Abenteuer im Busch
Ausschnitte aus Sylvia Deuses neustem Buch: Den Süden Afrikas selbst entdecken
Victoria Fälle in Zimbabwe: Kanufahrt auf dem Zambesi
Wir genießen leicht paddelnd die herrliche Flusslandschaft des verzweigten und breiten ZambesiFlusses. Ein bisschen sportlicher Einsatz muss sein, denkt sich der Wind und bläst uns von vorne an. Eine Fischfangreuse erweckt Dagos Aufmerksamkeit, denn auch Fischen ist im Nationalpark verboten.
Die erste Stromschnelle kommt auf uns zu. Gabriela gibt uns wertvolle Anweisungen, wie wir sie am besten „packen“. „Gut gemacht!“Er ist mit uns zufrieden. Die nächste ist noch wilder, aber auch sie meistern wir, auch wenn unser Boot einmal quer steht.
„Hippos rechts vorne!“, ruft Dago. Nun sehen wir sie auch. Eben liegen sie noch am Ufer und im nächsten Moment rennen sie so schnell, wie man es ihnen wegen ihrer Unförmigkeit und kurzen Beine gar nicht zutraut, ins Wasser. Über die Gefahren wurden wir ausgiebig belehrt. Also manövrieren wir so schnell und gut wir können auf die linke Flussseite.
„Hippos links!“, ertönt nun ein Warnruf. Wohin nun? Auch sie sind auf der Flucht vor uns sofort ins Wasser geplumpst. So ein Kanu ist für sie ein Eindringling, Rivale und somit Feind. Wie gut, dass wir erfahrene Führer haben. Ich vertraue voll auf sie. Ich selbst wüsste nicht, wie ich mich verhalten soll, wie ich in der Strömung stehen bleiben oder aber an ihnen vorbeipaddeln könnte.
Dago steuert weiter nach links. Ich denke schon, wir sollen wohl an Land gehen. Nein, der Fluss hat hinter dem Buschwerk einen Nebenarm und diesen erreichen wir gerade noch, bevor uns die Strömung an diesem Abzweig vorbeitreibt. Bange frage ich mich, ob hier nun gleich die nächsten Nilpferde zu rennen anfangen.
Dago legt links an einem Busch an, nimmt das nächste Boot zu sich heran und bald bilden wir eine Vierereinheit. Warum das Ganze? Dieses Mal sind die großen Tiere keine Flusspferde, sondern Elefanten.
Eine Elefantenfamilie badet im Fluss. Die dunkelgrauen Tiere wälzen sich im Schlamm, der sie lehmbraun färbt. Sie tauchen ein, bespritzen sich und haben die größte Freude an ihrem Badetag.
Die Kleinen stehen den Großen in ihrem Spaß in nichts nach.
Nur wenige Meter weiter befindet sich ein Resort, das vom Besuch dieser Großfamilie aber nichts mitbekommt, da einige Büsche die kleine Bucht abschirmen, die die Dickhäuter sich ausgesucht haben. Was für ein schönes Erlebnis!
Hans hat sich trotz des faszinierenden Schauspiels einmal umgedreht und bemerkt auf einer kleinen Sandinsel gleich hinter uns ein Krokodil. Es wirkt zwar gelangweilt, kann aber sehr schnell und wendig sein. Unser Viererpack ist hoffentlich eine zu große Beute für das nicht ausgewachsene Reptil.
Im Krüger Nationalpark – Olifants nach Tamboti
Hans heizt den Grill an, der ein paar Schritte entfernt vom Zelt steht. Ich nehme das marinierte Grillfleisch aus der Verpackung. Appetitliche Gemüsespieße liegen parat. In den Baumwipfeln turnen putzige Affen, die so tun, als ob sie sich nicht für uns interessierten. In Wirklichkeit beäugen sie jede unserer Bewegungen sehr genau.
Jetzt ist es soweit: Hans kann das Grillgut auflegen, bewacht das Feuer und wendet die Teile. „Pass‘ gut auf die Affen auf!“, rufe ich ihm zu. „Ja, ja, klar!“Er muss jedoch für einen kurzen Moment auf die Veranda und der reicht einem
flinken Baumbewohner aus, um ans Feuer zu springen und sich einen Spieß zu schnappen. Anscheinend ist er auch für einen Affen ein bisschen zu heiß, denn er zieht ihn nicht sofort weg, sondern unternimmt einen zweiten Versuch.
Auch wenn Hans blitzschnell hingespurtet ist und ich mit Klatschen und Schreien mithelfe beim Versuch, den Dieb zu verjagen, gelingt es diesem, den Spieß zu fassen und damit aufs Nachbarzeltdach zu hüpfen. Dass Hans schon ganz nahe war, hat ihn nicht von seinem Vorsatz abgebracht, nicht ohne Beute abzuziehen. Ich gestikuliere wild, was den Affen nur dazu bewegt, hämisch auf uns herunterzublicken und ein wenig weiter hinten in sicherer Entfernung seine Mahlzeit einzunehmen.
Eine kleine gelbe Ufo-Zucchini hat er bei der Flucht verloren. Gewaschen kann sie wieder auf den Grill. Man freut sich ja auch über Kleinigkeiten, zumal wir hier und jetzt keinerlei Möglichkeit mehr haben, unsere Vorräte aufzufüllen und ein Restaurant gibt es nicht.
Wir haben uns noch nicht von unserem Schreck erholt, als ich Hans einen Teller hinunterreiche und für eine Sekunde den Tisch aus den Augen lasse. Nicht zu fassen, schon ist die Papiertüte mit den Butterportionsdöschen in den Krallen eines wendigen Affens. Ich stürze auf ihn zu, er schmeißt
beim Verlangen, seine Beute zu sichern, noch die geöffnete Flasche Rotwein um. Von ihr kann ich noch das meiste retten, ein kostbarer Schoppen versickert jedoch wie Blut auf dem Holzboden. Die Tüte beinhaltete auch unseren Käse! Das wird ein mageres Abendessen! Wenigstens habe ich nur zwei Toastscheiben aus der Kühltasche geholt und zwei Butterportiönchen in die Hosentasche gesteckt. Das ist alles was uns an Zutaten bleibt!
Der Affe turnt auf den Baum und scheint uns zu verhöhnen. Ich werfe etwas nach ihm, was nur dazu führt, dass er noch höher in die Baumwipfel klettert. Die Verpackungsfolie des Käses hat er bereits heruntergeworfen und lässt sich unseren Käse schmecken. Wie soll Hans fertiggrillen, wenn der Feind jeden Bruchteil einer unbeobachteten Sekunde ausnutzt? Mein Mann wagt nun keinen Schritt mehr zur Seite bis das Essen gar ist. Das Fleisch ist viel weniger als es in der Verpackung in der Soße aussah und die Gemüsespieße verdienen den Plural nicht mehr. Wir teilen uns den einen. Heute also Diät!