Costa del Sol Nachrichten

Andalusisc­he Elefanten

Antike Elefantenz­ehe in Córdoba verweist auf „Kavallerie“von Hannibal oder Cäsar

-

Córdoba – mar. Dass afrikanisc­he Elefanten des öfteren durch den iberischen Keramiklad­en stampften, war bisher vor allem durch antike Quellen belegt, aber bisher noch nicht mit archäologi­schen Funden untermauer­t. Das änderte sich jetzt bei einer Ausgrabung unweit des Zentrums von Córdoba, wo Archäologe­n auf einen „Handknoche­n“eines „besonders großen Exemplares“eines Afrikanisc­hen Elefanten stießen.

Der Fund im Keller des Universitä­tskrankenh­auses Reina Sofía, legt zunächst den Verdacht nahe, dass es sich um ein Überbleibs­el eines Schaukampf­es mit Gladiatore­n im früheren Circus máximus des römischen Cortuba handeln könnte, der nur ein paar hundert Meter von hier nachgewies­en werden konnte und von Renfe unter dem Hauptbahnh­of beerdigt wurde. Import afrikanisc­her Riesen über die Straße von Gibraltar war machbar, wie antike Mosaiken belegen, der Effekt beim blutrünsti­gen Publikum den Aufwand allemal wert.

Doch weitere Funde in der Umgebung, darunter Waffenteil­e und Geschirr-Reste, legen nahe, dass es sich weder um einen „Circus-Elefanten“, noch ein Lasttier, einen Elfenbein-Lieferante­n oder die Extravagan­z eines reichen Patriziers handelte, sondern um einen ausgewachs­enen Kampfelefa­nten. Das ist deshalb bemerkensw­ert, weil sowohl die Kampfelefa­nten, die der Karthager Hannibal einst (um 220 v.u.Z.) durch Hispania zu den Alpen und nach Rom führte, als auch jene, die Julius Cäsar im Zweiten Römischen Bürgerkrie­g (um 48-43 v.u.Z.) gegen die Pompeyaner einsetzte und die ein Geschenk des

mauretanis­chen Königs Bogudo waren, zur Art der Nordafrika­nischen Elefanten gehörten, die längst ausgerotte­t sind. Diese Dickhäuter waren jedoch viel kleiner, kleiner noch als indische Elefanten, sehr gedrungen und konnten fast wie Pferde bestiegen werden. Doch sie brachten den Vorteil der Angepassth­eit an verschneit­e Berghöhen, steiniges Wüstenterr­ain und ihre Genügsamke­it wie Furchtlosi­gkeit mit, ohne die sie den Weg über die Alpen nie geschafft hätten.

Der Prähistori­en-Zoologe Rafael Martínez von der Uni Córdoba hat indes noch andere Restzweife­l. Er meint, anhand des gefundenen Knochens, ein Stück Klaue namens

capitatum, sei die genaue Zuordnung ob indisch oder afrikanisc­h gar nicht möglich und vom nordafrika­nischen Modell habe man überhaupt keine belastbare­n Vergleichs­stücke, weil diese, wenn es sie überhaupt als eigene Art gegeben hat, bereits in den ersten Jahrhunder­ten nach Christus ausstarben. „Ich muss zwar mit den Schultern zucken, doch ich bin sicher, dass es sich um ein enorm großes Tier gehandelt“hat und vieles weist auf das 2. Jahrhunder­t vor Christus, als Asdrubal, der Bruder von Hannibal, Córdoba an die Römer verlor so wie er zuvor schon das gerade von ihm erbaute Qart Hadasht schlüsself­ertig an die Römer übergeben musste. Sie

nannten es dann, wie zum Hohn Carthago Novo, heute Cartagena.

Die Forscher können keine Carbon-14-Prüfung zur Altersbest­immung des 15 mal 8 Zentimeter großen Objektes vornehmen, da es noch nicht versteiner­t ist, an einer kleinen Probe soll nun eine ProteinAna­lyse weiterhelf­en. Die Ausgrabung ist eigentlich ein Wunder. Als das Krankenhau­s die Radiologie aufrüstete, brauchte sie für die radioaktiv­en Teile einen Betonbunke­r. Beim Ausheben des Grabens stießen die Arbeiter dann auf Reste aus allen maurischen Epochen bis zurück ins erste Kalifat des 8. Jahrhunder­ts. Dann rückten die Archäologe­n an und stießen auf den typischen „andalusisc­hen Humus“: Goten, Byzantiner, Römer, Griechen, Tartessier, Iberer und nun auf den rechten Zeh eines Elefanten. Der wird, damit niemand drauftritt, derzeit im Labor des Archäologi­schen Museums Córdoba unter Verschluss gehalten.

 ?? ??
 ?? Fotos: Wikimedia ?? Der Cäsar-Dinar mit Elefant wurde in Andalusien gefunden, das Mosaik stammt aus Sizilien.
Fotos: Wikimedia Der Cäsar-Dinar mit Elefant wurde in Andalusien gefunden, das Mosaik stammt aus Sizilien.

Newspapers in German

Newspapers from Spain