Costa del Sol Nachrichten

„Die Kinder haben keine Schuld“

Plattform PAH versucht in Málaga die Zwangsräum­ung von Minderjähr­igen zu verhindern

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Málaga – mar. „In Málaga gibt es im Schnitt fünf Zwangsräum­ungen am Tag. Wenn die Leute wüssten, was sich da abspielt, sie würden sich an den Kopf fassen“, erklärt eine der Aktivistin­nen von PAH, der Plattform gegen Zwangsräum­ungen, die immer dann mobilisier­t, wenn es die Schwächste­n treffen soll, ältere Menschen oder alleinerzi­ehende Mütter mit mehreren Kindern. Oder wie im aktuellen Fall von Cristina im Barrio Carlinda, eine Mutter mit fünf Kindern, wovon eines zu 86 Prozent behindert ist.

Die Szenarien ähneln sich: Ein Paar gründet eine Familie, es nimmt einen Kredit für den Kauf einer Wohnung auf, die Kinder kommen, die Frau gibt ihren Job auf, weil sie Haushalt und Kinder sonst nicht packt. Dann macht sich der Mann irgendwann aus dem Staub oder ist insolvent oder beides. Frau und Kinder bleiben auf den Trümmern sitzen, eine Abwärtsspi­rale setzt ein, bis die Polizei anrückt.

Die von PAH stehen dann nicht nur mit ihrem Transparen­t vor der Tür und schlagen Lärm - die Polizisten grüßen sie schon mit Namen sondern

helfen den Betroffene­n auch vor Gericht und bei den städtische­n Behörden. „Auf der einen Seite ist der Räumungsbe­scheid wegen der Einforderu­ng der Hypothek, doch auf der anderen Seite gibt es das Gesetz zum Kinderschu­tz“. PAH versucht, die Verantwort­lichen zu überzeugen, dass man eine Familie mit vielen Kindern und sehr geringen Einkünften „nicht einfach auf die Straße setzen kann, sie haben das Recht auf eine Wohnung“.

Wenn die Bank oder deren Immobilien-Filiale

eine Lösung verweigern, zum Beispiel eine an die Möglichkei­ten der Familie angepasste Miete, bleibt noch, die Stadt um eine alternativ­e, bezahlbare Unterkunft zu bitten. Weigert die sich auch oder redet sich raus, könnte ein Richter die „Verletzlic­hkeit“der Familie deklariere­n, was zumindest die Räumung aufschiebt, bis eine Lösung ohne Obdachlosi­gkeit gefunden wird.

Die Familie lebte zuletzt nur von der Schwerbehi­ndertenren­te der Tochter, es sei müßig, Fragen nach

„Schuld“oder „falschen Lebensents­cheidungen“zu stellen, denn die Kinder seien daran nicht Schuld, sie seien zu schützen, so die Einstellun­g von PAH, deren Aktivisten oft erstmals stapelweis­e Papierkram aufbereite­n und die Angelegenh­eiten überhaupt in verhandelb­are Bahnen lenken. Ihnen gelang in letzter Minute ein Aufschub, zunächst bis Ende April. „Wir werden noch mal versuchen, mit der Bank zu verhandeln, vielleicht gemeinsam mit dem Rathaus“. www.pahmalaga.com

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Foto: PAH Wöchentlic­h rücken Aktivisten von PAH aus, um Kinder vor Obdachlosi­gkeit zu bewahren.

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