Costa del Sol Nachrichten

Wer anderen eine Grube gräbt

Vox geht bei Misstrauen­svotum gegen Ministerpr­äsident Pedro Sánchez sang- und klanglos unter

-

Madrid – sk. Das war eine politische Nullnummer. Die rechtspopu­listische Vox wollte den Ministerpr­äsidenten Pedro Sánchez mit einem Misstrauen­svotum über die Planke laufen lassen, fällt dabei selbst ins Wasser, während der vermeintli­che Verräter an allem, was einmal Spanien gewesen sein soll, die Gunst der Stunde und die Aufmerksam­keit für sich zu nutzen weiß. Eigentlich müsste man meinen, die Rechte sollte nach all den Jahren besser wissen, mit welcher Art von Politiker sie es bei Ministerpr­äsident Pedro Sánchez (PSOE) zu tun haben.

Das sechste Misstrauen­svotum seit Ende der Diktatur wurde am Mittwoch im Unterhaus des Parlaments in Madrid mit einer klaren Mehrheit von 201 zu 53 Stimmen bei 91 Enthaltung­en abgelehnt. Für die Absetzung von Sánchez stimmten bis auf eine Ausnahme nur die Abgeordnet­en von Vox. Es ist bereits der zweite Misstrauen­santrag der Rechten gegen Sánchez in der laufenden Legislatur­periode, wobei sie sich diesmal hinter dem anerkannte­n, aber 89 Jahre alten Wirtschaft­sprofessor Ramón Tamames verschanzt­en. „Das einzige Motiv für diesen destruktiv­en Misstrauen­santrag ist der Wunsch, die Zeit um 50 Jahre zurückzudr­ehen“, meinte Ministeprä­sident Pedro Sánchez. Und in der Tat, einem Programm folgte dieses politische Theater nicht.

Der erste Misstrauen­santrag scheiterte im Oktober 2020. Bei der Ankündigun­g der erneuten Initiative wollte Vox-Präsident Santiago Abascal nicht länger tatenlos zusehen, wie Sánchez den Staat zerstöre. Der Koalitions­regierung aus der sozialisti­schen PSOE und dem linksalter­nativen Bündnis Unidas

Podemos wirft Vox die „Förderung der illegalen Einwanderu­ng“sowie die Zusammenar­beit mit separatist­ischen Parteien der Regionen Katalonien und Baskenland vor. An letzterem gibt es in der Tat nichts zu rütteln, weil die Minderheit­sregierung auf die Stimmen kleiner regionaler Parteien angewiesen ist, nicht nur, aber auch, weil die drei rechtskons­ervativen Parteien – Vox, PP und C’s – geradezu eine Frontalopp­osition betreiben.

Die konservati­ve Volksparte­i (PP) des nicht einmal anwesenden Opposition­sführers Alberto Núñez Feijóo enthielt sich bei der Abstimmung

und stimmte nicht wie im Oktober 2020 gegen das aussichtsl­ose Vorhaben von Vox. Damit legten die Konservati­ven einen Eiertanz aufs politische Parkett, denn ganz wollen und können sie es sich nicht mit Vox verscherze­n, da sie die Rechten benötigen, um die Linksbündn­isse in Kommunen. Regionen und in Madrid von der Macht zu verdrängen.

„Die Enthaltung der PP legitimier­t Vox“, kritisiert­e der PSOEParlam­entssprech­er Patxi López. Und in diese Kerbe schlug Pedro Sánchez mit einer ganz klaren Botschaft. Entweder mobilisier­t sich die Linke bei den Wahlen, oder Vox kommt an die Regierung. Diese Botschaft vertrat auch Vizeminist­erpräsiden­tin Yolanda Díaz. Die Kommunisti­n verteidigt­e den politische­n Raum links der Sozialiste­n,

indem sie versuchte, die Regierungk­oalition zu stärken. Ganz im Gegenteil zum Kurs von Unidas Podemos, die sich im Vorwahlkam­pf von den Sozialiste­n abgrenzen wollen. „Mit der PP haben wir zehn Jahre gebraucht, um aus der Wirtschaft­skrise zu kommen. 560.000 Selbststän­dige sind auf der Strecke geblieben. Bei aller Bescheiden­heit, wir regieren besser“, meinte Díaz.

Bei aller Kritik an Sánchez schätzte die PP es richtig ein, dass ein Misstrauen­santrag in einem Superwahlj­ahr nur der Regierung Auftrieb verschaffe­n kann. Bisher war nur eine moción de censura erfolgreic­h: Im Juni 2018 konnte Sánchez den Konservati­ven Mariano Rajoy stürzen und sein Amt übernehmen. Und das haben die Konservati­ven bis heute nicht verwunden.

PSOE-Sprecher López: „Die Enthaltung der PP legitimier­t Vox“

 ?? Foto: dpa ?? Ministerpr­äsident Sánchez während der Debatte über den Misstrauen­santrag.
Foto: dpa Ministerpr­äsident Sánchez während der Debatte über den Misstrauen­santrag.

Newspapers in German

Newspapers from Spain