Viel beleidigte Leberwurst
Ferrovial-Umzug: Regierung kann sich mit Entscheidung nicht abfinden
Madrid – tl. Der Umzug des Baukonzerns Ferrovial nach Amsterdam hat die Regierung schwer getroffen. Der Ärger über die aus finanztechnischen Gründen getroffene Entscheidung ist noch nicht verflogen. Allerdings ist bei den Reaktionen viel beleidigte Leberwurst im Spiel. Finanzministerin María Jesús Montero räumte auch ein, dass die Regierung „keine aktive Handhabe“besitze, um Ferrovial zur Umkehr zu bewegen. Unternehmenschef
Rafael del Pino sei mitgeteilt worden, dass man die Entscheidung nicht verstehe.
Unterdessen wollte Ferrovial den Eindruck korrigieren, mangelnde Rechtssicherheit in Spanien habe den Umzug mit entschieden. So äußerte sich Kommunikationsdirektor Francisco Polo: „In Spanien existieren die gleichen hohen europäischen und internationalen Standards in Sachen Rechtssicherheit. Wir werden weiterhin im
Wettbewerb um die besten Projekte in Spanien mitmischen“, sagte Francisco Polo.
Probleme könnte es für Ferrovial dennoch geben. Um sich hierzulande um große Bauvorhaben zu bewerben, schmieden Unternehmen gerne Allianzen sogenannte UTEs (Unión Temporal de Empresas). Für diese temporären Unternehmenszusammenschlüsse hatte Ferrovial oft einen bevorzugte Partner: den Mischkonzern Acciona.
Der Ärger kann dazu führen, dass Ferrovial gemieden wird, gerade jetzt, da es viele Milliarden aus dem Corona-Wiederaufbauprogramm der EU zu verteilen gibt. Da setzt auch Wirtschaftsministerin Nadia Calviño an: Man könne Ferrovial natürlich nicht bei einer Auftragsvergabe benachteiligen, sagte sie, „aber unter seinesgleichen ist das Unternehmen vielleicht nicht mehr der beste Compañero für große Abschreibungen“.