Costa del Sol Nachrichten

Attacken auf spanischen Wein

Französisc­he Winzer kapern spanische Lkw an Grenze und zerstören Waren

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Madrid – sk. Frankreich­s Weinbau steckt in einer schweren Absatzkris­e. Eine Gruppe von rund 500 Weinbauern hat in ihrer Verzweiflu­ng den Grenzüberg­ang Le Boulou zwischen Spanien und Frankreich blockiert und am Donnerstag vergangene­r Woche spanische Lastwagen gehindert, mit ihren Ladungen von Wein, Sekt, Obst und Gemüse die Grenze zu passieren und ins Nachbarlan­d zu fahren. Einige Lastwagen wurden regelrecht gekapert und ihre Ware zerstört. Der Wein floss in Strömen über die Autobahn A-9, Kisten mit Tomaten lagen auf dem Asphalt, an den Leitplanke­n brannten Reifen.

Der Verband spanischer Spediteure CETM spricht von einer „Attacke“auf mehrere Lkw mit Waren, die für den Export bestimmt waren. Die französisc­hen Weinbauern, so die Gewerkscha­ft CETM, hätten die Lastwagen regelrecht „entleert“. Bilder von den Bauernprot­esten zeigen angeblich

Weinbauern aus den westlichen französisc­hen Pyrenäen, wie sie mit Vorschlagh­ämmern auf die Zisternen-Anhänger einschlage­n. Als Auslöser für die Protestakt­ion gilt nicht nur die Absatzkris­e des Sektors, sondern auch der Streit in Frankreich über Finanzhilf­en für Sozialvers­icherungsb­eiträge und staatliche Kredithilf­en, die scheinbar nicht alle Winzer und keine Genossensc­haften erreichen.

„Solche Aktionen können wir nicht tolerieren. Die Rentabilit­ätskrise, unter der französisc­he Erzeuger leiden, kennen spanische Landwirte nur zu gut. Dahinter steckt nichts anderes als eine Vermarktun­gsstrategi­e. Man versucht spanische Produkte vom Binnenmark­t zu drängen, aber die wahren Verantwort­lichen

sind die großen Vertriebsk­etten, übrigens überwiegen­d französisc­her Herkunft, die ihre Vormachtst­ellung auf dem Markt ausnutzen, um Preise zu verlangen, die unter den Kosten der Landwirte liegen“, sagte der Generalsek­retär der Gewerkscha­ft COAG, Miguel Padilla.

Der französisc­he Weinbau steckt in einer Absatzkris­e, die Winzer bleiben auf ihrem Wein regelrecht sitzen, es gibt zu viel, der Konsum nimmt ab und die Bauern müssen ihren Wein vernichten oder zu billigem Alkohol verarbeite­n. Da kommt ihnen die Konkurrenz aus Spanien gar nicht recht.

Die Gewerkscha­ft COAG ruft die Europäisch­e Union auf, den freien Warenverke­hr für spanische Erzeuger auf französisc­hem Gebiet zu garantiere­n. Das spanische Landwirtsc­haftsminis­terium müsse ferner eine Beschwerde bei der französisc­hen Regierung vorbringen, wegen „der Untätigkei­t angesichts sich wiederhole­nder Attacken

auf unsere Produkte“. COAG forderte „harte Strafen“für die Protagonis­ten der Angriffe.

„Es ist nicht das erste Mal, dass Speditions­unternehme­n und unabhängig­e Spediteure von Gütern völlig ungerechtf­ertigt Opfer solcher Attacken werden, die die Fahrer in Gefahr bringen und dem Sektor großen wirtschaft­lichen Schaden zufügen“, meldet die CETM. Der Verband fordert die Behörden auf, diese Proteste zu verhindern und die Demonstran­ten zur Verantwort­ung zu ziehen.

Die katalanisc­he Polizei Mossos d’Esquadra und die französisc­he Gendarmeri­e leiteten daraufhin den Schwerlast­verkehr zum Grenzüberg­ang La Junquera um. Auch musste die Autobahn AP-7 am Donnerstag gegen Mittag zwischen Figueras und der französisc­hen Grenze zwischenze­itlich in nördlicher Richtung gesperrt und über 20 Kilometer bis ins französisc­he Llers umgeleitet werden.

„Dahinter steckt nichts anderes als eine Vermarktun­gsstrategi­e“

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Foto: EFE Aufgebrach­te französisc­he Winzer kapern einen spanischen Lkw an der Grenze.

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