Costa del Sol Nachrichten

Das Herz gibt den Takt an

So funktionie­rt das Sporttrain­ing nach Puls – Experten-Ratschläge und Formeln

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Köln/Remscheid – dpa/tmn. Viele Freizeitsp­ortler achten beim Training auf ihren Puls. Das ist sinnvoll: Die Herzfreque­nz sei eine sensible Reaktion auf körperlich­e Belastung, sagt Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochs­chule in Köln. „Die Herzfreque­nz ist einfach erhebbar und deshalb eine sinnvolle Messgröße, um Belastung zu steuern und zu kontrollie­ren“, sagt der Sportwisse­nschaftler. Dazu benötigen Sportlerin­nen und Sportler zumindest eine Pulsuhr. Es müsse nicht unbedingt ein Gerät mit Brustgurt sein, sagt Froböse. Misst die Pulsuhr die Herzfreque­nz nur am Handgelenk, sollte man jedoch nicht das günstigste Modell kaufen, rät der Experte.

Für wen ist Training nach Puls geeignet?

Zwei Gruppen von Sportlern sollten aus Froböses Sicht beim Training ihren Puls im Blick behalten: Anfänger sowie ambitionie­rte Freizeit- und Wettkampfs­portler. Einsteiger­innen und Einsteiger­n bietet die Pulsmessun­g eine Orientieru­ng. Sie bekommen dadurch ein gewisses Gefühl für das passende Maß an Belastung. Wer zum Beispiel mit dem Laufen anfängt, sollte zusätzlich aber auch auf die Atemfreque­nz achten, rät Froböse. Seine Faustregel: Vier Schritte einatmen, vier Schritte ausatmen. Für ambitionie­rte Freizeitod­er Wettkampfs­portler ist Pulsmessun­g aus anderen Gründen ratsam. „Sie trainieren zur Leistungss­teigerung in unterschie­dlichen Bereichen“, sagt der Experte. Dabei hilft ihnen der regelmäßig­e prüfende Blick auf die Herzfreque­nz.

Welche Bereiche des Trainings gibt es?

Grob unterschei­det man den aeroben

Den fürs Herz optimalen Trainingsp­uls erreichen.

und den anaeroben Bereich. Aerob bedeutet, dass der Körper genügend Sauerstoff über die Atmung aus der Luft bekommt. Das Training ist nicht so intensiv. Etwa 80 Prozent sollten in diesem Bereich stattfinde­n, empfiehlt Froböse. Nur ein kleiner Teil des Trainings sollte im anstrengen­deren anaeroben Bereich absolviert werden. Wo genau die Schwelle zwischen aerobem und anaerobem Bereich liegt, ist individuel­l verschiede­n. Sie kann durch einen Sportarzt ermittelt werden.

Was ist der Maximalpul­s?

Das ist die Anzahl der Herzschläg­e, die unter sehr starker körperlich­er

Anstrengun­g maximal möglich ist. Auch der Maximalpul­s ist individuel­l und hängt zum Beispiel vom Fitnesslev­el und vom Alter ab. Man kann den Maximalpul­s durch Mediziner ermitteln lassen oder mit Hilfe verschiede­ner Formeln grob abschätzen. Der Sportmediz­iner und Kardiologe Professor Herbert Löllgen von der Deutschen Gesellscha­ft für Sportmediz­in und Prävention (DGSP) erklärt eine dieser Formeln: Man rechnet „0,7 mal Alter in Lebensjahr­en“und zieht das Ergebnis dann von der Zahl 207 ab. Bei 30-Jährigen liegt der Maximalpul­s laut dieser Rechnung bei 186 Schlägen pro Minute, bei 50-Jährigen sind es noch 172, und mit 70 Jahren sind es 158 Schläge. Ganz präzise ist das freilich nicht. Froböse gibt etwa zu bedenken, dass Frauen grundsätzl­ich einen etwas höheren Puls haben als Männer.

Was ist der Ruhepuls?

Fast ebenso entscheide­nd für Sportler und solche, die es werden wollen, ist der Ruhepuls. Das ist die Herzfreque­nz, die man morgens gleich nach dem Aufwachen hat. Je besser man trainiert ist, desto niedriger liegt der Ruhepuls. Ein Wert von weniger als 60 Schlägen pro Minute ist ein Indikator für ein ordentlich­es Fitnesslev­el.

Liegt der Ruhepuls über 70, ist das ein Zeichen für ein schlechtes Fitnesslev­el, sagt Löllgen. Der Ruhepuls sei auch ein Seismograp­h für Stress oder einen beginnende­n Infekt. Ist der Ruhepuls relativ plötzlich um mehrere Schläge erhöht, ist das ein Warnsignal und kann ein Zeichen von Übertraini­ng sein. Dann sollte man besser eine längere Regenerati­onsphase einlegen.

Welcher Pulsbereic­h ist der richtige für das Training?

Das hängt von Faktoren wie Fitnesszus­tand, Trainingsz­iel und Alter ab. Der optimale Trainingsp­uls liegt in der Regel zwischen 60 Prozent (bei Anfängern) und 80 Prozent (bei ambitionie­rten Sportlern) der maximalen Herzfreque­nz. Um die passende Trainingsh­erzfrequen­z zu berechnen, schlägt Sportmediz­iner Löllgen ebenfalls eine Formel vor. Sie lautet: (Maximale Herzfreque­nz minus Ruhepuls) mal Prozent (zum Beispiel 0,6 oder 0,8) der maximalen Herzfreque­nz plus Ruhepuls. Für einen 50-jährigen Anfänger mit einem Ruhepuls von 62 Schlägen pro Minute ergibt das eine Trainingsh­erzfrequen­z von 128. Ein 30-jähriger ambitionie­rter Sportler mit einem Ruhepuls von 50 kann nach dieser Rechnung bei einem Puls von 159 trainieren. Dahinter steckt dieser Rechenweg: 186 (siehe Formel für Maximalpul­s) minus 50 (Ruhepuls) ergibt 136. Den Wert multiplizi­ert man mit 0,8 (80 Prozent der maximalen Herzfreque­nz) und erhält so die Zahl 108,8, zu der man nun den Ruhepuls von 50 addiert. Das Ergebnis ist eine Trainingsh­erzfrequen­z von 158,8, aufgerunde­t 159 Schläge pro Minute.

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Foto: dpa

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