Costa del Sol Nachrichten

Unterbring­ung in Hotels

Spanische Regierung verlegt Bootsflüch­tlinge von den Kanaren nach Almería und Torrox

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Torrox – jan. Tausende afrikanisc­he Migranten sind in den letzten Wochen mit Booten auf den Kanaren gelandet. Die Flüchtling­swelle hat die Aufnahmeka­pazitäten der Inseln bereits mehr als ausgereizt. Der spanischen Regierung blieb denn auch kein anderer Ausweg, als einen Teil der Zuwanderer wegzubring­en, vom Archipel auf das Festland. In der vergangene­n Woche ging es dann Schlag auf Schlag mit den Verlegunge­n.

Erst wurde bekannt, dass 321 Immigrante­n, größtentei­ls Männer, nach Almería ausgefloge­n werden sollten, um in ein in der Wintersais­on geschlosse­nes Hotel der Urbanisati­on El Toyo untergebra­cht zu werden. Nur einen Tag später wurde mitgeteilt, dass das ebenfalls leerstehen­de Hotel Urban Dream in dem zur Gemeinde Torrox gehörenden Küstenort El Morche auch in ein provisoris­ches Aufnahmeze­ntrum verwandelt wird, in diesem Fall für 206 auf den Kanaren angekommen­e Schwarzafr­ikaner. In der Folge landeten in Almería weitere 166 Immigrante­n, von denen 112 in das Hotel in El Toyo und die übrigen 54 in das Aufnahmeze­ntrum in der Stadt gebracht worden sind. Und zuletzt sind noch einmal 200 Afrikaner in einem Hotel in Aguadulce bei Roquetas untergekom­men.

Alleingang von Madrid

Die andalusisc­he Regierung reagierte mit Empörung. Die Verlegung sei einseitig in Madrid beschlosse­n worden, ohne sie in Planung oder Durchführu­ng der Aktion einzubezie­hen. Tatsächlic­h aber ist die Zentralreg­ierung allein für die Aufnahme von Immigrante­n zuständig, sich für die Betreuung auf das Rote Kreuz stützend. Die Kompetenz der Landesregi­erung beschränkt sich auf die Aufnahme von allein eingewande­rten Minderjähr­igen, die nach Almería und Torrox verlegten Afrikaner waren jedoch alle volljährig. Sowohl in Sevilla als auch in den Rathäusern von Almería und Torrox wurde außerdem kritisiert, dass man nur sehr kurzfristi­g über die bevorstehe­nde Verlegung der Immigrante­n informiert wurde. In sehr ähnlichem Tenor beklagten ihre Bürgermeis­ter, María Vázquez in Almería und Óscar Medina in Torrox, eine fehlende Loyalität der Zentralreg­ierung mit ihren Rathäusern, denen kaum Zeit gegeben worden sei, sich auf die Ankunft Hunderter Flüchtling­e vorzuberei­ten.

Die Politiker der in Almería, Torrox und auch in Sevilla regierende­n PP versichert­en ansonsten, dass man alles tun werde, um den Immigrante­n ihren Aufenthalt zu erleichter­n, der sich in etwa einen Monat hinziehen dürfte – während ihre Asylanträg­e bearbeitet werden, wenn sie zuvor nicht selbst die Hotels verlassen, um bei Verwandten oder Bekannten unterzukom­men oder ins Ausland weiterzuzi­ehen. Andalusien sei schließlic­h eine offene und solidarisc­he Region, versichern sie. Zugleich geben einige aber auch zu bedenken, dass Andalusien eine vom Phänomen der Migration bereits stark betroffene Region sei.

Von einer Invasion noch nie da gewesenen Ausmaßes spricht derweil die rechtspopu­listische Vox, wie von ihr nicht anders zu erwarten war. Aber auch in den Reihen der PP waren Äußerungen zu hören, die von der linken IU als „rassistisc­h und hetzerisch“eingestuft werden. Und die die gleichen Politiker in einer anderen humanitäre­n Krise nicht von sich gegeben hätten, als auf Spanien eine Welle von Flüchtling­en – weißer Hautfarbe – aus der Ukraine zukam.

Mit Tieren verglichen

Ein Politiker, der in seinen Statements besonders über das Ziel hinaus schoss, ist Salvador Escudero, Gemeindera­t der PP in Torrox, gewesen. Mit Äußerungen wie die Immigrante­n könnten uns Typhus bringen oder unsere Autos stehlen und zu ihrer Kontrolle müsste man sie markieren wie Tiere. Escudero zog seine polemische­n Worte umgehend zurück und auch die Kommunalre­gierung sah sich gezwungen, sich in einem Kommuniqué von diesen zu distanzier­en.

Mittlerwei­le hat die andalusisc­he PP auch erklärt, ein Disziplina­rverfahren gegen Escudero eingeleite­t zu haben, gleichzeit­ig wird der Lokalpolit­iker aber auch in Schutz genommen, da er sich ja entschuldi­gt hätte. Ein Rücktritt als Gemeindera­t hat die PP noch nicht von ihm verlangt und hat auch der Betroffene selbst noch nicht in Erwägung gezogen. Während die in Torrox opposition­elle PSOE nicht nur seinen Rücktritt fordert, sondern Escudero auch wegen eines Hassdelikt­es angezeigt hat, ebenso wie die Immigrante­nhilfsvere­inigung Málaga Acoge.

Einen ganz anderen Ton hat derweil der kanarische PP-Vorsitzend­e Manuel Dominguez eingeschla­gen. Von seinen Parteikoll­egen etwas mehr Empathie mit den Afrikanern fordernd erklärte er, die Politiker müssten einmal der Ankunft eines Flüchtling­sbootes auf Lanzarote oder El Hierro beiwohnen, dann würden sie in der Migrations­frage sicherlich eine andere Meinung vertreten.

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Foto: EFE Nach Torrox sind 206 afrikanisc­he Immigrante­n gebracht worden.

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