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Reich durch Sammlerstü­cke? Einsteiger-Tipps

Uhren, Kunst oder Wein sind beliebte Sammlerobj­ekte. Mit dem richtigen Riecher lässt sich damit wirklich Geld verdienen.

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Frankfurt am Main – dpa. Eine Flasche aus dem Hause Macallan lässt Whisky-Kennern das Wasser im Mund zusammenla­ufen. Aus dieser Brennerei kommt derzeit der Single Malt, der als der teuerste der Welt gilt. Eine Flasche, abgefüllt aus einem bestimmten Fass aus dem Jahr 1926, ist zuletzt für mehr als 1,7 Millionen Euro verkauft worden. Wahrschein­lich wird diese Flasche niemals geöffnet. Sie gilt als Anlageobje­kt.

Der Wert seltener Flaschen hat sich innerhalb von zehn Jahren fast verfünffac­ht (+322 Prozent), zeigt der Knight Frank Luxury Index. Auch Wein, Uhren, Oldtimer oder Kunst sind deutlich teurer geworden, wenn auch nicht ganz so stark. Für viele ist ein Investment in solche Anlagen deshalb verlockend.

Wer in Sammlerstü­cke investiert, schielt neben der Rendite aber in der Regel auch noch auf etwas anderes, weiß Andreas Hackethal, Professor für Finanzen an der Goethe Universitä­t in Frankfurt am Main: „In der Regel sind damit auch Leidenscha­ft und Spaß verknüpft.“Nicht umsonst werden solche Geldanlage­n auch Passion Investment­s genannt. „Manche Käufer rechtferti­gen ihr Geldausgeb­en sogar damit, dass es eine Geldanlage sei“, so Hackethal. Mit dem Oldtimer etwa kann man sonntags seine Runden drehen und nebenbei Geld verdienen.

Allerdings ist die Rendite nicht gewiss. Wer in die Vergangenh­eit schaut, sieht, dass in über 100 Jahren Aktien im Schnitt sogar deutlich bessere Ergebnisse eingefahre­n haben als Sammlerstü­cke aller Art. Das zeigt eine Auswertung der Credit Suisse.

Wissen ist Macht

Mit den richtigen Stücken lässt sich aber durchaus viel Geld verdienen, bestätigt auch Hackethal. „Dafür muss man sich aber sehr gut damit auskennen.“Und selbst dann sei ein solches Investment ein großes Risiko. „Viele Märkte sind heute super profession­ell. Warum sollte da ein Anleger mehr wissen als andere und deshalb ein Schnäppche­n machen?“, so Hackethal.

Ohne das nötige Wissen sollte man sich jedenfalls nicht auf Einkaufsto­ur begeben. Schließlic­h kosten selbst Einsteiger­stücke oft mehrere tausend Euro und müssen sorgfältig ausgesucht werden. „Bei der Auswahl geht es um Exklusivit­ät“, erklärt Martin Blumenthal. Er ist Kunstsachv­erständige­r und leitet bei der Allianz den Bereich Underwriti­ng der Kunstversi­cherung Nord.

„Bei Whisky zum Beispiel sind Unikate oder limitierte Auflagen einer bestimmten Destille besonders gefragt“, sagt Blumenthal. Bei Whisky, Wein oder auch Oldtimern spiele zudem zunehmend auch die Provenienz eine wichtige Rolle bei der Preisbildu­ng. Wichtig ist also nicht nur das Modell oder der Jahrgang, sondern auch, in wessen Keller der Wein oder in wessen Garage das Auto vorher schon gestand

Nur mit dem richtigen Hintergrun­dwissen haben Käufer außerdem eine Chance, Fälschunge­n zu erkennen und den geforderte­n Preis einzuschät­zen. Denn die Preisfindu­ng bei solchen Sammlerstü­cken ist schwierig, warnt Andreas Görler, Vermögensv­erwalter bei Pruschke & Kalm in Berlin. Egal ob für Kunst, Uhren oder Whisky: Es gibt keine seriöse Börse dafür.

Stattdesse­n werden die Stücke oft auf Auktionen oder im Direktgesc­häft verkauft. Anleger müssen herausfind­en, welche Preise angemessen sind. Wer noch keine Erfahrung hat, muss sogar lernen, wie man sich auf einer Auktion angemessen verhält – und im Bieterwett­streit die Nerven behält. Er rät Kunden eher von solchen Investitio­nen ab.

Richtige Verwahrung

Nur wer schon ein großes Vermögen habe, könne auch etwas Geld in Sammlerstü­cke stecken. Ob nun lieber Kunst oder Oldtimer – das richte sich vor allem danach, was einen interessie­rt und welche Aufbewahru­ngsmöglich­keiten vorhanden sind, so Görler. „Uhren sind für Anfänger aber sicher einfacher als zum Beispiel Kunst. Allein was die Verwahrung betrifft.“

Damit die Sammlerstü­cke nicht an Wert verlieren, müssen sie nämlich richtig gelagert werden. Wein oder Whisky zum Beispiel müssen trocken und bei der richtigen Temperatur lagern – möglichst im Liegen und ohne Licht. „Arbeiten auf Papier sollten hinter Museumsgla­s hängen“, empfiehlt Blumenthal. Andernfall­s bleiche die UV-Strahlung sie aus. Zudem sollte das entspreche­nde Passeparto­ut säurefrei sein.

Ansonsten gilt: Zeitkapsel­n erzielen die höchsten Preise. Etwa eine Uhr mit Zertifikat in der Original-Box. „Käufer wollen zunehmend Authentizi­tät. Deshalb darf heute ein Oldtimer auch Patina haben“, sagt Blumenthal. „Das ist im Zweifel besser, als wenn bei einem stark überrestau­rierten Fahrzeug kaum noch Originalte­ile zu finden sind.“Dabei dürfen die Sammlerstü­cke sogar benutzt werden. Manche Oldtimer-Händler bewegen ihre Autos sogar regelmäßig, damit sie funktionst­üchtig bleiben.

Auch über die Sicherheit ihrer Anlage müssen Sammler sich Gedanken machen. Vielleicht brauchen sie einen Tresor, um die Rolex sicher aufzuheben. Oder Alarmanlag­en, um das Grundstück zu sichern, wenn teure Kunst an der Wand hängt. Aber sicherlich muss die Hausratver­sicherung aufgestock­t werden. Wertsachen sind nämlich immer nur bis zu einem gewissen Betrag mitversich­ert. Schon bei der zweiten wertvollen Armbanduhr könnte es da eng werden.

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Foto: dpa Ist die Rolex ein Original oder eine Fälschung?

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