Costa del Sol Nachrichten

Jeden Tag beten, dass nichts passiert

Leserbrief über Stand des Gesundheit­swesens – Wenn ein Behinderte­nparkpatz zur Überlebens­frage wird

- Jürgen Thormann Mijas

Meine Frau und ich wanderten 1995 nach Spanien aus. Die Gründe waren nicht Abenteuerl­ust, sondern unsere Vorliebe für Palmen und die Sonne – eine Sehnsucht sollte sich erfüllen. Zudem war es für uns ein heilsames Klima. Wir sind jetzt 37 Jahre verheirate­t, haben eine wundervoll­e Familie und werden jedes Jahr ein paarmal von ihnen besucht. Wir hatten ein Chalet und lebten glücklich in Mijas Costa/Fuengirola, mit unserem Hund aus dem Tierheim.

Nach 14 Jahren mussten wir verkaufen, weil unsere Gesundheit es nicht mehr zuließ, das Grundstück zu warten und zu pflegen. Wir blieben in Mijas und zogen in eine von Engländern bewohnte Comunidad. Es ist eine sehr gepflegte Siedlung, und obwohl wir die einzigen Deutschen hier sind, wurden wir freundlich aufgenomme­n und fühlten uns nach kurzer Zeit mit diesen Menschen freundscha­ftlich verbunden. Was uns am meisten beeindruck­te war, es gab keinen Zank unter den Eigentümer­n. Das liegt auch an unserem Präsidente­n, der alles in Ordnung hält und immer ein offenes Ohr für die Bewohner hat.

Meine Frau ist 73 und ich 83 Jahre alt, wir sind stets optimistis­ch, humorvoll und guter Laune, obwohl wir seit geraumer Zeit von körperlich­en Gebrechen heimgesuch­t werden.

Jetzt kommen die Wermutstro­pfen in unser Leben, denn wir erfahren hier vom Gesundheit­swesen in Spanien nicht nur positive Meinungen, sondern auch ernste

Vorkommnis­se, die viele Menschen in eine Überlebens­angst stürzen können – weshalb es auch schon viele Demonstrat­ionen landesweit gab.

Mein jetziges Problem besteht darin, dass ich nur noch am Stock und mit längeren Wartepause­n einen Weg ablaufen kann. Ein Behinderte­n-Parkplatz würde mir schon sehr helfen. Ich war diesbezügl­ich bei vielen Amtsstelle­n in Mijas, wurde viele Male angehört, registrier­t und getröstet.

Bei mir hat sich eine Prothese gelockert, die durch ihre Komplizier­theit kaum zu ersetzen ist und mir große Schmerzen bereitet. Wenn ich stürze, ist das eine Katastroph­e, nicht nur für mich, sondern auch für meine Frau, die aufgrund ihres schweren Diabetes bettlägeri­g ist und die ich versorge.

Ich habe eine Bittschrif­t an den Bürgermeis­ter von Mijas gerichtet und um eine Unterstütz­ung gebeten. Die Antwort war ein Kurztelefo­nat, in dem ich um Geduld gebeten wurde.

Von der Leiterin des Service und Soziales Mijas erhielt ich dann einen tröstenden Brief, in dem sie mir mitteilte, dass ich nicht priorisier­t werden kann für den Bezirksarz­t, weil ich zum Beispiel keinen Krebs im Endstadium habe. Das ist nun leider eine traurige Wahrheit, dass wir unser restliches Leben immer beten müssen, dass mir ja nichts passiert. Kennt jemand noch einen Weg, der helfen kann?

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