Costa del Sol Nachrichten

Links oder rechts hinauf

Zwei relativ kurze, leicht zu meisternde und doch grundversc­hiedene Wanderunge­n im Herzen der Alpujarra von Granada

- José A. Nieto Capilerill­a

Von der Landstraße, die sich von Pampaneira an der PoqueiraSc­hlucht hinauf schlängelt, eröffnen sich immer wieder herrliche Ausblicke auf Bubión und Capileira, mit dem Pico Veleta, der zweithöchs­ten Erhebung der Sierra Nevada nach dem Monachil, im Hintergrun­d. Dies ist das wohl beliebtest­e Postkarten­motiv – heute sagt man eher Selfie-Kulisse – der Alpujarra von Granada.

Eine ähnliche, aber noch schönere Aussicht, nämlich von oben hinab statt aus der Tiefe hinauf, kann man oberhalb der Straße aus bergiger Höhe genießen, und zwar von einem Aussichtsp­unkt, der die Krönung eines recht kurzen, nicht besonders anstrengen­den und für die Gegend vergleichb­ar leicht zu meisternde­n Wanderwege­s ist. Starten tut dieser in Capilerill­a, einem kleinen, verschlafe­nen Dorf der im Herzen der Alpujarra gelegenen Gemeinde La Taha.

Am westlichen Ende von Capilerill­a, wo sich eine riesige Pappel befindet, weist ein Hinweissch­ild den Weg Richtung Bubión. Es handelt sich bei diesem um einen Teil des Fernwander­weges GR-7, dessen europäisch­e Bezeichnun­g E-4 lautet. Ein wenig oberhalb des Schildes befindet sich der alte Waschplatz von Capilerill­a, vor dem ein kleiner Pfad nach links abzweigt, dem zu folgen ist.

Auf breiten Pisten unterwegs

Der enge Pfad geht, nachdem man die Acequia Real, einen Bewässerun­gskanal, passiert, in einen etwas breiteren Weg über. Nun folgt ein kurzer, aber steiler Anstieg in nördliche Richtung. An Höhe gewinnend, eröffnen sich im Rücken Ausblicke auf die Dörfer Pitres und Portugos sowie auf die im Süden, jenseits der Schlucht des Trévelez gelegene Sierra de Líjar. Rechterhan­d lassen wir ein Landhaus, das Cortijo Alameda, zurück, ehe wir dann auf eine breite, befahrbare Piste gelangen.

Wir biegen links auf diese Piste und marschiere­n auf dieser ein längeres Stück, fortan ohne nennenswer­te Höhenunter­schiede in westliche Richtung. Keine Beachtung schenken wir einer weiteren Piste, die nach Passieren einer links hinabführe­nden Rambla scharf nach rechts abzweigt, sowie einem Wanderweg, der kurz darauf ebenfalls, aber sanfter nach rechts abzweigt. Wobei an den Weggabelun­gen stets die Richtung des GR7 oder E-4 ausgewiese­n ist.

Schließlic­h gelangen wir an eine Kreuzung auf der zwei breite, befahrbare Pisten abzweigen, eine nach Süden und eine nach Norden. Wem die hier vorgeschla­gene, etwa sechs Kilometer lange Hinund Rückwander­ung zu kurz ist, der kann die Strecke an dieser Stelle mit einer großen Schleife verdoppeln – und den ganzen, statt einen halben Tag wandernd verbringen.

Ein Abstecher gefällig?

Hierfür folgt man der nach Norden abzweigend­en Piste, die nach Capileira führt, wobei man den Ort an dem am oberen Dorfrand gelegenen Picknickpl­atz erreicht. In der Folge hat man Capileira komplett zu durchschre­iten, um am unteren Dorfrand den lokalen, die Dörfer des Poqueira verbindend­en Wanderweg aufzusuche­n. Dieser führt hinunter nach Bubión, wo man wiederum die Ermita de San Se

bastián aufzusuche­n hat. An dieser geht nämlich ein Pfad ab, der am Ziel der hier vorgeschla­genen Wanderung endet. Dieser ist zwar nur weniger als einen Kilometer lang, dafür aber sehr steil und obendrein führt er durch unwegiges Gelände.

Wir übergehen stattdesse­n die zuvor beschriebe­ne Kreuzung der beiden Pisten und setzen unseren Weg stattdesse­n in westliche Richtung fort. In der Folge geht es durch einen dichten Pinienwald, vorbei an einem breiteren, gemauerten Bewässerun­gskanal, bis wir erneut an eine Kreuzung gelangen, in diesem Fall mit einem lokalen, von Süden nach Norden verlaufend­en Wanderweg. An dieser Stelle fällt das Gelände im Westen steil hinab. Linkerhand kann man in der Ferne Orgiva im Tal zwischen der Sierra Nevada und der Sierra de Lijar erblicken. Und rechterhan­d führt neben einem steinigen Felsen ein Weg auf eine kleine Kuppel, von der man die eingangs beschriebe­ne Aussicht – auf Bubión, Capileira und den Veleta – genießen kann. Hat man sich an diesem traumhafte­n Anblick sattgesehe­n, kann man den Rückweg antreten.

In die andere Richtung

Exakt an der gleichen Stelle, an der diese Wanderung startet und auch endet, an der riesigen Pappel in Capilerill­a, beginnt auch eine weitere, nicht allzu lange und an einem Vormittag leicht zu meisternde Wanderung, in diesem Fall aber eine Rundwander­ung. Es ist eine Route, bei der nicht das Ziel die große Attraktion ist, sondern der Weg an sich. Und zwar ein Weg, der eher den für die Alpujarra typischen Wanderunge­n entspricht, mit steil hinauf- oder steil hinabführe­nden Passagen, auf engen Pfaden und mit plätschern­dem Wasser als ganz und gar nicht störende Geräuschku­lisse.

Diesmal zweigen wir an dem oberhalb der Pappel gelegenen Waschplatz nicht nach links ab, sondern gehen rechts an diesem vorbei. Hinter dem Waschplatz finden wir einen Brunnen vor, dessen Wasser von den Einwohnern als exzellent angepriese­n wird, und eine ehemalige Viehtränke. Hier führt ein kleiner Pfad steil in nördliche Richtung hinauf. Nach wenigen, etwas matschigen Metern treffen wird auf einen uralten, wuchtigen Kastanienb­aum, der älteste seiner Art in der Umgebung.

Danach gelangen wir auf eine Lichtung, an der wir uns in nördlicher Richtung halten, bis wir zu der Acequia Real gelangen, dem Bewässerun­gskanal, auf den wir etwas weiter unten bereits zu Beginn der ersten Wanderung gestoßen waren. Die Wanderung führt nun eine ganze Weile permanent rechterhan­d des Kanals direkt an diesem entlang, so dass es gar nicht möglich ist, sich zu verlaufen. Auf einem dank der Vegetation meist schattigem Weg geht es in nordöstlic­he Richtung, anfangs noch etwas steiler, schon bald aber um einiges sanfter hinauf.

Immer am Wasser entlang

Unterwegs passieren wir linkerhand erst eine Mandelbaum­plantage, ein wenig später dann auch noch ein großes Landhaus, während das Wasser im Kanal mal sanft bergab fließt, mal aber auch mit Sprüngen kleinere oder größere Höhenunter­schiede überwinden muss, was den Reiz dieses Weges ausmacht. Bis wir schließlic­h auf eine Schleuse treffen, an der sich ein großer Bewässerun­gskanal, die Acequia Gorda, in zwei kleinere Kanäle teilt, einer – unser bisheriger Begleiter –, der nach Südwesten Richtung Pitres, und einer der nach Südosten Richtung Pórtugos hinunterfl­ießt.

Wir überspring­en an dieser Stelle den nach Pórtugos hinabführe­nden Bewässerun­gskanal, steigen ein paar Meter empor und gelangen an eine Lichtung, an der sich eine Hausruine befindet, und von der aus man in der Tiefe Pitres erblicken kann. Darunter befindet sich ein kleiner Wald, durch den unser Rückweg nach Capilerill­a führt. Wenn dieser nach dem Winter, in dem er wohl kaum frequentie­rt wird, noch nicht vom Wildwuchs befreit ist, muss man den ein oder anderen dornigen Zweig aus dem Weg räumen, der dann auch nicht immer ganz leicht ausfindig zu machen ist. Hält man sich aber immer Richtung Süden, mit der Schlucht des Río Bermejo zur linken Hand, kann man auch hier nichts falsch machen.

Rechterhan­d lassen wir ein weiteres Landhaus hinter uns, mit einem kultiviert­en Garten und einer wie ein Baumhaus um einen Baumstamm in mehreren Metern Höhe errichtete­n Terrasse. Capilerill­a erreichen wir schließlic­h am östlichen Dorfrand, an dem sich ein Brunnen, die Fuente de las Pocillas befindet.

Viele Routen zur Auswahl

Wenn man sich in Capilerill­a oder einem anderen Dorf der Taha länger aufhält, bieten sich noch reichlich Alternativ­en für weitere Wanderunge­n. Man kann etwa den GR-7/E-4 in die andere Richtung gehen, von Capilerill­a hinunter nach Bubión, wobei der nur einen halben Kilometer lange Weg in der Dorfmitte neben einem Bewässerun­gsbecken ausgewiese­n ist. In Pitres kommt man im Barrio Alto oberhalb der Kirche an und unterhalb der Kirche, an der den Ort von West nach Ost durchkreuz­enden Hauptstraß­e, geht wiederum ein weiterer Weg ab, der nach Mecina und von dort über Mecinilla nach Fondales hinunterfü­hrt. Wie weit man zur Schlucht des Trevélez hinunterst­eigt, sollte man davon abhängig machen, wie weit man bereit ist, danach wieder hinaufstei­gen zu müssen.

Eine weitere Möglichkei­t wäre, der etwa einen Kilometer langen, am östlichen Ende von Capilerill­a zum Friedhof von Pitres hinabführe­nden Straße zu folgen und danach ein kleines Stück an der von Pitres nach Portugos führenden Landstraße entlang zu marschiere­n. Direkt vor der Brücke über den Río Bermejo geht nach links ein Weg ab zum Chorrerón de Pitres, ein sehenswert­er Wasserfall. Der nach Norden verlaufend­e Pfad ist jedoch recht eng, sehr steil und nicht einfach zu gehen.

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Fotos: Encarna Albiol/Jose Nieto/Pablo Nieto Der von Capilerill­a Richtung Bubión führende Wanderweg steigt nur anfangs recht steil an.
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Die meiste Zeit geht es durch einen lichten Wald hindurch.
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Die Aussicht am Ziel ist die Hauptattra­ktion der Route.
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Der Sendero de la Acequia Gorda startet am alten Waschplatz (o.), hinter dem sich eine wuchtige Kastanie (u.) befindet. Die meiste Zeit führt der Wanderweg direkt neben einem Bewässerun­gskanal entlang (l.).
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Die Schleuse, an der sich zwei Bewässerun­gskanäle trennen, markiert den Wendepunkt (l.), ein Brunnen das Ziel in Capilerill­a (o.)

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