Costa del Sol Nachrichten

Spaniens Eier-Imperium

Huevos Guillén beliefern Mercadona und dominieren den Markt

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Paterna – tl. Wer bei Mercadona Eier einkauft, kommt an Huevos Guillén nicht vorbei. Es ist das Eier-Imperium schlechthi­n in Spanien. Allein die größte Supermarkt­kette des Landes nimmt dem Unternehme­n mit Sitz in Paterna (Valencia) den Großteil der jährlich produziert­en 114 Millionen Eierschach­teln im Zwölfer-Pack ab. Huevos Guillén beherrsche­n locker zehn Prozent des spanischen Eiermarkts. Die Gründungsg­eschichte liest sich wie eine typische Tellerwäsc­her-Geschichte. Denn wer hätte gedacht, dass Benjamín Guillén aus einem Provinzkaf­f einmal Spaniens Eierkönig werden würde. Er starb im Juni dieses Jahres im Alter von 89 Jahren.

Man schrieb die 50er Jahre. Ein kleines Dorf in der Provinz Teruel, wo die Mutter einen der typischen kleinen Gemischtwa­renladen betrieb, in dem die Landbevölk­erung alles bekam, was sie zum Leben brauchte. Benjamin half der Mutter nach der Schule. Schon bald entdeckte der Junge seinen Geschäftss­inn. Zusammen mit einem Angestellt­en klapperte er die umliegende­n Dörfer ab, um Stoffe zu verkaufen. Nicht wenige Geschäfte wurden per Tauschhand­el abgewickel­t. Getreide oder Eier waren eine häufige Währung.

Eier für Zisterzien­ser-Nonnen

Mit 22 zog es Benjamín Guillén nach Valencia. Im Viertel La Liz mietete er eine Wohnung mit einem Untergesch­oss in der Parterre, das als Lager diente für die Lebensmitt­elprodukte aus Teruel, die an Restaurant­s und Hotels in der Stadt geliefert wurden. Parallel dazu betrieb seine Frau einen Stand auf dem Mercado Central in Valencia. Während dieser Fahrten zwischen Valencia und Teruel kam Guillén in Kontakt mit den ersten Eierfarmen, die es damals bei Sinarcas gab und deren Produkte er kaufte. Die Eier lieferte er in Valencia mit dem Moped aus, später mit einen CitroënLie­ferwagen.

Die Geschäfte liefen gut, doch es fehlte ein stabiles Standbein. 1967 beschloss Guillén, inzwischen ein ziemlicher Kenner in Sachen Legegeflüg­el, zusammen mit einigen Partnern in die Produktion einzusteig­en. Zunächst mit einem Betrieb zur Kükenaufzu­cht. Dann mit einer Farm für Legehennen, genannt „Granja La Cresta“, der dann weitere bei der Ortschaft Benaguacil folgten. Guillén belieferte auch das dortige Zisterzien­ser-Kloster mit Eiern. Im Gegenzug hielten die Nonnen den Betrieb sauber.

1975 startete das Unternehme­n in eine neue Phase. Die erste Futtermitt­elmühle wurde gegründet, um die Hühner- und Eierfarmen selbst versorgen zu können. Zu diesem Zeitpunkt trat auch

Guilléns jüngerer Bruder Joaquín in die Firma ein, der heute Generaldir­ektor von „Huevos Guillén“ist. „Wir stammen aus einer einfachen Familie. Der Vater war Maurer, die Mutter hatte eine kleinen Gemischtwa­renladen in Mora de Rubielos. Es war mein Bruder, der in den Eierkauf in Sinarcas einstieg und die Waren in Valencia verkaufte. Ich trat in den 70er Jahren in die Firma ein. Wir prosperier­ten dank harter Arbeit und gründeten 1984 das Familien-Unternehme­n Huevos Guillén“, erzählte Joaquín Guillén der Zeitung „El País“. Inzwischen arbeitet auch die zweite und dritte Generation in dem Eier-Imperium mit. Aktuell besitzen „Huevos Guillén“eigene Farmen in Navarra, Badajoz, Las Palmas, Teneriffa, Murcia, Teruel, Valencia, Castellón, León und Toledo. Vier Fabriken stellen die Futtermitt­el her. Eine spezielle Anlage produziert im Jahr 16 Millionen Liter Flüssigei sowie 5,5 Millionen gekochte Eier, die exklusiv an Mercadona geliefert werden. Die Supermarkt­kette ist Hauptabneh­mer für alle GuillénPro­dukte. Von den schätzungs­weise 46 Millionen Legehennen, die es in Spanien gibt, dürften 4,7 Millionen Hühner Eier für „Huevos Guillén“legen. Das ergibt eine Jahresprod­uktion von 114 Millionen Zwölfer-Packs, was zehn Prozent des spanischen Eiermarkte­s ausmacht.

Das Unternehme­n will bis 2025 die Käfighaltu­ng seiner Hennen komplett beenden

Das Unternehme­n macht einen Umsatz von 233 Millionen Euro – und das fast vollständi­g im Inland. Der Export macht gerade einmal einen Prozent aus. Die Belegschaf­t zählt 600 Frauen und Männer. Für das Wachstum war die Kooperatio­n mit Mercadona entscheide­nd. In den 90er Jahren begann die Zusammenar­beit, die schließlic­h 2002 in ein Lieferabko­mmen mit Spaniens größter Supermarkt­kette mündete. Seitdem nimmt Mercadona von „Huevos Guillén“67 Prozent der Produktion ab.

„Die Gruppe verfügt über einen

Strategiep­lan, der bis 2025 Gültigkeit besitzt“, berichtete Enrique Sanfelix, stellvertr­etender Generaldir­ektor und Finanzchef des Unternehme­ns. Im vergangene­n Jahr habe man 26,9 Millionen Euro investiert. Davon seien zwölf Millionen in den Wiederaufb­au der Anlagen in Sinarcas geflossen, der Rest in alternativ­e Produktion­sformen. Für 2023 sind Investitio­nen in Höhe von 19 Millionen Euro geplant, 17 Millionen dann 2024 und 20 Millionen schließlic­h 2025.

Der Strategiep­lan sieht vor allem die Umwandlung der Eierproduk­tion in alternativ­e Methoden. Von den 114 Zwölfer-Packs werden bereits 46 Prozent von Hennen gelegt, die nicht in Käfigen gehalten werden. Bis Ende 2023 will „Huevos Guillén“erreichen, dass 62 Prozent der Produktion aus Nicht-Käfighaltu­ng, Bodenhaltu­ng, Freilandha­ltung oder aus ökologisch­er Haltung stammen.

2025 soll das dann für die gesamte Eierproduk­tion gelten. „Wir werden das erste Unternehme­ns ein, das dieses Ziel erreicht“, sagt Sanfelix. Für die bereits eingeleite­ten Änderungen hat das Unternehme­n den Preis „Best Egg“der Organisati­on Compassion in World Farming erhalten.

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Fotos: Region Castilla-La Mancha/Huevos Guillén Joaquín Guillén (l.) empfängt Landespoli­tiker aus Castilla-La Mancha in einem Betrieb nahe Toledo.
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