drehte mit 6:3, 6:4, 6:4 das Match letztendlich für sich. „Es ist wie Weihnachten“, jubelte der Weltranglisten-68., fügte aber an, dass Thiem „vielleicht nicht sein allerbestes Niveau“gezeigt hätte. In Runde zwei scheiterte Andújar jedoch in fünf Sätzen gegen den Argentinier Federico Delbonis.
Für große Fan-Emotionen sorgte eine Spanierin, die in Runde eins ausschied. „Carla I., Königin von Paris“, titelten spanische Zeitungen über Carla Suárez, die nach über einem Jahr Pause ihr Comeback nach ihrer Krebserkrankung gab. Am Ende reichte es trotz gewonnenem ersten Satz und Führung im TieBreak gegen die US-Amerikanerin Sloane Stephens nicht zum Sieg.
6:3, 6:7, 4:6, so der Endstand nach zweieinhalb Stunden, einer langen Zeit für die sichtlich angeknockte Kanarin. Dennoch freute sich Spanien über das bekannt aggressive Spiel und das Lächeln von „Carlita“, die auf ihrer Abschiedstour damit Roland Garros endgültig Adieu gesagt hat. Zu gern hätte die einstige Weltranglisten-Sechste das Turnier, in dem sie 2008 und 2014 das Viertelfinale erreichte, einmal gewonnen. Dennoch gelang der 32-Jährigen ein großartiger Abschied, wobei selbst ihre Rivalin Applaus spendete.
Seine Hausaufgaben erledigte indes Rafael Nadal mit dem Sieg in Runde eins und dem Einstellen neuer Bestmarken: 101 Siege in Paris – genauso viele wie Roger Federer in Wimbledon – und 300 gewonnene Sätze, davon drei beim 6:3, 6:2, 7:6 über Alexei Popyrin aus Australien. Am Donnerstag wartet auf Nadal ein alter Bekannter, Lokalmatador Richard Gasquet. Auch gegen den Franzosen kann der Spanier eine tolle Marke ausbauen: 16:0 Siege lautet die bisherige Bilanz Nadal-Gasquet.
Spaniens Kritik an Osaka
Ein großes Gesprächsthema ist dagegen auch in Spanien der Rückzug von Naomi Osaka. Japans Topspielerin wurde zunächst verwarnt, weil sie nicht auf Pressekonferenzen auftreten wollte: Wegen Depression und extremer Schüchternheit. Am Montag trat die 23-Jährige komplett von den French Open zurück. In der Tenniswelt gab es gemischte Reaktionen. Einige feierten Osaka für die offen gezeigte Schwäche. Andere warfen ihr Eigensinn und Allüren vor. Spaniens Garbiñe Muguruza – in der ersten Runde der French Open gegen Marta Kostnium mit 1:6 4:6 krachend gescheitert – meinte, man müsse als Tennis-Star „mit den Medien rechnen, ob im Guten oder im Schlechten“.
Ähnlich äußerte sich Rafa Nadal. Für Empörung sorgte aber sein Onkel Toni mit einem polemischen Kommentar in „El País“. Er sei kein Experte für psychische Krankheiten, so der Tennistrainer. Aber Osaka begehe einen Fehler, indem sie „nicht versteht, dass hinter den Sportlern auch eine große Werbeindustrie und eine enorme Arbeit der Journalisten steckt“.