Spanier arbeiten mehr als andere
PSOE und Sumar wollen Wochenarbeitszeit auf 37,5 Stunden senken
Madrid – tl. Die Sozialisten und Sumar haben Koalitionsvereinbarungen geschlossen, bei der die Forderung nach einer gesetzlichen Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden hervorsticht. Die als Staatspakt vorgestellten Vereinbarungen stoßen auf heftige Kritik.
Neben einer reduzierten Wochenarbeitszeit beschlossen beide Seiten, die temporären Sondersteuern auf große Energieunternehmen und Banken beizubehalten. Eine Erhöhung der Unternehmenssteuer ist ebenso zu finden wie die Abschaffung von Inlandsflügen, die weniger als eine Stunde dauern und für die es eine Eisenbahn-Alternative gibt. Sollte es PSOE-Chef Pedro Sánchez gelingen, die Regionalparteien für seine Politik zu gewinnen, sind Konflikte mit der Unternehmerschaft programmiert.
Wirtschaft geht auf Konfrontation
Der Mineralölkonzern Repsol mit 2,8 Milliarden Euro Gewinn in den ersten neun Monaten drohte vorausschauend mit der Verlagerung ins Ausland. Und auch die Bank Santander freut sich über Rekordgewinne von 8,14 Milliarden Euro und grämt sich ob der Sondersteuer. Arbeitgeber-Präsident Antonio
Garamendi lederte gegen die Reduzierung der Wochenarbeitszeit: „Wir sind voll und ganz gegen diesen Populismus, der nur dazu führt, dass wir den Bach runtergehen. Im Leben muss man manchmal sagen: Es reicht“. Für gefährlich hält er auch die Stärkung der Mitbestimmung in den Unternehmen. „Das ist Interventionismus“, sagte Garamendi. „Es gibt unter den Regierenden offenbar Personen, die noch nie ein Unternehmen von innen gesehen haben.“
Derzeit beträgt in Spanien die gesetzlich festgelegte Wochenarbeitszeit 40 Stunden. Es gibt viele
Tarifverträge mit weniger Stunden pro Woche. Die reale Wochenarbeitszeit beträgt laut dem Nationalen Institut für Statistik im Schnitt 37,8 Stunden. Überhaupt wird in Spanien im europäischen Vergleich mehr gearbeitet als in den meisten anderen Ländern. Nach einer Studie des Münchner RomanHerzog-Instituts kommt ein spanischer Arbeitnehmer auf eine Jahresarbeitszeit von 1.643 Stunden. Der EU-Schnitt liegt bei 1.571 Stunden und die angeblich so fleißigen Deutschen weisen mit 1.340 Stunden die geringste Jahresarbeitszeit in der EU auf.