Costa del Sol Nachrichten

Für Ziegen ist kein Kraut gewachsen

Das Meckern hat ein Ende: Málagas berühmte Cabras leiden nicht nur unter Dürre, sie bringt sie um

- Málaga

– mar. Ziegen gelten als robust, genügsam und geländegän­gig. Die cabras malagueñas, die hübschen Málaga-Ziegen mit rotbraunem Fell, sind zudem besonders spendabel in der Milchprodu­ktion. Obwohl selbst eine Kreuzung aus einer alpinen Ziegenart und der Malteser-Ziege, die über Marokko nach Andalusien kam, sind sie die Mütter aller spanischen Ziegenrass­en. Sie werden extensiv oder halbextens­iv gehalten, denn sie lieben die Freiheit, auf Dauer zusammenge­pfercht würden sie kaum gebären und weniger Milch geben.

Die Dürre macht den MálagaZieg­en nicht nur zu schaffen, sie bringt sie wortwörtli­ch um. Denn es gab diesen Sommer nicht ausreichen­d Futter in der freien Natur und für viele Ziegenhirt­en und Züchter wurde der Zukauf des sündteuer gewordenen industriel­len Futters ruinös. „Die Bedingunge­n strangulie­ren uns“, sagt der Vertreter der Federación de Cooperativ­as Agroalimen­tarias de Andalucía, Juan Manuel Micheo und ergänzt, „da nutzt es uns auch nicht, dass die Milchpreis­e angezogen haben, die Züchter kommen nicht auf ihre Rechnung“. In diesem Jahr seien schon vor dem Sommer höhere Gebiete in der Sierra de las Nieves und der Serranía de Ronda abgegrast worden, die eigentlich sonst als August-Reserve dienten. Weiter unten sei gar nichts mehr gewachsen.

Ziegen als Waldbrands­chutz

„Die Lösung“sehen die meisten Halter in der vorzeitige­n Schlachtun­g der Tiere, was auch Auswirkung­en auf den Käsemarkt hat, denn der Ziegenfris­chkäse sowie edle gelagerte Käse nach traditione­ller Machart sind die Kronjuwele­n im Warenkorb Málagas. Der Rückgang der Ziegenherd­en

betrifft auch die Flurpflege und so den Schutz vor Waldbrände­n. Auch Olivenbaue­rn und andere Plantagenb­esitzer sehen die Bio-Unkrautbek­ämpfer eigentlich gerne, doch zwischen den dürstenden Bäumen wächst kein Kraut mehr.

Binnen 20 Jahren hätten sich die Bestände ohnehin schon halbiert, rund 200.000 Málaga-Ziegen gebe es noch, vor allem zwischen dem küstennahe­n Hinterland von Granada, Axarquía, Montes de Málaga und Vega de Antequera, der Serraniá de Ronda bis hinüber zu den Korkeichen­wäldern bei Algeciras.

Doch jedes Jahr würde der Bestand um fünf Prozent sinken, weil sich das Geschäft nicht mehr lohnt. In diesem Jahr der extremen Dürre wurden mitunter gleich ganze Herden geopfert, hängten Ziegenhirt­en und Züchter, deren Familien diesen Beruf seit Generation­en ausübten, ihren Beruf gänzlich an den Nagel.

Früher verkauften sich die besten Tiere noch an Kollegen, heute reduzieren alle die Bestände auf das Minimum. Das Leder der MálagaZieg­e gilt als besonders fein und der Chivo Lechal Malagueño ist die erste gastronomi­sche Marke für Ziegenflei­sch in Spanien überhaupt. Doch die Einnahmen daraus sind naturgemäß einmalig.

Die EU-Kopfprämie hielt den Sektor überhaupt noch am Leben

Der Sekretär des Bauernverb­andes COAG Málaga, Antonio Rodríguez, ergänzt, dass die EU-Agrarbeihi­lfen (PAC) für Ziegen 2023 wegen der Aberkennun­g der „besonderen Förderungs­würdigkeit als benachteil­igte Region“Málagas, nur halb so hoch ausfielen wie sonst, von 36 auf 18 Euro pro Ziegenkopf.

„Doch die Kopfprämie hielt den Sektor eigentlich am Leben“. „Das und der Umstand, dass es in Málaga auch im Hochsommer immer noch Stellen mit feuchten Wiesen gab.“

Lösungen sind nicht so leicht, denn die Flucht in die Bewässerun­g ist rechtlich und agrartechn­isch nicht überall möglich, auch weil sich so immer mehr Bauern immer weniger Wasser teilen. Absurderwe­ise werden die großen „exotischen“Wasservers­chwender in Málaga – die durstige Avocados und Mangos anbauen – durch Bewässerun­g aus Aufbereitu­ng und bald auch aus Entsalzung gefördert, während die traditione­llen Hirten und Tafelolive­nbauern (Aloreña, wir berichtete­n) mit ihren handgelese­nen Früchten auf den „feuchteren Herbst und Winter als normal“warten und hoffen müssen, den das Wetteramt Aemet angekündig­t hat.

 ?? Foto: M. Schicker ?? Vorwurfsvo­ller Blick: Ziegenherd­e mit cabras malagueñas bei Antequera, Málaga.
Foto: M. Schicker Vorwurfsvo­ller Blick: Ziegenherd­e mit cabras malagueñas bei Antequera, Málaga.

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