Costa del Sol Nachrichten

Fasziniere­nde Natur

Bizarre Felsen sind das Highlight einer Wanderung in der Sierra Prieta

- Lena Kuder Casarabone­la

Johanna Mayrhofer packt in Marbella drei frühe Wandervöge­l in ihren Kleinbus und schlägt den Weg Richtung Casarabone­la ein. Der Ort bildet heute den Ausgangspu­nkt für eine etwa siebenstün­dige Wanderung. Auf ihrer Website ist die Route mit fünf Stiefeln ausgezeich­net, dem höchsten Schwierigk­eitsgrad, doch Johanna beruhigt die Wanderer: Es werden genügend Pausen eingelegt und das Tempo soll moderat sein.

Die Wandertrup­pe fährt an Orangenpla­ntagen vorbei. Im morgendlic­hen Sonnenlich­t schimmern noch die letzten Tautropfen. Uralte Traktoren ohne Überrollbü­gel mit fast ebenso alten Männern zwingen den Bus, das Tempo zu drosseln. Nach einer guten Stunde erreicht die Gruppe Casarabone­la. Noch sind die Straßen menschenle­er, nur eine verschlafe­ne Katze reckt sich am Straßenran­d und eine Frau im Morgenmant­el fegt ihren Hauseingan­g.

Nach einer weiteren Viertelstu­nde parkt die Wanderführ­erin. Mit Windjacke, Kappe und festen Wanderschu­hen ausgerüste­t steuern die vier die Sierra Prieta an. Der Gebirgszug liegt zwischen den Orten Alozaina und Casarabone­la im nordöstlic­hen Teil des Naturparks Sierra de las Nieves, der voraussich­tlich noch in diesem Jahr zum Nationapar­k deklariert werden soll. Genau genommen gehört die Sierra Prieta nicht zum künftigen Naturpark, wohl aber zum gleichnami­gen Biosphären­reservat. Von hier aus ist auch die Sierra Cabrilla zu sehen.

Der über 1.500

Meter hohe

Gebirgszug besteht aus

Mergel aus der Jurazeit. Der

Jura ist in der Erdgeschic­hte das mittlere chronostra­tigraphisc­he System (beziehungs­weise Periode in der Geochronol­ogie) des Mesozoikum­s. Der Jura begann vor etwa 201,3 Millionen Jahren und endete vor etwa 145 Millionen Jahren. Er dauerte somit rund 56,3 Millionen Jahre. Der Jura wird von der Trias unter- und von der Kreide überlagert.

Die Berglandsc­haft ist auch charakteri­siert durch Dolomiten, die sich vor etwa 252 Millionen Jahren zur Zeit des Trias gebildet haben. Die Trias (altgr. τριάς, gen. τριάδος=Dreiheit, Dreizahl; adj. triassisch, selten auch triadisch) ist in der Geologisch­en Zeitskala das unterste System beziehungs­weise die älteste Periode des Mesozoikum­s (Erdmittela­lter). Sie folgt auf das Perm und geht dem Jura voraus. Die Trias erstreckt sich folglich über den Zeitraum von 251,9 bis 201,3 Millionen Jahren vor heute und dauerte somit 51 Millionen Jahre.

Ein italienisc­her Wanderer beschattet seine Augen und blickt auf eine gegenüberl­iegende Felswand, wo er eine Bergziege entdeckt hat. In den dortigen Wäldern ist auch die heimische Spinnenart Macrothele calpeiana (Schwarze Spinne aus dem Korkeichen­wald) und die Falterart Euphydryas aurinia (Goldener Scheckenfa­lter) zu Hause. Beide Tierarten kommen in einem Bericht zur Erforschun­g der Fauna der Sierras Prieta und Cabrilla aus dem

Jahr 2010 vor. Weiter geht es hinauf an der Nordseite der Sierra Prieta auf gleichmäßi­g ansteigend­en, gut markierten Wegen. Ein kurzer Stopp für ein Foto: Der „Mirador de la campana“mit seinem skurril gebogenen Steinbogen bietet sich hervorrage­nd als Fotokuliss­e an. Von hier aus hat man eine wunderschö­ne Aussicht auf die sanft abfallende­n Hügel und ein mit saftigen Wiesen bestücktes Tal.

Die fel

sige Landschaft ist nur spärlich bewaldet. Vereinzelt gibt es Laubbäume, darunter Ahorn, Buche, Eiche und Kirsche. Zwischen diese Baumarten haben sich auch einige Exemplare von Pinsapos (Igeltannen) versteckt.

Nach etwa drei Stunden haben die Wanderer den 1.518 Meter hohen Gipfel erreicht. Bei einem Picknick genießen sie die Aussicht. Auf der südlichen Seite gehen die Ausflügler vom Gipfel bis zum Pass „Puerto de la Madera“. Von dort aus kehren sie auf demselben Weg zum Ausgangspu­nkt zurück. Nun ist kein Wort mehr zu hören. Gebannt genießt die Gruppe die spektakulä­re Aussicht auf die Sierra de las Nieves, die Sierra Alcaparaín und die Sierra de Mijas. Nach dieser Tour lohnt es sich, in einem der Restaurant­s in Casarabone­la einzukehre­n und sich bei einem typischen Gericht wie dem Pipeo (Eintopf mit Kopfsalat, Erbsen, frittierte­m Brot und Knoblauch) oder Hasen- und Zickleinbr­aten zu stärken. Bekannt ist auch die lokale Backkunst. Hier sind besonders die knusprigen Tortas de aceite (Gebäck aus Brandteig mit Olivenöl), Mandelkuch­en, Rotweinkri­ngel und Küchlein zu empfehlen.

Wem Casarabone­la gefallen hat und deshalb den Ort noch einmal an einem anderen Tag besuchen möchte, der sollte sich den Botanische­n Garten Mora i Bravard anschauen. Die 2011 eröffnete Anlage beherbergt über 2.500 Pflanzen, die sich ariden Zonen angepasst haben. Joan Mora und ihr Mann Edwige Bravard haben schon auf Mallorca Sukkulente­n gesammelt. Nachdem sie 1995 nach Andalusien gezogen sind, haben sie beschlosse­n ihre Sammlung auch anderen Menschen zu zeigen. Während der Bus den Weg Richtung Küste einschlägt, blicken die Wanderer auf das Bergmassiv zurück. Zufrieden lehnen sie sich zurück und lassen die Bilder von Igeltannen, Buchen und Bergziegen Revue passieren.

Johanna Mayrhofer bietet das ganze Jahr über verschiede­ne Wandertour­en an. Informatio­nen sind unter: www.sur-walks.com zu finden. Auf der Internetse­ite ist jeweils das Programm für die kommenden zwei Wochen zu sehen. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderli­ch: E-Mail: johanna@sur-walks.com 699 316 394

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 ??  ?? Fasziniere­nde Kulisse: Johanna Mayrhofer hat sich auf den skurril gebogenen Steinbogen des „Mirador de la campana“gewagt.
Fasziniere­nde Kulisse: Johanna Mayrhofer hat sich auf den skurril gebogenen Steinbogen des „Mirador de la campana“gewagt.
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Unterwegs bietet Johanna Mayrhofer den Wanderern Informatio­nen über Flora und Fauna.
 ??  ?? Von der Sierra Prieta aus bietet sich ein fasziniere­nder Blick auf die sanft geschwunge­nen Hügel.
Von der Sierra Prieta aus bietet sich ein fasziniere­nder Blick auf die sanft geschwunge­nen Hügel.
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Eine Tafel mit Informatio­nen über die Cañada Real (Viehtrift), die von Ronda nach Málaga führt.
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Die Gruppe stärkt sich nach zwei Stunden mit einem Picknick.

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