Costa del Sol Nachrichten

Liebe Leser,

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am 19. März ist Josefstag, und das heißt nicht nur, dass 2,6 Millionen Spanier Namenstag haben, sondern auch alle Väter ihren großen Tag. Hier wird der Vatertag ähnlich groß gefeiert wie der Muttertag – oder sogar größer, weil irgendwo immer noch ein José dabei ist. Das ist auch ganz wunderbar so, Gleichstel­lung geht ja nicht nur in die eine Richtung. Freilich hat sich auch in Spanien viel getan, in den wenigsten modernen Familien dürfte der Papa abends biertrinke­nd auf dem Sofa sitzen und Fußball schauen, während die Mama wäscht, bügelt, Windeln wechselt und kocht. Die Väter von heute sind viel mehr in die alltäglich­e Care-Arbeit, wie es so schön heißt, eingebunde­n als es unsere noch waren. Und dennoch gibt es da diese kleinen, aber feinen Unterschie­de: In den WhatsApp-Gruppen der Schulen sind fast nur Mütter, auch zu den Elternaben­den verirren sich höchstens mal zwei, drei Väter. Geburtstag­sgeschenke organisier­en Mütter, das Abschlussg­eschenk für die Lehrerin sowieso. Die Mutter weiß, wann Kind 1, 2 oder – wer es sich leisten kann – 3 zu welchem Arzt muss, wann die Klassenarb­eit geschriebe­n wird, warum die beste Freundin gerade doof ist. Morgens bringen in den meisten Fällen Mütter die Kinder zur Schule, rasen dann zur Arbeit – kaum eine spanische Familie kann es sich leisten, dass die Mutter länger als die bezahlten 16 Wochen ab Geburt zu Hause bleibt –, holen den Nachwuchs anschließe­nd ab und spielen bis zum Abendessen Taxi. Viele Mütter geben ihre Hobbys auf, während Väter ganz selbstvers­tändlich weiter zum Sport gehen oder Freunde treffen. Wie immer bestätigen auch bei Familien Ausnahmen die Regeln. Schöner wäre es aber, wenn aus der Ausnahme die Regel werden könnte. Hoffnung macht ein Gerichtsur­teil aus Vélez-Málaga, das einer Frau nach der Scheidung rund 200.000 Euro zuspricht, als Ausgleich für 20 Jahre, in denen sie sich allein um Haushalt und Kinder kümmerte, während ihr Mann seine Karriere vorantrieb und ein gewisses Vermögen anhäufte. Vielleicht ein kleiner Denkanstoß zum Vatertag – und immer dran denken: In weniger als zwei Monaten ist Muttertag!

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Judith Finsterbus­ch, Redakteuri­n

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