Schützenswerte Überreste
Landesregierung fordert Erhaltung archäologischer Funde – Stadt will Gelände trotzdem bebauen
Málaga – jan. Als im Oktober 2019 an der zentralen Plaza de la Merced in Málaga das Gebäude abgerissen wurde, in dem sich die bereits seit 2004 geschlossenen Kinos Astoria und Victoria befanden, stießen die Bauarbeiter auf archäologische Reste. Die zwei Monate später auf der Parzelle begonnenen Ausgrabungen brachten unter anderem Mauerreste, Gräber und Objekte aus der Zeit der christlichen Rückeroberung, der maurischen Epoche sowie des römischen Kaiserreichs hervor.
Die oppositionellen PSOE und Adelante Andalucía plädieren seither dafür, die Überreste als archäologischen Park in Wert zu setzen. Die in Koalition gemeinsam regierenden PP und Ciudadanos beharren indes auf ihrer ursprünglichen Idee, auf dem Grundstück ein Kulturzentrum samt Konzertsaal und Kunstmuseum zu errichten (die CN berichtete). Die Forderung der Opposition, die Bürger über ihre Präferenz zu befragen, schmetterten PP und Ciudadanos ab.
Der private Träger des Bauvorhabens, der 21 Millionen Euro in das Projekt investieren wollte, ist mittlerweile zwar abgesprungen. Trotzdem hält die Kommunalregierung an ihren Plänen fest, auch wenn das Gebäude, das architektonisch hervorstechen soll, jetzt mit öffentlichen Mitteln finanziert werden müsste. Im Haushalt des kommenden Jahres sollen bereits Gelder eingeplant werden für die
Konstruktion, die nun auch einen anderen Nutzen erhalten könnte, etwa als Technologie-Hub.
Keine weiteren Ausgrabungen
Die Pläne der Kommunalregierung hat indes das andalusische Kulturministerium wenn auch nicht ganz durchkreuzt, so doch zumindest erschwert. Dieses hat nämlich in der vergangenen Woche beschlossen, dass die Überreste geschützt werden müssen und zwar an Ort und Stelle. Von nicht so hohem Wert seien zwar die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde, dafür aber umso mehr die antiken, die in bis zu einer Tiefe von etwa fünf Metern ausgegraben worden sind.
Bereits durchgeführte Sondierungen lassen vermuten, dass sich weiter unten noch ältere Überreste früherer Zivilisationen wie der Phönizier oder der Punier befinden dürften. Die Landesregierung spricht sich jedoch dagegen aus, noch tiefer zu graben, um diese aufzuspüren, weil dadurch die bereits freigelegten Überreste gefährdet werden könnten.
Selbst nach dem Beschluss des Landeskulturministeriums weicht Málagas Bürgermeister Francisco de la Torre (PP) jedoch nicht von seiner Linie ab. Das geplante öffentliche Gebäude an der Plaza de la Merced könne dessen ungeachtet errichtet werden. Nur müssten die Überreste darin integriert werden, was lediglich eine Nutzung des Untergeschosses ausschließe.