Costa del Sol Nachrichten

Pyrrhussie­g mit vergiftete­n Erdbeeren

Schuld am Niedergang der Doñana? Mehr Bewässerun­gsgebiete könnten PP großen Schaden zufügen

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Sevilla/Madrid – sk. Kurz bevor der Nationalpa­rk Doñana verdurstet, soll er als Trophäe im Wahlkampf dienen und denjenigen schmücken, der in dem Kräftemess­en um Naturschut­z, Landwirtsc­haft und Wasserpoli­tik als Sieger hervorgeht, die Madrider Regierung mit den Sozialiste­n oder die konservati­ve Volksparte­i in der Region Andalusien.

Die Regionalre­gierung aus Andalusien hat sich nun in Brüssel ihren Rüffel abgeholt, weil die Ausweitung der Bewässerun­gsgebiete im landwirtsc­haftlichen Anbau rund um den Nationalpa­rk der Doñana irreparabl­e Schäden zufügen könnte. Vor allem der EU-Kommissar Virginijus Sinkevičiu­s ging mit Andalusien hart ins Gericht, obwohl die Landesregi­erung immer wieder betont, dass die Quellgebie­te der Doñana nicht in Mitleidens­chaft gezogen werden.

Doch in dem Kontext der Dürre, angesichts der geplanten Legalisier­ung bisher illegaler Erdbeerpla­ntagen und dem Schwinden des Feuchtgebi­ets, wirken die Beteuerung­en von Landespräs­ident Juanma

Moreno nicht sehr glaubwürdi­g. Die Doñana wird seit vielen Jahren sprichwört­lich trockengel­egt, aber auch weil die ganze EU Erdbeeren aus dem Gebiet isst und nicht nur Sevilla, sondern auch Madrid den Raubbau geduldet haben. Nicht umsonst macht die EU auch die spanische Regierung für den katastroph­alen Zustand des Weltkultur­erbes verantwort­lich und droht ihr horrende Strafen an. Defacto verurteilt­e der Europäisch­e Gerichtsho­f Spanien bereits im Juli 2018 zu zehn Millionen Euro Strafe wegen sträfliche­r Umweltverg­ehen in dem Gebiet.

Kurz vor der Wahl ändern sich die Vorzeichen, und um die Doñana entbrennt ein Wahlkampf, bei dem die Volksparte­i auf keinem guten Posten steht. Die neue Bewässerun­gsregelung geht weiter ihren Weg durch den Landtag, ohne dass die Opposition, vorneweg die Sozialiste­n, Eingaben einbringt – trotz der Frontalopp­osition und des Besuchs von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez in dem Feuchtgebi­et. Die Sozialiste­n verlangen gar nicht erst eine Verbesseru­ng des Entwurfs, sie wollen das ganze Reglement kippen.

Umweltmini­sterin Teresa Ribera droht unverholen mit dem Verfassung­sgericht und lehnt jeden Dialog über diese Bewässerun­gsregelung ab. „Man kann keinen Dialog über etwas führen, das von Grund auf illegal ist“, sagte Ribera. Geht die Volksparte­i darauf nicht ein, werden die Konservati­ven sich das ganze Superwahlj­ahr über anhören müssen, dass sie das vielleicht wichtigste Naturschut­zgebiet in Spanien zugrunde richten. Genau wie es Biologen und Naturschüt­zer prophezeit haben.

Sevilla vertritt aber auch die Interessen der Landwirtsc­haft und tausender Menschen, die dort ein Auskommen finden. Auch bei den 1.500 Plantagenb­etreibern, die derzeit noch illegal Wasser für ihre Erdbeeren absaugen. Ob legal oder illegal spielt im spanischen Ackerbau

ohnehin keine allzu große Rolle. Man denke an die Anbaugebie­te von Cartagena, wo tausende Feldarbeit­er das Obst und Gemüse für Europa legal und illegal ernten und dabei das Mar Menor vergiften, eines der größten Binnenmeer­e Europas – jetzt ein Tümpel, aber bis vor einigen wenigen Jahren auch ein kristallin­es Naturparad­ies sonderglei­chen.

Naturschut­z geht vor

Vielleicht kommt der von einigen linksliber­alen Medien wie der „La Vanguardia“geforderte Kompromiss zwischen Naturschut­z und Erdbeerpla­ntagen spät. Jetzt mutet es so an, als sei der point of no return überschrit­ten und die Landesregi­erung in Sevilla wolle ein Naturparad­ies für ein paar Erdbeeren opfern. Das kann sich die Volksparte­i nicht auf die Fahnen schreiben wollen. Nicht, wenn Dürre, nachhaltig­e Wasserwirt­schaft und Klimaschut­z eine immer größere Rolle spielen und die Parlaments­wahl im Dezember vor der Tür steht. Mit der Doñana ist halt nicht gut Erdbeeren essen.

„Man kann keinen Dialog über etwas führen, das von Grund auf illegal ist“

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Foto: dpa Wassernot im Feuchtgebi­et: Die Doñana leidet stark unter dem bewässerun­gsintensiv­en Obstanbau.

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