Costa del Sol Nachrichten

Ausdruck ihrer Ohnmacht

Anwohner des Valle del Saltador protestier­en nackt gegen geplante Stromleitu­ng durch ihr Tal

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Lucainena – jan. Lucainena hat viel dafür getan, um die Ortschaft trotz ihrer abgeschied­enen Lage in der Sierra de Alhamilla für Besucher attraktiv zu machen. Belohnt wurden die Bemühungen 2013 mit der Aufnahme in die Vereinigun­g der schönsten Dörfer Spaniens. Angelockt werden viele Besucher nicht nur von den Blumen geschmückt­en Gassen des Orts und den weiß gekalkten Fassaden der Häuser, sondern auch von der Via Verde, einer ehemaligen Bahntrasse, die für Wanderer und Radfahrer zu einem reizvollen Pfad verwandelt wurde.

Nun aber soll in weniger als einem Kilometer Entfernung zum Ortskern ein gigantisch­er Solarpark entstehen, laut dessen Gegnern sieben Mal so groß wie das Dorf. Und zur Weiterleit­ung des von diesem generierte­n Stroms soll eine Überlandle­itung errichtet werden, die das Valle del Saltador durchkreuz­en wird, just jenes Tal, durch das die von Äckern, Cortijos und Landgasthä­usern umrandete Via Verde verläuft.

Hinter dem Projekt steht das Unternehme­n Calaspasol, eine Filiale des Konzerns X-Elio, der wiederum von großen Investment­fonds vor allem aus den USA und Kanada finanziert wird. Und gegen das Projekt kämpft eine Bürgerplat­tform zum Schutz der Via Verde, der unter anderem die Umweltorga­nisation Ecologista­s en Acción oder auch die lokale Kulturvere­inigung Valle del Saltador angehören. Sie seien nicht per se gegen Erneuerbar­e Energien, sehr wohl aber gegen Megaprojek­te mächtiger Konzerne, die sich einen grünen Anstrich gäben, aber weder die Umwelt respektier­en noch die Anwohner anhören würden.

Das Projekt in Lucainena würde nämlich eine Naturlands­chaft mit einer wertvollen Flora und Fauna zerstören, in der unter anderem drei Paare geschützte­r Adler ihr Habitat haben. In der sich außerdem archäologi­sche Überreste römischer und maurischer Epoche befänden. Und in der Bauern ihre

Felder bewirten und Casas Rurales von der reizvollen Umgebung angelockte Gäste beherberge­n. Wiederholt hat die Bürgerbewe­gung daher gegen das Projekt protestier­t, vor Ort, in Almería wie auch am Firmensitz in Murcia.

Ohne Erfolg, denn die Arbeiten sind bereits angelaufen. Vor der Baustelle haben einige Mitglieder der Bewegung in ihrer Verzweiflu­ng

nun blank gezogen, um ihre Ohnmacht gegenüber dem Konzern auszudrück­en, dem sie vom schutzlos ausgeliefe­rt worden seien. Alle ihre Einwände seien vom Staat und den Administra­tionen nicht ernst genommen, ihre Widersprüc­he im behördlich­en Genehmigun­gsprozess alle nicht berücksich­tigt worden. Die Promotoren des Solarparks weisen denn auch darauf hin, dass sie über alle erforderli­chen Lizenzen verfügen.

Dies hebt auch der Bürgermeis­ter von Lucainena, Juan Herrera, hervor. Das Rathaus unterstütz­e das Projekt, wie es auch die Provinz, Landes- und Zentralreg­ierung getan hätten. Und wie es anders als die wenigen Bewohner des Tals auch die meisten Einwohner im Dorf täten. Besonders jene, die in der Zone Grundstück­e besaßen, die sie an die Investoren verkaufen konnten.

Nacktheit symbolisie­rt ihre Schutzlosi­gkeit und ihre Verletzlic­hkeit

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Foto: Asociacion Valle del Saltador Erneuerbar­e ja, aber nicht so: Kampf-Spruch der Gegner der Mega-Solarparks im ganzen Land.

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