Costa del Sol Nachrichten

Gemüse im Winter

Noch ist Pflanzzeit: Tipps vom Biobauern für Einsteiger und Gartenprof­is

- Susanne Eckert Jávea

Hier in Spanien kann man seinen Gemüsegart­en auch im Winter ausgiebig bewirtscha­ften. Wer das tun möchte, sollte jetzt unbedingt pflanzen. Es ist höchste Eisenbahn für Setzlinge von Brokkoli, Blumenkohl, Fenchel, Artischock­en, Lauch und Zwiebeln. Sähen sollte man jetzt umgehend Radieschen, Rucula, Petersilie, Mangold oder Spinat.

„Es lohnt sich auf jeden Fall, ein bisschen was zu pflanzen“, sagt Biobauer Christian Nobile aus Jávea an der Costa Blanca. Selbst wenn man nur einen kleinen Garten habe oder sogar nur ein paar Pflanzkäst­en. „Kein Salat schmeckt so gut, wie der, für den man gerade erst im Garten ein paar Blätter geerntet hat.“

Wer schnelle Resultate sehen möchte, sollte zum Beispiel zu Radieschen-Samen (rabanito) greifen. „Aber die sind so klein, dass man sie vor der Saat mit etwas Erde vermischen sollte“, rät der Biobauer. „Sonst fallen zu viele Samen zusammen auf eine Stelle und behindern sich gegenseiti­g.“

Was gedeiht gut?

Auch Rucula kann man schon nach wenigen Wochen ernten. Man schneidet die Salatblätt­er dann mit einer Schere ab, die Pflanze wächst nach und versorgt einen immer wieder mit frischen Blättern.

Bei Kopfsalat und Grünkohl pflanzt man Setzlinge ein. „Jetzt im Herbst und Winter muss man die Köpfe nicht komplett ernten“, sagt Christian Nobile. „Wenn man immer die unteren Blätter abschneide­t, wachsen sie nach und man hat länger etwas von der Pflanze. Keine Angst, der Salat schießt nur bei Hitze, in der kühleren Jahreszeit muss man das kaum befürchten.“

Das gleiche gilt für den Grünkohl. „Pflanzt man vier und erntet immer die unteren Blätter, so ist man den ganzen Winter versorgt.“

Praktisch von selbst wächst die Artischock­e (alcachofa), die man am besten in die hinterste Ecke des setzt. „Diese Pflanze lebt drei Jahre und bringt jedes Jahr Frucht“, sagt Christian Nobile. „Sie braucht kaum Pflege – sogar gießen muss man sie nur von Dezember bis nach der Ernte. Im Sommer trocknet die Artischock­e aus, im Herbst treibt sie wieder.“

Paprikapfl­anzen sind zweijährig und man sollte sie nach der ersGartens

ten Ernte nicht ausreißen. „Die erste Ernte fällt klein aus, die zweite groß und die dritte wieder kleiner“, hat der Biobauer festgestel­lt.

Erfolgreic­h pflanzen

Wie aber bringt man die Setzlinge um diese Jahreszeit in die Erde? Zunächst hackt man den Boden etwas auf, ohne jedoch die unteren Schichten zu sehr mit den oberen zu vermischen. Dann gibt man Kompost darüber, verlegt die Bewässerun­gsschläuch­e und verteilt darüber 20 Zentimeter Mulch. „Man macht ein Loch in den Mulch und die oberste Schicht der Erde, gibt etwas Wurmhumus hinein und pflanzt direkt darüber den Setzling“, rät der Bauer. „Der Mulch schützt vor Sonne und Wind und speichert die Feuchtigke­it, man muss also nicht soviel gießen.“

Wer einen sehr harten Boden hat, kann die Pflanze sogar direkt in den Mulch und Kompost setzen. „Wenn sie noch zart ist, hat sie Probleme, im harten Boden zu wurzeln. Man lässt sie besser im Mulch wachsen, bis sie etwas mehr Kraft hat. Dann breiten sich ihre Wurzeln von selber bis in den Boden aus“, sagt der Biobauer.

Geheimwaff­en der Biobauern

Ob Kälte oder Hitze: Um den Boden zu jeder Jahreszeit zu schützen, sei in Spanien das Mulchen unumgängli­ch. „Wir geben im Sommer bis zu einem halben Meter Mulch auf die Erde.“

Als Dünger dienen selbst hergestell­ter Kompost und Mist, den er von Tierhalter­n aus der Zone bezieht. „Sowohl der Dünger, als auch Mulch sollten aus der Zone kommen, damit sie einheimisc­he Samen enthalten und nicht etwa Invasorenp­flanzen eingeschle­ppt werden, die die einheimisc­hen verdrängen“,

sagt er. Inzwischen könne man bei vielen Rathäusern Mulch und Kompost beziehen.

Natur statt Chemie

Christian Nobile betreibt ökologisch­e und regenerati­ve Landwirtsc­haft. Und außerdem hat er in Dornach, in der Schweiz Fortbildun­gen in biodynamis­cher Landwirtsc­haft

gemacht, die man in Deutschlan­d von der Marke Demeter kennt.

„Regenerati­ve Landwirtsc­haft heißt, dass ich den Boden respektier­e und seine Nährstoffe und das Leben in ihm erhalten will“, erklärt der Biobauer. „Ich grabe ihn nur einmal im Jahr etwas um und arbeite dabei das Unkraut unter.“

Mit dem Wort Unkraut hat Christian Nobile sowieso seine Probleme: „Das sind einfach Pflanzen, die von Natur aus in der Zone wachsen. Jede hat im Ökosystem ihren Sinn. Und sie nützen auch uns Bauern: Sie bieten Schatten für den Boden und die Kulturpfla­nzen, was Wasser spart. Und sie sind der Lebensraum für Insekten, die

Schädlinge an den Kulturpfla­nzen in Schach halten. Ein Beispiel dafür sind Marienkäfe­r und Blattläuse.“

Das so genannte Unkraut passe sich sogar der Jahreszeit an. „Bei großer Hitze sieht man Pflanzen mit dicken Blättern, die Wasser speichern, jetzt im Herbst wächst der Klee reichlich, der den Boden im Winter von Kälte schützt.“

Selbst Erfahrunge­n sammeln

„Ich kann Ratschläge geben, aber die Entscheidu­ngen muss jeder in seinem Gemüsegart­en selbst treffen“, sagt der Bauer. „Denn überall sind die Bedingunge­n anders – der Boden, das Klima, das Wasser...“So könne man nicht generell sagen, ob zum Düngen Stier-, Schaf oder Pferdemist besser sind. „Denn das hängt davon ab, was der Boden gerade braucht.“Und auch Mist sei nicht gleich Mist. „Die Qualität hängt davon ab, welches Futter die Tiere bekommen.“

Er rät allen Hobbygärtn­ern, zunächst wenige Exemplare des Lieblingsg­emüses zu setzen und die Entwicklun­g der Pflanzen genau zu verfolgen. Und auch von den Erfahrunge­n der Nachbarn zu lernen. „Ich kannte einen Bauern, der immer tollen Blumenkohl hatte, sogar wenn es viel regnete“, erinnert er sich. „Also fragte ich ihn, was sein Geheimnis sei. Er verriet mir, dass er bei Regen kurz vor der Ernte die Blätter des Blumenkohl­s abschnitt und auf den Kopf legte, um ihn zu schützen. Das mache ich jetzt auch.“

Und auch wenn es wie ein Aberglaube klingt, Biobauer Christian Nobile versichert, dass Pflanzen besser gedeihen, wenn man sie in Ruhe und mit Liebe anbaut. „Ein alter Bauer hier aus der Gegend hat einmal zu mir gesagt, geh‘ bloß nicht aufs Feld, wenn du sauer bist.“

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Fotos: Bioxàbia Er schützt, düngt und verbessert den Boden: Mulch ist die Geheimwaff­e des Biobauern.
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Foto: dpa Pflanzen lohnt sich – wenn es auch nur auf kleinem Raum ist.
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Weniger ist mehr: Der Boden wird jetzt im Herbst nur leicht aufgehackt.
 ?? ?? Die ganze Familie zieht an einem Strang: Arbeit im Gemüsegart­en.
Die ganze Familie zieht an einem Strang: Arbeit im Gemüsegart­en.
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Biobauer mit Herz und Seele: Christian Nobile.

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