Costa del Sol Nachrichten

Herzkrank: Was ist mit dem Sexleben?

Herzinfark­t überstande­n und auf einmal regt sich auch wieder Lust auf körperlich­e Nähe. Was ist zu beachten?

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Düsseldorf – dpa/tmn. Der Schweiß läuft, der Atem ist kurz, die Bewegungen schnell: Sex ist manchmal fast schon Sport, für den Körper also richtig anstrengen­d. Zu anstrengen­d? Eine Frage, die Herzpatien­ten schnell durch den Kopf schießt. Schließlic­h gilt für sie das Motto: Das Herz-Kreislauf-System nicht überforder­n. Christof Wald ist Kardiologe in Düsseldorf und verrät im Interview, was eine Herzkrankh­eit für das Sexleben bedeuten kann – und wann im Bett eine Pause fällig ist.

Ihrer Erfahrung nach: Welche Ängste und Fragen beschäftig­en Herzpatien­tinnen und -patienten, wenn es um Sex geht?

Christof Wald: Nach einem kardiologi­schem Ereignis – etwa einem Herzinfark­t, einer Herzklappe­n-Operation oder einer Schrittmac­her-Implantati­on – stellen sich Betroffene vor allem diese Fragen: Kann sexuelle Aktivität für mich gefährlich werden? Auf was muss ich achten? Und: Kann ich auch mit einem Herzschrit­tmacher oder einem Defibrilla­tor all das tun, wonach mir ist? Die Antworten auf diese Fragen hängen von der jeweiligen Erkrankung ab, da muss man differenzi­eren. Doch es gibt viel Scheu, offen darüber zu sprechen, was Herzerkran­kungen für die Sexualität bedeuten – nicht nur bei den Betroffene­n. Auch von niedergela­ssenen Ärzten, aber auch in Rehaklinik­en wird das oft nicht thematisie­rt.

Was ist denn nun ganz prinzipiel­l zu beachten?

Mein Appell ist immer: Bitte fordern – aber nicht überforder­n. Sexuelle Aktivität bedeutet eine nicht unerheblic­he Beanspruch­ung des Körpers, klar. So kommt es zum Beispiel zu einem Blutdrucka­nstieg. Es gilt aber das Prinzip: Man sollte sich dabei wohlfühlen. Das heißt, man sollte auch die Alarmzeich­en kennen, dass man das Herz-Kreislauf-System möglicherw­eise überforder­t. Das sind etwa übermäßige Luftnot, Druck auf der

Brust oder Herzrasen oder -stolpern. Auch starkes Schwitzen oder ein hochroter Kopf sind typische Warnzeiche­n. Treten diese Beschwerde­n beim Sex auf, ist eine Pause angesagt.

Sinnvoll ist allemal, sich einer Herzsportg­ruppe anzuschlie­ßen. Vorab sollte ein Belastungs-EKG stattfinde­n, aus dem hervorgeht, wie sich Blutdruck und Puls bei körperlich­er Aktivität verhalten. Bekommt man dort grünes Licht, ist das auch ein Go für sexuelle Aktivitäte­n. Ebenfalls gut zu wissen:

Es ist wichtig, seine Herzmedika­mente regelmäßig einzunehme­n. Bei sogenannte­n PDE-5Hemmern – dazu zählt Viagra – sollte man vorher ärztlich abklären lassen, ob sie auch in Kombinatio­n mit den anderen Medikament­en eingenomme­n werden dürfen.

Warum ist es so wichtig, sich von seinen Unsicherhe­iten nicht unterkrieg­en zu lassen?

Sex trainiert ja auch unser HerzKreisl­auf-System. Und natürlich tut es auch der Psyche gut, wenn man dem Partner oder der Partnerin so nahe ist und das Glückshorm­one ausschütte­t. Gerade, wenn man in so einer schweren Phase der Krankheits­betroffenh­eit steckt.

Zur Person: Christof Wald ist Chefarzt des Fachzentru­ms für Kardiologi­e und des Zentrums für Innere Medizin der Schön Klinik Düsseldorf.

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Foto: dpa Eine Herzerkran­kung muss Paaren den Spaß am Sex keinesfall­s nehmen.

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