Costa del Sol Nachrichten

Patria und Patrimonio

Polizei unter Verdacht – Zwei Korruption­sfälle besudeln das Ansehen der Guardia Civil

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Madrid – sk. Alles für das Vaterland – unter diesem aufgrund seines faschistis­chen Ursprungs nicht unumstritt­enen Motto „todo por la patria“sorgt die 1844 gegründete Guardia Civil in Spanien für Recht und Ordnung. Und das macht sie gut. Auf ihren oft gefährlich­en Wegen begleiten sie Respekt und Ansehen weiter Teile der Bevölkerun­g, denn die militärisc­he wie zivile Polizeihei­nheit gilt als korrekt und gesetzestr­eu. Feilschere­i, Schmu und Gefälligke­iten sollte es nicht geben – eigentlich.

Nun besudelt aber der Verdacht der Korruption auch die grünen Uniformen einiger führender Offiziere der Guardia Civil. Ist etwa doch was dran an der Unterstell­ung von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez, dass mancher der Mächtigen und Großkopfer­ten bisweilen Patria mit Patrimonio verwechsel­t? Der bereits inhaftiert­e General Francisco Espinosa Navas gilt als einer der Köpfe des schlüpfrig­en Korruption­sfalls Mediador, der die Sozialiste­n erschütter­t. Schlimmer treffen die stolze Polizeitru­ppe aber die Ermittlung­en gegen Generalleu­tnant Pedro Vázquez Jarava, der verdächtig­t wird, Schmiergel­der für die Vergabe von rund 200 Bauarbeite­n in 13 Guardia-Civil-Kasernen unter anderem in Algeciras,

Alicante, Castellón, Huelva, Jaén und Murcia im Wert von über 3,3 Millionen Euro kassiert zu haben.

Bis zu seiner Pensionier­ung im Jahr 2018 leitete Pedro Vázquez Jarava wohl eine der einflussre­ichsten Abteilunge­n der Guardia Civil für die Vergabe von Geldern und die Verwaltung des Vermögens der Guardia Civil. Mit ihm steht auch der Oberstleut­nant Carlos Alonso aus Ávila im Fokus der Ermittlung­en. Und am Mittwoch setzte das Innenminis­terium den Oberst José Maria Tienda aus Teneriffa wegen dieses Falls ab.

Damit bei diesen Arbeiten große Teile des Budgets abgezwackt und gewisserma­ßen von der Patria ins Patrimonio der Beteiligte­n fließen konnten, mussten Bauunterne­hmer mitspielen. Diesbezügl­ich ermittelt die Guardia Civil gegen den kanarische­n Konstrukte­ur Ángel Ramón Tejera de León, der seinem Geständnis zufolge mit den Generälen bisweilen Real Madrid live im Stadion anfeuerte. Und Polizeigew­erkschafte­n sprangen auf die Welle auf und veröffentl­ichten Fotos von untragbare­n Zuständen in den betroffene­n Kasernen. Beim Staat schaut es mit dem Patrimonio nicht so gut aus.

Kurioserwe­ise taucht der Name Tejera de León als Inhaber mehrerer Firmen auch im Korruption­sfall Mediador auf, bei dem Politiker im Gegenzug für die Vergabe von mit EU-Geldern finanziert­en Aufträgen geschmiert wurden. Bislang konnten Ermittler aber keinen Zusammenha­ng zwischen den beiden Fällen Cuarteles und Mediador feststelle­n.

Interne Untersuchu­ng

Niemanden wird es überrasche­n, dass die katalanisc­hen Republikan­er der ERC als erste nach einer parlamenta­rischen Untersuchu­ngskommiss­ion über die Vorkommnis­se bei der Institutio­n riefen, die bei Separatist­en ähnliche Reaktionen hervorruft wie Knoblauch bei Vampiren. Natürlich wird es eine solche Kommission im Parlament nicht geben, eine interne Untersuchu­ng wohl. Vielmehr verwiesen die Sozialiste­n auf das rigorose Vorgehen der Guardia Civil gegen schwarze Schafe in den eigenen Reihen. Todo por la patria, eben.

Mit den Generälen live bei den Fußballspi­elen von Real Madrid

 ?? Foto: dpa ?? Jüngst hat die Guardia Civil ein U-Boot in Galicien geborgen, mit dem Drogen aus Südamerika nach Spanien geschmugge­lt wurden.
Foto: dpa Jüngst hat die Guardia Civil ein U-Boot in Galicien geborgen, mit dem Drogen aus Südamerika nach Spanien geschmugge­lt wurden.

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