Der Traum vom großen Ring
Bus, Bahn, Metro: Provinz Málaga mit großen Visionen für Verkehrsverbund der Zukunft
Málaga – mar. Sieben neue Orte wird der Nahverkehrsbetrieb der Metropolenregion Málaga (EMT) in seinen Verkehrsverbund aufnehmen. Der Plan entsteht unter direktem Druck der EU, weil Málaga mit seinen gesetzlich vorgeschriebenen Niedrigemissionszonen für die Innenstadt trickst, dass sich Asphaltdecken biegen. Im Visier der Verkehrsplaner stehen 170.0000 potentielle Fahrgäste in Álora, Antequera, Coín, Fuengirola, Riogordo, Valle de Abdalajís und Villanueva de la Concepción, die zu den rund eine Million Menschen von Málaga, Alhaurín, Benalmádena, Torremolinos und Rincón de la Victoria sowie Vélez-Málaga hinzukämen. Ein Viertel mehr Nutzer als heute sind so bis 2030 angestrebt und damit eine Verringerung des Fahrzeugaufkommens der Region um 52.000 Autos pro Tag.
Was bedeutet die Verbundidee konkret? Beispiel Busse: Wer heute außerhalb des EMT-Bereichs mit dem Bus von Málaga ins Hinterland fahren will, muss investigative Fähigkeiten entwickeln. Mehrere Busunternehmen bedienen Strecken in die Montes, Vegas, Pueblos. Manche fahren täglich, andere nur werktags, andere, wann sie wollen. Handgeschriebene Anschläge an „paradas“, die oft kaum als solche erkennbar sind, veraltete InternetFahrpläne sowie das häufige Fehlen von spätabendlichen Rückkehrmöglichkeiten machen die Überlandbusse für viele unbrauchbar.
Mit dem EMT-Busnetz gäbe es zentral abrufbare Fahrpläne, eine App zum buchen der Tickets und engmaschigere Fahrzeiten und Haltestellen, denn EMT bekommt als kommunale Einrichtung Subventionen, auch für weniger frequentierte Strecken. Private Anbieter wie Avanza, Alsa, Autocares Manolo
picken sich bei den Ausschreibungen oft nur die Filetstrecken heraus. Doch gerade das Ringen gegen die Landflucht macht es unverzichtbar, den gesetzlich als „Grundversorgung“festgeschriebenen Nahverkehr auch im letzten Dorf sicherzustellen, nicht nur „on demand“.
EMT will zudem die Metro Málaga, technisch gesehen eine Straßenbahn, ausbauen, am liebsten bis nach Torre del Mar und Vélez-Málaga, was sowohl die Nationalstraße N340 wie die Autobahn A7 entlasten würde. Im Sommer hätte diese Linie auch für Touristen enormen Wert, da sie Strände östlich von
Málaga anbindet. Die Metro wird von der Landesregierung Andalusien gebaut, wenn auch im Verbund mit der kommunalen EMT betrieben. Für die jüngsten zwei Stationen brauchte es sechs Jahre.
Von Málaga in Richtung Westen fährt seit Jahren höchst erfolgreich die S-Bahn, die Cercanía C-1, über Bahnhof, Airport, Torremolinos, Benalmádena bis Fuengirola. Sie platzt aus allen Nähten, die Systeme arbeiten am Anschlag. Renfe stellt nicht genug Zugführer, Ausfälle, Verspätungen, Überfüllung sind vor allem im Sommer ein Problem. Diese S-Bahn einmal bis Marbella und Estepona zu verlängern, ist ein lang gehegter Wunsch der Touristen, wie der vielen Kellner, Köche und Zimmermädchen, die in den Luxus-Destinationen zwar Jobs, aber keinen bezahlbaren
Der Traum: Ein Ring durch Málaga, Costa del Sol und die Berge
Wohnraum finden.
Die C-2 hingegen verbindet das Zentrum Málagas gen Norden mit Cártama, Pizarra bis – seit diesem Jahr – Álora und damit dem Caminito del Rey. Hier genau setzt eine andere Vision der Verkehrsstrategen an: Die C-1+2 einmal im großen Bogen von der Küste mit Mijas, Ronda, Antequera und Álora zu verbinden und so einen geschlossenen S-Bahn-Ring durch und um Málaga zu schaffen. Da die Cercanías aber zum Renfe-Imperium, also zur Staatsbahn gehören, kann kein Rathaus, nicht einmal die Provinzverwaltung oder die andalusische Landesregierung etwas einfordern, ohne dass Legionen von Madrider Beamten samt zweier Minister befragt und überzeugt werden müssen. Aber träumen darf man.