So schafft man grüne Dächer
Vorteile einer Dachbepflanzung für Gebäude, Hausbewohner und die Umwelt
Madrid – dpa/tmn. Im Klimawandel zählt jede Fläche, die Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bietet. Die gute Nachricht: Auch Gebäude können ein Biotop sein - genauer gesagt, bepflanzte Dächer von Wohngebäuden, Gartenhütten, Garagen, Carports und Mülltonnenboxen. Und sogar das Dach eines Vogelhäuschens lässt sich begrünen.
Es gibt viele Gründe für grüne Dächer:
=Die Überhitzung wird reduziert. „Die Dachbegrünung wirkt dem Aufheizen des Klimas in den Sommermonaten entgegen“, erklärt Annika Dobbers, Referentin des Projekts „Mehr Grün am Haus“der Verbraucherzentrale NRW. Während ein übliches Garagendach bei sonnigem Sommerwetter sogar in Deutschland gut 80 Grad Celsius heiß werden kann, sind es mit Begrünung 30 Grad.
Mit der niedrigeren Temperatur verringert sich die Gefahr von Hitzeschäden an der Dachkonstruktion – und das Klima innerhalb und außerhalb des Gebäudes verbessert sich. Zudem kühlt nachts die Umgebungsluft schneller ab.
Sie ist ein Regenspeicher. „Gleichzeitig ist eine Dachbegrünung stets ein Feinstaubfilter und ein Speicher für Regenwasser“, sagt Dobbers. Letztere brauchen wir insbesondere bei Dauer- und Starkregen, um die Belastung der Kanäle und Überflutungen zu verhindern. Noch ein Vorteil: Die Pflanzen auf dem Dach tragen laut Bundesverband GebäudeGrün dazu bei, Alltagslärm innerhalb und außerhalb des Gebäudes zu reduzieren.
Zwei Varianten
Bei der Dachbegrünung gibt es zwei Formen: die extensive und die intensive Variante. Die intensive Dachbegrünung erreicht eine Höhe zwischen 25 und 100 Zentimetern. Sträucher und Bäume finden hier Raum für ihre Wurzeln, es ist also eine Art Dachgarten, der einen höheren Aufbau erfordert und auch mehr Aufwand bedeutet. Verbreiteter ist die extensive Begrünung.
Der Dachaufbau der extensiven Begrünung ist nur zwischen acht und 15 Zentimeter hoch – damit lassen sich also auch das Dach eines Fahrradunterstands, einer Mülltonnenbox, eines großen Briefkastens bepflanzen.
Dafür wird erst eine Abdichtung
ähnlich einer Teichfolie auf das Dach gelegt. „Sie verhindert, dass Wurzeln in die Konstruktion wachsen und so zu Undichtigkeiten führen“, sagt Annika Dobbers. Darüber kommen dann eine Schutzlage, eine Dränageschicht und ein Filtervlies. Das Substrat und schließlich die Pflanzen bilden den Abschluss. Ein Substrat für extensive Begrünungen besteht aus Blähschiefer, Blähton und Bims, so Dobbers. Damit überschüssiges Regenwasser ablaufen kann, braucht man eine ausreichend tiefen Dränageschicht und genügend Dachabläufe.
Was wächst auf dem Dach?
Doch welche Pflanzen eignen sich überhaupt für die extensive Begrünung?
Grundsätzlich gilt: Sie müssen gut mit dem nährstoffarmen Substrat und mit sommerlicher Trockenheit zurechtkommen. Geeignet sind laut Dobbers etwa polsterförmig wachsende Fetthennen, Thymian und Gräser, genauso wie Heide-Nelke, Dachwurz und Schnittlauch. Es gibt auch Saatgutmischungen speziell für extensive Dachbegrünungen.
Damit sich die Pflanzendecke schnell schließt, sollten Dachgärtner sie anfänglich gut gießen. Die eingewachsenen grünen Dächer sind dann aber pflegeleicht, so Dobbers. Sie rät, einmal im Jahr Lücken zu schließen und Pflanzen, die über ihre Samen ungeplant aufs Dach kommen, zu entfernen. „Gleichzeitig kontrolliert man, ob die Dachabläufe frei liegen.“
Wer größere Dächer etwa von Garage und Wohnhaus bepflanzen will, muss von einem Statiker überprüfen lassen, ob die Konstruktion die zusätzliche Last von Pflanzen und Regenwasser hält, oder ob sie verstärkt werden muss. Ab einer Dachneigung von zehn Grad muss es eine sogenannte Schubsicherung geben, die das Abrutschen der Vegetation verhindert.
Vögeln, Insekten und anderen Tieren auf dem grünen Dach kann man übrigens noch mehr bieten: Kleine Haufen Totholz und nicht bepflanzte Sandstellen bieten Unterschlupf. Und Wasserstellen stillen den Durst.