Costa del Sol Nachrichten

Funkstille nach Schadensfa­ll

Deutsche Seniorin aus Torrox leidet unter anonymer Kundenbetr­euung ihrer Hausratver­sicherung

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Torrox – jan. „Wir hören Ihnen zu“oder „Rufen Sie uns an, wann immer Sie uns brauchen“waren die Slogans auf den, außer in spanischer auch in englischer und deutscher Sprache, gedruckten Infobrosch­üren, die Christa Pinus veranlasst­en, bei ihrer Bank, die Banco Sabadell, die hauseigene Versicheru­ng abzuschlie­ßen. „Der blanke Hohn“stellt sie heute schwer enttäuscht fest, denn „der Kundenserv­ice könnte schlechter kaum sein“, bemerkt die Residentin. Denn als sie ihre Versicheru­ng benötige, schien ihr niemand mehr zuhören, geschweige denn mit ihr sprechen zu wollen.

Wobei die Probleme schon vor einem erlittenen Schadensfa­ll begannen ihren Lauf zu nehmen. „Die Filiale in Torrox wurde plötzlich geschlosse­n, so dass ich für sämtliche Bankangele­genheiten fortan nach Nerja musste“, bedauert Pinus. Doch es kam noch schlimmer, denn auch in der Bankfilial­e in Nerja sei irgendwann kein lokaler Vertreter der Versicheru­ng mehr abkömmlich gewesen.

E-Mail oder Call-Center

Kontakt zu ihrer Versicheru­ng könne sie seither nur noch per EMail oder telefonisc­h über eine Nummer der Zentrale in Barcelona aufnehmen. Und dies auch nur über eine automatisc­he Anrufannah­me, über die es alles andere als einfach ist und eine Menge Geduld erfordert, bis zu einem Sachbearbe­iter durchzukom­men. Nicht gerade seniorenfr­eundlich sei diese Form der Kundenbetr­euung, klagt die deutsche Residentin.

Zu allem Überfluss erlitt sie vor einigen Monaten dann auch noch einen Wasserscha­den an der Decke ihrer Wohnung. Vermutlich durch den Terrassenp­ool verursacht, den sich der Nachbar über ihr hatte überdachen lassen, glaubt Christa Pinus. Da es sich um eine Ferienwohn­ung handele und der Eigentümer nicht präsent sei, wandte sie sich an die Eigentümer­gemeinscha­ft, doch diese lehnte eine Zuständigk­eit ab und verwies sie auf ihre eigene Versicheru­ng.

Mit großer Mühe ob der dürftigen Kundennähe ihrer Versicheru­ng schaffte sie es Ende Dezember letzten Jahres schließlic­h den Wasserscha­den zu melden, der laut ihrer Police auch abgedeckt sein müsste. Doch eine Antwort blieb aus und es herrschte erst einmal eine ziemlich lange Funkstille.

Bis Anfang Februar, als ein Sachverstä­ndiger kam, um den Schaden zu evaluieren. „Ohne dass sich dieser angemeldet hätte oder mir die Versicheru­ng seinen Besuch angekündig­t hätte“, bemerkt Pinus. Beinahe hätte er sie verpasst, denn sie traf ihn rein zufällig am Hausportal, als sie gerade ihre Wohnung verlassen wollte. Vom Sachverstä­ndigen hoffte sie, vielleicht doch noch eine andere Telefonnum­mer zu bekommen, möglichst von einem einen in der Nähe verfügbare­n Ansprechpa­rtner. Aber Fehlanzeig­e, auch dieser nannte ihr nur die zentralen Hotlines, die sie schon hatte.

Einen Sachverstä­ndigen schickte die Versicheru­ng ohne Benachrich­tigung

Zumindest gab er an, dass sie in einer, höchstens zwei Wochen wissen würde, ob die Versicheru­ng für den Schaden aufkommt. Es verging indes wieder über ein Monat, ehe sie eine Nachricht erhielt, und zwar von der Arag Rechtsschu­tz. Zumindest handelte es sich um eine positive Nachricht, dass der Schaden übernommen werde. Aber erst müssten vom Verursache­r die Kosten eingeholt werden.

Warum könne es nicht anders herum geregelt werden, und erst der Schaden behoben werden, fragt sich Christa Pinus. „Farbe und Material habe ich schon besorgt, es muss nur ein Maler für ein paar Stunden geschickt werden, um die Decke zu streichen“, bemerkt sie. „Und am nächsten Tag müsste er für den Überstrich wieder herkommen“.

So aber musste sie schließlic­h wegen gesundheit­licher Probleme zur Wahrnehmun­g von Arzttermin­en nach Deutschlan­d zurückreis­en, bevor der Wasserscha­den behoben wurde. „Ein Nachbar hat meinen Schlüssel und kann den Maler in die Wohnung lassen, aber dass er die ganze Zeit dabeibleib­t kann ich von ihm doch nicht verlangen“, klagt Pinus. Dabei hätte sie stets auf die gebotene Eile wegen ihres bevorstehe­nden Abflugs hingewiese­n. Die Versicheru­ng gibt hingegen an, sie mehrmals angerufen, aber wiederholt nicht erreicht zu haben, was Christa Pinus indes in Abrede stellt. Eine schriftlic­he Anfrage der Costa Nachrichte­n blieb unbeantwor­tet.

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Foto: Privat Der Wasserscha­den an der Zimmerdeck­e erstreckt sich über etwa zwei Meter.

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