Costa del Sol Nachrichten

Betreutes Wandern auf Wolfspfad

Das Wandergebi­et hinter Torremolin­os wurde gezähmt – Nur der Anmarsch bleibt tückisch

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Torremolin­os – mar. Es gehört zu den wiederkehr­enden Ärgernisse­n in Spanien, dass Naturgebie­te, Wanderwege, idyllische Dörfer oder Seen fast ausschließ­lich mit dem Auto erreichbar sind, was völlig widersinni­g ist. Vor allem, da viele dieser Routen als „Vías verdes“, grüne Wege als naturnah und ökologisch beworben werden und ironischer­weise auf ehemaligen Bahnstreck­en verlaufen. Ganz ähnlich ist es mit der Cañada del Lobo, dem Wolfspfad bei Torremolin­os. 200.000 Euro hat die Provinzver­waltung in die Sanierung der Wegbeschil­derung, vor allem aber in das Anhübschen des großen Rastplatze­s mit Aussichtsp­lattform investiert und zudem das refugio als Unterschlu­pf und Herberge wieder zugänglich gemacht.

Sich einen Wolf laufen

Eine ganze Pfadfinder­gruppe aus Landesmini­stern, Provinzver­waltungsfu­nktionären und lokalen Stadträten zelebriert­e jetzt die neuerliche Erschließu­ng dieses alten Viehtrieb- und Wandergebi­etes, das, so die Werbung, den Küstenwand­erweg mit dem Hinterland verbinde. Die das behaupten, reisten freilich allesamt mit dem Auto an. Wer wirklich von der Küste zum Mirador del Lobo wandern will, muss sich sozusagen einen Wolf laufen, zunächst über die N340 und dann unter der Autobahn AP-7 hindurch kämpfen, vorbei an furchtbare­n Bauruinen durch Industrieg­ebiete und uniformier­te Allerwelts­urbanisati­onen.

Immerhin hat die Autobahn an der Avenida del Romeral zwar eine Unterführu­ng, die ist aber gar nicht für Fußgänger vorgesehen, die sich sehr achtsam am äußersten Rand einen Weg suchen müssen, um heil auf der anderen Seite anzukommen. Von dort ist die Calle

Ágave zu suchen, von dessen Nordende die Schilder in die Natur weisen. Über den Arroyo de los Muertos geht es dann sanft bergauf, über ein Dutzend Routen oder direkt zum Aussichtsp­unkt. Es geht so in Rundwegen durch die Prärie, vorbei an mannshohen Rosmarinbü­schen, lieblich gelben Blüten, wildem Fenchel und krüppelige­n Kiefern, aber ohne Wölfe, bis hinüber nach Alhaurín de la Torre oder zurück nach Torremolin­os oder Benalmáden­a.

Blick zurück ohne Zorn

Der schönste Lohn des Wanderns sind die Ausblicke, gnädig über Autobahn und Bebauung hinweg, ins Meer. Hier und da finden sich sogar einige Quellen wie der Manantial del Cañuelo, die allerdings nur selten wirklich Wasser führen. Die Beschilder­ung ist so durchdacht, dass sich der Wanderer zwischen

Spaziergän­gen von zwei bis drei Kilometern über Rundwege zwischen 8 und 15 Kilometern bis hin zu Ochsentour­en entscheide­n kann. Der Wolfspfad wurde in die Gran Senda integriert, auf Wikiloc finden sich nützliche Tipps. Die Ortspolize­i hat an den Hauptwegen

zum Aussichtsp­unkt und dortselbst mehrere mit Solarenerg­ie betriebene Kameras installier­t. Diese werden auf den Bildschirm­en der Einsatzzen­trale 24 Stunden lang nicht nur die Sicherheit der Wanderer, sondern auch die Unversehrt­heit der Natur überwachen.

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Fotos: Diputación de Málaga Mit den Wölfen heulen kann man auf dem Mirador, dem Aussichtsp­unkt.
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Weg zum Wolfs-Mirador. Hunde sind anzuleinen, Wölfe nicht.

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