So schmeckt Madrid
Empfehlungen von Einheimischen: Wo man in Spaniens Hauptstadt gut und günstig isst
Madrid, Samstagabend: Am Ausgang der Metrostation Tribunal geht es kurz vor 21 Uhr zu wie auf einem Bahnhof. Gedränge, Eile und viele Umarmungen. Der MetroAusgang vor dem Romantik-Museum ist ein beliebter Treffpunkt im Ausgehviertel Malasaña, wo in den 80er Jahren die legendere movida madrileña ihren Ausgang nahm. Eine Underground-Kulturbewegung, die sich nach der langen Diktatur voll ins moderne, freie Leben stürzte.
Damals waren die Straßen in Malasaña gesäumt von Bars, wo man Platten aus London auflegte und Konzerte lokaler Bands veranstaltete. Eines dieser so genannten garitos war kurioser als das andere. Die Farbe schwarz dominierte an den Wänden und bei der Kleidung der Gäste. Die Männer trugen Lederjacken, die Frauen Miniröcke und Doc Martins.
Heute ist der Kleidungsstil nicht viel anders. Und auch originelle garitos kann man in Malasaña noch finden. Doch vor allem gibt es Abendessen zu vernünftigen Preisen. Und anschließend kann man sich für ein Gläschen auf eine der schönen Terrassen setzen, die im Winter von Gasfeuern beheizt und beleuchtet werden. Und schließlich die spanische Nacht mit Livemusik ausklingen lassen.
Typisches Madrider Ambiente findet man in der Cervecería Almudayna. Das Lokal ist laut, voll und gemütlich. An der Bar herrscht Gedränge, auf den Tischen stehen Bier vom Fass und große Tapas. Sehr ortstypisch sind Tintenfisch im Brötchen (bocadillo de calamares), gegrillte Schweinsohren (orejas a la plancha), das Kuttelgericht callos a la Madrileña und kleine Sepias (chupitos rebozados). Wer nicht so experimentierfreudig ist, kann seinen Magen mit tortilla de patata und Kroketten (croquetas de cocido) füllen.
Die Tortilla sollte man auch in der Bodega de la Ardosa in der Calle de Colón 13 probieren. In dem historisch dekorierten Lokal gibt es auch tolle Kroketten, dazu Wermut vom Fass, zahlreiche Fassbiere und gute Weine.
Die Qual der Wahl für die copa después – das Gläschen danach – ist groß. In dem Viertel mit seinen alten Häusern, mit Graffiti besprühten Wänden und Läden, deren Schilder von echten Antiquitäten bis hin zu „Made in China“reichen, gibt es praktisch alles – außer Reggaeton-Bars. Ein Klassiker ist das Vía Láctea, ein legendärer Konzertsaal der movida madrileña, der heute sogar als Kulturgut der Stadt Madrid unter Schutz steht.
Und man sollte unbedingt das Programm von El BarCo checken, eine Mischung aus Bar, Diskothek und Konzertsaal, in der man in einer Samstagnacht für zehn Euro gute Livemusik und ein Getränk bekommt. Die Musikpalette reicht von Jazz-Jamsessions, Brass und Hip-Hop über Pop, Rock, Metal und Coverbands, die Musik von den 60ern bis zu den 90ern spielen. Und danach legen DJs bis zum Morgengrauen auf.
Tapas am Flohmarkt
In Madrid sind die Nächte kurz und ein klassisches Sonntagmorgen-Programm für Besucher ist der Rastro – der Flohmarkt. An unzähligen Ständen wird Altes, Neues und Kurioses verkauft. Und je nach Grad der Selbstbeherrschung kann man den Rastro völlig kostenlos besuchen oder ein Vermögen ausgeben.
Zur Stärkung und auf ein Bier geht man anschließend in die Madrider Taverne Cinco de Tirso und setzt sich an einen der Tische an der Bar. Dort muss man die torreznos probieren, knusprig gebratener Speck, der angeblich sogar zum Weltkulturerbe gehört. Und die bekannten Madrider patatas bravas, Kartoffeln mit scharfer Soße, die in dieser Gastwirtschaft aber in Form von knusprigen Riegeln serviert werden.
Im Glanz der Lichter
Teuer aber spektakulär sind die Lokale an der Avenida de la Castellana und der Calle Serrano auf der Höhe von Diego de León. Es lohnt sich, dort einen Abendspaziergang zu machen, den Luxus zu bestaunen – und dann geht man in die Tasca La Farmacia, in der Straße Diego de León 9, wo man gut und viel günstiger essen kann.
Täglich gibt es ein Löffelgericht für unter zehn Euro, zum Beispiel Linsen (lentejas) am Mittwoch und Kichererbseneintopf (garbanzos) am Donnerstag. Das Angebot gilt theoretisch mittags und abends, manchmal ist das Gericht aber am Abend schon ausverkauft.
Ansonsten gibt es in dem liebevoll dekorierten Lokal Spezialitäten aus vielen Ecken Spaniens. Lecker sind zum Beispiel die huevos rotos (Kartoffeln mit Rührei und Schinken), die geräucherten Sardinen (sardina ahumada), die Schinkenkroketten (croquetas de jamón) und der Salat des Hauses (ensalada la tasca).
Sonne am See
An einem milden Tag kann man in Madrid auch im Winter ein Picknick machen. Ein beliebter Ort dafür liegt in der Nähe der Plaza de España: ein Park mit einem See in der Mitte, auf dem ein ägyptischer Tempel steht. Diesen 2.200 Jahre alten Templo de Debod hat Spanien 1968 von Ägypten als Geschenk erhalten und heute zieht er Einheimische und Touristen an.
Das Ambiente in dem Park nahe der Plaza de España ist entspannt. Oft treten Straßenmusiker auf und die Sonnenuntergänge dort
sind besonders beliebt, weil sich das Spiel der Farben am Himmel in Rot, Lila und Blau im Seewasser spiegelt.
Wo aber bekommt man als Tourist so schnell ein Picknick her? Die Lösung ist Rodilla, eine Kette, die 1939 aus einem Lebensmittelladen auf der Plaza del Callao entstand.
Der Inhaber Antonio Rodilla spezialisierte sich schon damals auf Sandwiches. Mit Erfolg. Ein Klassiker – und heute noch ein Verkaufsschlager – ist das Sandwich mit Russischem Salat (ensaladilla rusa), insgesamt werden aber über 20 Geschmacksrichtungen angeboten. In und um Madrid gibt es inzwischen über 90 Filialen. Unter anderem das Rodilla Callao in der Calle Preciados 25, ganz in der Nähe des Templo Debot.
Einen deftigen Kichererbseneintopf – die Madrider Spezialität cocido madrileño – kann man für 32,90 Euro im Restaurant Casa Carola im Barrio de Salamanca probieren. Das Angebot gilt nur in den kälteren Monaten vom 15. September bis 15. Juni und schließt alles vom Aperitiv bis zum Nachtisch mit Likörchen ein.
Madrids Kichererbsen
Wer es günstiger möchte, kann am Mittwoch – dem traditionellen Tag des Cocidos in Madrid – die Mittagsmenüs von einfachen Lokalen wie der Bar Breico durchforsten. Da bekommt man einen anständigen Kichererbseneintopf schon für ab 12 Euro.
Klassiker wie das Kuttelgericht callos madrileños (zehn Euro) sollte man in der Taverne Casa Revuelta nahe der Plaza Mayor probieren. Eine Spezialität ist dort seit 1966 der panierter Thunfisch, (tajada de Bacalao, vier Euro).
Süße Verführung
Das süße Fettgebäck Churros soll in der Kette Chocolatería San Gines besonders gut sein. Eingeweihte schwören aber auf die Churros des kleinen Lokals Mayoma in der Calle de Francisco Silvela 67, Metro Diego de León. Empfehlenswerte Eisdielen sind Freddo Freddo, Calle Padre Damián 15, Metro Cuzco und Titho’s, Calle Alcala 404, Metrostation Ciudad Lineal.