Wirte in jährlicher Osterpanik
Gastronomie will akuten Personalmangel mit Gastarbeitern aus Marokko und Flüchtlingen beheben
Málaga/Cádiz – mar. „Wir suchen Kellner in Marokko, Gambia oder Südamerika, in jeder Ecke der Welt.“Jedes Jahr kurz vor Ostern bricht in Spaniens Urlaubsregionen die nackte Panik unter den Gastronomen aus, es fehlt an Personal. Man werde „die Horizonte erweitern müssen“, ergänzt Fernando Martínez, Vizepräsident der Gastro- und Hotelvereinigung von Málaga, Mahos, seinen kernigen Satz. Die Idee mit Marokko kam zuerst den Gastronomen von Horeca in Cádiz und wurde begleitet von unschönen Behauptungen, Argumente, die sich auch jedes Jahr wiederholen: junge Spanier hätten keine Lust, zu arbeiten, „könnten weder Englisch noch einen Fisch filetieren“.
Die Betroffenen und die Gewerkschaften fordern hingegen „endlich bessere Bezahlung, menschliche Arbeitszeiten“und zumindest die Einhaltung der bestehenden Gesetze und Kollektivverträge hinsichtlich Ruhezeiten zwischen Schichten und Überstundenbezahlung. „Es fehlt kein Personal, es fehlt an Wertschätzung“,
so die Gewerkschaft UGT. Es gehe um abertausende Stellen, die fehlen würden, den Betrieb vieler Bars und Restaurants „verschieben“, die „lieber gar nicht öffnen, als schlechten Service zu bieten“, lamentiert der Präsident von Horeca, Antonio De María und verteidigt
die Idee, Ersatz in Marokko zu suchen. Dieser müsste über Kontingente mit dem Innenministerium geregelt werden, wie bei den Erdbeepflückerinnen aus Marokko und anderen saisonalen Gastarbeitern, für die die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht gilt. Sogar an
Flüchtlingsvereine wie Málaga Acoge wolle man herantreten, erkärt Mahos. So würde auch „die Einhaltung der Normen garantiert“.
Es fehle an Passion
Was der Präsident nicht verrät: Für die Sonderkontingente ist der gesetzliche Mindestlohn in Spanien außer Kraft gesetzt. Auch Mahos bemängelt, weder über das Arbeitsamt noch über Zeitarbeitsfirmen an genug Personal zu kommen. „Die schlechte Bezahlung ist eine Lüge“, legt Präsident Martínez nach, „1.400 Euro sind im Kollektivvertrag für Málaga verankert“, der „von der großen Mehrheit eingehalten werde“, auch Ärzte arbeiteten am Wochenende. Woran es fehle, sei „Leidenschaft für den Beruf“, die Pandemie habe „die Mentalität der jungen Menschen verändert“. Allein zur Semana Santa brauche Andalusien 18.500 Köche und Kellner, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Wenn man Personal aus Marokko holen müsse, solle es qualifiziertes sein, „direkt aus den Hotelfachschulen“, verspricht Horeca.