Gemüse im Winter
Noch ist Pflanzzeit: Tipps vom Biobauern für Einsteiger und Gartenprofis
Hier in Spanien kann man seinen Gemüsegarten auch im Winter ausgiebig bewirtschaften. Wer das tun möchte, sollte jetzt unbedingt pflanzen. Es ist höchste Eisenbahn für Setzlinge von Brokkoli, Blumenkohl, Fenchel, Artischocken, Lauch und Zwiebeln. Sähen sollte man jetzt umgehend Radieschen, Rucula, Petersilie, Mangold oder Spinat.
„Es lohnt sich auf jeden Fall, ein bisschen was zu pflanzen“, sagt Biobauer Christian Nobile aus Jávea an der Costa Blanca. Selbst wenn man nur einen kleinen Garten habe oder sogar nur ein paar Pflanzkästen. „Kein Salat schmeckt so gut, wie der, für den man gerade erst im Garten ein paar Blätter geerntet hat.“
Wer schnelle Resultate sehen möchte, sollte zum Beispiel zu Radieschen-Samen (rabanito) greifen. „Aber die sind so klein, dass man sie vor der Saat mit etwas Erde vermischen sollte“, rät der Biobauer. „Sonst fallen zu viele Samen zusammen auf eine Stelle und behindern sich gegenseitig.“
Was gedeiht gut?
Auch Rucula kann man schon nach wenigen Wochen ernten. Man schneidet die Salatblätter dann mit einer Schere ab, die Pflanze wächst nach und versorgt einen immer wieder mit frischen Blättern.
Bei Kopfsalat und Grünkohl pflanzt man Setzlinge ein. „Jetzt im Herbst und Winter muss man die Köpfe nicht komplett ernten“, sagt Christian Nobile. „Wenn man immer die unteren Blätter abschneidet, wachsen sie nach und man hat länger etwas von der Pflanze. Keine Angst, der Salat schießt nur bei Hitze, in der kühleren Jahreszeit muss man das kaum befürchten.“
Das gleiche gilt für den Grünkohl. „Pflanzt man vier und erntet immer die unteren Blätter, so ist man den ganzen Winter versorgt.“
Praktisch von selbst wächst die Artischocke (alcachofa), die man am besten in die hinterste Ecke des setzt. „Diese Pflanze lebt drei Jahre und bringt jedes Jahr Frucht“, sagt Christian Nobile. „Sie braucht kaum Pflege – sogar gießen muss man sie nur von Dezember bis nach der Ernte. Im Sommer trocknet die Artischocke aus, im Herbst treibt sie wieder.“
Paprikapflanzen sind zweijährig und man sollte sie nach der ersGartens
ten Ernte nicht ausreißen. „Die erste Ernte fällt klein aus, die zweite groß und die dritte wieder kleiner“, hat der Biobauer festgestellt.
Erfolgreich pflanzen
Wie aber bringt man die Setzlinge um diese Jahreszeit in die Erde? Zunächst hackt man den Boden etwas auf, ohne jedoch die unteren Schichten zu sehr mit den oberen zu vermischen. Dann gibt man Kompost darüber, verlegt die Bewässerungsschläuche und verteilt darüber 20 Zentimeter Mulch. „Man macht ein Loch in den Mulch und die oberste Schicht der Erde, gibt etwas Wurmhumus hinein und pflanzt direkt darüber den Setzling“, rät der Bauer. „Der Mulch schützt vor Sonne und Wind und speichert die Feuchtigkeit, man muss also nicht soviel gießen.“
Wer einen sehr harten Boden hat, kann die Pflanze sogar direkt in den Mulch und Kompost setzen. „Wenn sie noch zart ist, hat sie Probleme, im harten Boden zu wurzeln. Man lässt sie besser im Mulch wachsen, bis sie etwas mehr Kraft hat. Dann breiten sich ihre Wurzeln von selber bis in den Boden aus“, sagt der Biobauer.
Geheimwaffen der Biobauern
Ob Kälte oder Hitze: Um den Boden zu jeder Jahreszeit zu schützen, sei in Spanien das Mulchen unumgänglich. „Wir geben im Sommer bis zu einem halben Meter Mulch auf die Erde.“
Als Dünger dienen selbst hergestellter Kompost und Mist, den er von Tierhaltern aus der Zone bezieht. „Sowohl der Dünger, als auch Mulch sollten aus der Zone kommen, damit sie einheimische Samen enthalten und nicht etwa Invasorenpflanzen eingeschleppt werden, die die einheimischen verdrängen“,
sagt er. Inzwischen könne man bei vielen Rathäusern Mulch und Kompost beziehen.
Natur statt Chemie
Christian Nobile betreibt ökologische und regenerative Landwirtschaft. Und außerdem hat er in Dornach, in der Schweiz Fortbildungen in biodynamischer Landwirtschaft
gemacht, die man in Deutschland von der Marke Demeter kennt.
„Regenerative Landwirtschaft heißt, dass ich den Boden respektiere und seine Nährstoffe und das Leben in ihm erhalten will“, erklärt der Biobauer. „Ich grabe ihn nur einmal im Jahr etwas um und arbeite dabei das Unkraut unter.“
Mit dem Wort Unkraut hat Christian Nobile sowieso seine Probleme: „Das sind einfach Pflanzen, die von Natur aus in der Zone wachsen. Jede hat im Ökosystem ihren Sinn. Und sie nützen auch uns Bauern: Sie bieten Schatten für den Boden und die Kulturpflanzen, was Wasser spart. Und sie sind der Lebensraum für Insekten, die
Schädlinge an den Kulturpflanzen in Schach halten. Ein Beispiel dafür sind Marienkäfer und Blattläuse.“
Das so genannte Unkraut passe sich sogar der Jahreszeit an. „Bei großer Hitze sieht man Pflanzen mit dicken Blättern, die Wasser speichern, jetzt im Herbst wächst der Klee reichlich, der den Boden im Winter von Kälte schützt.“
Selbst Erfahrungen sammeln
„Ich kann Ratschläge geben, aber die Entscheidungen muss jeder in seinem Gemüsegarten selbst treffen“, sagt der Bauer. „Denn überall sind die Bedingungen anders – der Boden, das Klima, das Wasser...“So könne man nicht generell sagen, ob zum Düngen Stier-, Schaf oder Pferdemist besser sind. „Denn das hängt davon ab, was der Boden gerade braucht.“Und auch Mist sei nicht gleich Mist. „Die Qualität hängt davon ab, welches Futter die Tiere bekommen.“
Er rät allen Hobbygärtnern, zunächst wenige Exemplare des Lieblingsgemüses zu setzen und die Entwicklung der Pflanzen genau zu verfolgen. Und auch von den Erfahrungen der Nachbarn zu lernen. „Ich kannte einen Bauern, der immer tollen Blumenkohl hatte, sogar wenn es viel regnete“, erinnert er sich. „Also fragte ich ihn, was sein Geheimnis sei. Er verriet mir, dass er bei Regen kurz vor der Ernte die Blätter des Blumenkohls abschnitt und auf den Kopf legte, um ihn zu schützen. Das mache ich jetzt auch.“
Und auch wenn es wie ein Aberglaube klingt, Biobauer Christian Nobile versichert, dass Pflanzen besser gedeihen, wenn man sie in Ruhe und mit Liebe anbaut. „Ein alter Bauer hier aus der Gegend hat einmal zu mir gesagt, geh‘ bloß nicht aufs Feld, wenn du sauer bist.“