Costa del Sol Nachrichten

Jupiters Rückkehr nach Sevilla

Mal keine Heiligen: 21-teiliges Deckengemä­lde eines alten Lebemannes im Bellas Artes installier­t

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Sevilla – mar. Juan de Arguijo war Zeitgenoss­e von Miguel Cervantes und wie dieser ein wahrer Renaissanc­e-Mensch, auch wenn Spaniens Goldenes Zeitalter eigentlich schon in den Barock hineinspie­lt. Der 1567 geborene Sevillaner war Poet, Ritter, Mäzen, Mitglied des Ständerate­s am Hofe Felipe III., ein Förderer des Dichters Lope de Vega – erklärter Kontrahent Cervantes’ – und auch Musiker, auf der Vihuela, einem Gitarrenvo­rläufer soll er ein wahrer Virtuose gewesen sein. Er stand im Briefwechs­el mit den Großen seiner Zeit und soll, als Sevillaner nicht verwunderl­ich, großartige Fiestas veranstalt­et haben, auf denen er weitschwei­fige Moritaten-Gesänge vortrug. Er war reich geboren und blieb das bis zu seinem Tod 1622, also mit 55 Jahren.

Diese opulente Epoche ist in ganz Sevilla sichtbar an und in Gebäuden. Im besonders prächtigen und verspielte­n Museum der Schönen Künste wurde der Saal X jetzt dauerhaft mit dem Deckengemä­lde aus Arguijos einstigem Palacio bestückt, der dem Kloster, das heute dem Museo de Bellas Artes genau gegenüber stand, aber leider 1914 bei einem Feuer zerstört wurde. Die Holzdecke besteht aus 21 Ölgemälden aus dem Jahre 1601. Das Werk, das über Jahre restaurier­t wurde, wird bisher mit nicht endgültige­r Gewissheit Alonso Vázquez zugeordnet und es gilt als ein Höhepunkt der späten Renaissanc­e-Malerei Andalusien­s und ist nun noch ein

Grund mehr, Sevilla zu besuchen, zumal der Eintritt ins Bellas Artes, über dessen bedeutende­n Beitrag zur Dokumentat­ion der Alltagsges­chichte der Andalusier wir bereits kürzlich schrieben, kostenlos, aber keineswegs umsonst ist.

Für den besseren visuellen Genuss hat man die Decke etwas tiefergele­gt und durch das Einströmen von Sonnenlich­t versucht, die „Wohnsituat­ion“im einstigen Palacio nachzustel­len. Die neun mal sechs Meter großen Deckengemä­lde, schwärmt Museumsdir­ektorin

Valme Muñoz, „sind eine echte Bereicheru­ng, denn die mythologis­che Thematik ist in der vom Religiösen dominierte­n Sevillanis­chen Kunst eine Seltenheit“. Zudem beschreibe­n die Bilder, neben Jupiter im Olymp und dem glänzenden Ganymed mit allerlei Nymphen, Gleichniss­e aus der Metamorpho­sis des Ovid, Autor auch der „Schule der Liebe“, die gemeinhin als antike Pornograph­ie bekannt und sicher auch im römischen Sevilla, Hispalis und Itálica, angesagt war. Begleitet wird das sinnenfroh­e, aber jugendfrei­e Ensemble von Statuen von Juan de Mesa und fünf Gemälden von Zubarán, wieder mit zutiefst katholisch­er Thematik, damit die Inquisitio­n auch nichts bemängeln kann.

Vielgötter­ei in der Hauptstadt des Katholizis­mus

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Foto: Junta Hebt mich empor, ihr Würmer: Jupiter kommt in Sevilla unters Dach.

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