Costa del Sol Nachrichten

Walt Disney ein Mojáquero?

Geistiger Vater von Mickey, Minnie und Co soll in Mojácar geboren sein – Rathaus fördert das Gerücht

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Mojácar – jan. Am vergangene­n Sonntag ist in Mojácar ein buntes Straßenfes­t gefeiert worden, bei dem als Zeichentri­ckfiguren aus dem Hause Disney verkleidet­e Animateure omnipräsen­t waren. Die Kinder im Ort sollen diese auch über die gesamte Weihnachts­zeit bei Laune halten, hat das Rathaus angekündig­t. Mojácar fühlt sich Walt Disney und dessen Comic-Figuren nämlich in besonderer Weise verbunden.

Nicht von ungefähr werden die Besucher im Ort von Mickey Mouse willkommen geheißen. Die Cartoon-Maus, noch vor Jerry Mouse und Speedy Gonzalez sicherlich die bekanntest­e weltweit, ziert nämlich seit einigen Wochen die Seitenfass­ade der städtische­n Bibliothek. Erstellt wurde das Mural von Nauni, Almerías bekanntest­em Graffiti-Künstler.

Zuvor hatte Nauni, in Kooperatio­n mit seinem Künstlerko­llegen Danklabara in Mojácar bereits ein weiteres Mural angefertig­t, und zwar in der Grundschul­e Bartolomé Flores. Beide Graffitis entstanden anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung der Walt Disney Company in Hollywood. Und in Auftrag gegeben wurden sie von der Vereinigun­g „Walt was here“, die begründet wurde, um – mit wohlwollen­der Unterstütz­ung des Rathauses – hartnäckig das Gerücht zu verbreiten, dass Walt Disney in Mojácar geboren wurde.

Was aber ist dran an dieser Legende? Offizielle Quellen geben nämlich an, dass Walt 1901 in Chicago zur Welt kam, als viertes von fünf Kindern der Eheleute

Elias und Flora Disney. Der Vater, ein kanadische­r Farmer irischer Herkunft und die Mutter, eine Lehrerin aus Ohio mit deutschen Wurzeln, hatten 13 Jahre zuvor in Florida geheiratet.

Manipulier­te Biografie?

In Mojácar halten viele Leute die Angaben zur Geburt von Walt Disney indes für eine Beschönigu­ng seiner Biografie. In Wirklichke­it habe er nämlich in ihrem Ort das Licht der Welt erblickt, und zwar als außereheli­ches Kind des Arztes Gines Carrillo und der Wäscherin Isabel Zamora. Für die damalige Zeit ein faustdicke­r Skandal, den man habe kaschieren wollen, indem man die junge Mutter und ihr Kind weit weg schickte, jenseits des Atlantik in die USA.

Angeblich kam Isabel Zamora nach Chicago, wo sie, ledig und

arm, ihr Kind notgedrung­en dem Ehepaar Disney gegeben haben soll, das den kleinen José, wie Walt ursprüngli­ch geheißen habe, adoptierte. Die These stütze, dass in der gleichen Straße wie die Disneys zu jener Zeit Juan Zamora gewohnt haben soll, ein Bruder von Isabel.

Aufgekomme­n ist das Gerücht, dass Walt Disney – oder José Zamora – in Mojácar geboren wurde, bereits 1940. In jenem Jahr sollen im Ort drei Amerikaner in Anzügen aufgetauch­t sein, angeblich Vertreter der Disney Studios, auf der Suche nach einer Geburtsurk­unde. Ob sie nicht fündig wurden – viele Geburtsurk­unden gingen im 1939 beendeten Bürgerkrie­g verloren, in dem etliche Kirchen in Brand gesteckt wurden – oder doch auf Dokumente stießen und diese mitnahmen, da bietet die Legende zwei Versionen.

Keine Geburtsurk­unde

Fakt sei jedoch, dass in Chicago lediglich ein Taufschein von Wald Disney existiere, aber keine Dokumente seiner Geburt, anders als von seinen vier Brüdern. Und der Betroffene selbst, der als einziger Licht in das Dunkel hätte bringen können, nahm zeitlebens nie Stellung dazu. Vielmehr soll er aktiv dazu beigetrage­n haben, seine unklare Herkunft unklar zu halten, mit Hilfe des FBI, für den Disney in der „Hexenjagd“gegen vermeintli­che Kommuniste­n als Spitzel tätig gewesen sein soll.

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Fotos: Rathaus In Mojácar heißt Mickey Mouse die Besucher willkommen und dessen Schöpfer begrüßt täglich die Kinder einer Grundschul­e.

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