Faszinierende Natur
Bizarre Felsen sind das Highlight einer Wanderung in der Sierra Prieta
Johanna Mayrhofer packt in Marbella drei frühe Wandervögel in ihren Kleinbus und schlägt den Weg Richtung Casarabonela ein. Der Ort bildet heute den Ausgangspunkt für eine etwa siebenstündige Wanderung. Auf ihrer Website ist die Route mit fünf Stiefeln ausgezeichnet, dem höchsten Schwierigkeitsgrad, doch Johanna beruhigt die Wanderer: Es werden genügend Pausen eingelegt und das Tempo soll moderat sein.
Die Wandertruppe fährt an Orangenplantagen vorbei. Im morgendlichen Sonnenlicht schimmern noch die letzten Tautropfen. Uralte Traktoren ohne Überrollbügel mit fast ebenso alten Männern zwingen den Bus, das Tempo zu drosseln. Nach einer guten Stunde erreicht die Gruppe Casarabonela. Noch sind die Straßen menschenleer, nur eine verschlafene Katze reckt sich am Straßenrand und eine Frau im Morgenmantel fegt ihren Hauseingang.
Nach einer weiteren Viertelstunde parkt die Wanderführerin. Mit Windjacke, Kappe und festen Wanderschuhen ausgerüstet steuern die vier die Sierra Prieta an. Der Gebirgszug liegt zwischen den Orten Alozaina und Casarabonela im nordöstlichen Teil des Naturparks Sierra de las Nieves, der voraussichtlich noch in diesem Jahr zum Nationapark deklariert werden soll. Genau genommen gehört die Sierra Prieta nicht zum künftigen Naturpark, wohl aber zum gleichnamigen Biosphärenreservat. Von hier aus ist auch die Sierra Cabrilla zu sehen.
Der über 1.500
Meter hohe
Gebirgszug besteht aus
Mergel aus der Jurazeit. Der
Jura ist in der Erdgeschichte das mittlere chronostratigraphische System (beziehungsweise Periode in der Geochronologie) des Mesozoikums. Der Jura begann vor etwa 201,3 Millionen Jahren und endete vor etwa 145 Millionen Jahren. Er dauerte somit rund 56,3 Millionen Jahre. Der Jura wird von der Trias unter- und von der Kreide überlagert.
Die Berglandschaft ist auch charakterisiert durch Dolomiten, die sich vor etwa 252 Millionen Jahren zur Zeit des Trias gebildet haben. Die Trias (altgr. τριάς, gen. τριάδος=Dreiheit, Dreizahl; adj. triassisch, selten auch triadisch) ist in der Geologischen Zeitskala das unterste System beziehungsweise die älteste Periode des Mesozoikums (Erdmittelalter). Sie folgt auf das Perm und geht dem Jura voraus. Die Trias erstreckt sich folglich über den Zeitraum von 251,9 bis 201,3 Millionen Jahren vor heute und dauerte somit 51 Millionen Jahre.
Ein italienischer Wanderer beschattet seine Augen und blickt auf eine gegenüberliegende Felswand, wo er eine Bergziege entdeckt hat. In den dortigen Wäldern ist auch die heimische Spinnenart Macrothele calpeiana (Schwarze Spinne aus dem Korkeichenwald) und die Falterart Euphydryas aurinia (Goldener Scheckenfalter) zu Hause. Beide Tierarten kommen in einem Bericht zur Erforschung der Fauna der Sierras Prieta und Cabrilla aus dem
Jahr 2010 vor. Weiter geht es hinauf an der Nordseite der Sierra Prieta auf gleichmäßig ansteigenden, gut markierten Wegen. Ein kurzer Stopp für ein Foto: Der „Mirador de la campana“mit seinem skurril gebogenen Steinbogen bietet sich hervorragend als Fotokulisse an. Von hier aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die sanft abfallenden Hügel und ein mit saftigen Wiesen bestücktes Tal.
Die fel
sige Landschaft ist nur spärlich bewaldet. Vereinzelt gibt es Laubbäume, darunter Ahorn, Buche, Eiche und Kirsche. Zwischen diese Baumarten haben sich auch einige Exemplare von Pinsapos (Igeltannen) versteckt.
Nach etwa drei Stunden haben die Wanderer den 1.518 Meter hohen Gipfel erreicht. Bei einem Picknick genießen sie die Aussicht. Auf der südlichen Seite gehen die Ausflügler vom Gipfel bis zum Pass „Puerto de la Madera“. Von dort aus kehren sie auf demselben Weg zum Ausgangspunkt zurück. Nun ist kein Wort mehr zu hören. Gebannt genießt die Gruppe die spektakuläre Aussicht auf die Sierra de las Nieves, die Sierra Alcaparaín und die Sierra de Mijas. Nach dieser Tour lohnt es sich, in einem der Restaurants in Casarabonela einzukehren und sich bei einem typischen Gericht wie dem Pipeo (Eintopf mit Kopfsalat, Erbsen, frittiertem Brot und Knoblauch) oder Hasen- und Zickleinbraten zu stärken. Bekannt ist auch die lokale Backkunst. Hier sind besonders die knusprigen Tortas de aceite (Gebäck aus Brandteig mit Olivenöl), Mandelkuchen, Rotweinkringel und Küchlein zu empfehlen.
Wem Casarabonela gefallen hat und deshalb den Ort noch einmal an einem anderen Tag besuchen möchte, der sollte sich den Botanischen Garten Mora i Bravard anschauen. Die 2011 eröffnete Anlage beherbergt über 2.500 Pflanzen, die sich ariden Zonen angepasst haben. Joan Mora und ihr Mann Edwige Bravard haben schon auf Mallorca Sukkulenten gesammelt. Nachdem sie 1995 nach Andalusien gezogen sind, haben sie beschlossen ihre Sammlung auch anderen Menschen zu zeigen. Während der Bus den Weg Richtung Küste einschlägt, blicken die Wanderer auf das Bergmassiv zurück. Zufrieden lehnen sie sich zurück und lassen die Bilder von Igeltannen, Buchen und Bergziegen Revue passieren.
Johanna Mayrhofer bietet das ganze Jahr über verschiedene Wandertouren an. Informationen sind unter: www.sur-walks.com zu finden. Auf der Internetseite ist jeweils das Programm für die kommenden zwei Wochen zu sehen. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich: E-Mail: johanna@sur-walks.com 699 316 394