Lehrreiche Auslandsaufenthalte
Austauschprogramm hat Neuntklässler aus Torrox und Recklinghausen zusammengeführt
Torrox – jan. Als Lektorin war Annika Keller vor zehn Jahren an der IES Jorge Guillen tätig, um die Lehrer zu unterstützen, die den Schülern an der bilingualen Schule nicht nur im Fremdsprachenunterricht Deutsch beibringen, sondern auch noch weitere Fächer wie Geschichte, Biologie oder Physik in der Sprache von Goethe und Schiller lehren. Zurück in der Heimat trat Keller dann eine Stelle als Lehrerin am Hittorf-Gymnasium in Recklinghausen an.
Der Kontakt zur Schule in Torrox und zu dem dortigen Lehrer Juan Antonio Lobato, der den bilingualen Unterricht koordiniert, blieb in der Folge indes erhalten. Er mündete schließlich in einen Schüleraustausch, der im Schuljahr 2016/17 erstmals absolviert wurde und seither zu einem festen Bestandteils des Lehrplans geworden ist. In diesem Jahr hat er jeweils 22 Schüler aus Torrox mit gleichaltrigen Schülern aus Recklinghausen zusammengeführt, die an ihrem Gymnasium Spanisch als zweite Fremdsprache erlernen.
Im vergangenen März kamen die Neuntklässler zunächst in Deutschland zusammen. Ein Erasmus-Stipendium hatte man in diesem Jahr nicht bewilligt bekommen, so dass die Reise privat, will heißen von den Familien, finanziert werden musste. Dafür war der Aufenthalt nicht, was für die Förderung vorausgesetzt wird, an ein Thema gebunden, so dass man bei der Gestaltung der Inhalte und Freizeitaktivitäten freier war.
„Die Schüler besuchten diesmal ein Kunstmuseum in Münster und in Köln konnten sie den Dom sowie das Schokomuseum besichtigen“, berichtet Juan Antonio Lobato. Was sie aber am meisten beeindruckt hätte, sei die Besichtigung einer früheren Bergbaumine gewesen. „Ein ehemaliger Minenarbeiter führte uns durch den Stollen und erzählte uns von den Arbeitsbedingungen unter Tage“.
Ende April stand dann der Rückbesuch in Torrox an. Hier konnten die deutschen Schüler unter
anderem die Alhambra in Granada besichtigen sowie das Museo de Málaga im Palacio de la Aduana, das sowohl eine archäologische als auch eine Kunstsammlung umfasst. Genossen hätten die Schüler vor allem einen Kajakausflug in Maro, vor der Kulisse der unter Naturschutz stehenden Klippen, der Acantilados de Cerro Gordo.
Sehr interessant sei auch der Besuch einer Werkstatt in Torrox gewesen, in dem der cajón flamenco hergestellt wird, ein im Flamenco verwendetes Percussioninstrument. „Die Schüler erfuhren nicht nur, wie das Instrument hergestellt wird, sondern erhielten in einem
Workshop auch eine Einführung, wie man auf diesem spielt“, bemerkt Lobato. Praxisnah bekamen sie auf diese Weise ein Stück der andalusischen Folklore vermittelt.
Viel Glück hätten die Jugendlichen aus Recklinghausen auch mit dem Wetter gehabt, denn bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, hätten sie in Torrox auch das Strandleben genießen können. Auf dem Programm stand
jedoch nicht nur Spaß haben, denn wie die spanischen in Deutschland, nahmen auch die deutschen Jugendlichen in Spanien am Unterricht ihrer Partnerschüler teil.
Die Schulbank mussten sie aber nicht zu sehr drücken, denn das Datum war bewusst so gewählt worden, dass der Besuch mit der Kulturwoche am IES Jorge Guillen zusammenfiel. Amerika war in diesem Jahr als Thema der Kulturwoche auserwählt worden, für welche die hiesigen Schüler vorab Materialien vorbereitet und eine Exposition zusammengestellt hatten, die bis zum Ende des Schuljahres ausgestellt bleiben wird.
Reibungslos ist schließlich, wie in allen bisherigen Ausgaben des Schüleraustauschs, auch wieder die Unterbringung der Schüler in den Gastfamilien gewesen, sowohl in Deutschland als auch in Spanien. „In Torrox haben beim Abschied alle geweint, Schüler und Eltern“stellt Lobato fest. Einige Familien hätten auch schon vereinbart, sich im Sommer zu besuchen, versichert der Lehrer. „Der kulturelle Austausch endet nicht immer mit der Klassenfahrt, denn aus diesen gehen oftmals neue, internationale Freundschaften hervor.“
Schüleraustausch als Initialzündung für neue Freundschaften